Vielleicht ist das ein wenig ungewöhnlich. Aber ich fange mal mit einer Buchempfehlung an: Michael Iwanowski – „Namibia“. Das war die Basis für die Planung der Reise. Es gab hier noch einen Marco Polo im Haus, den meine Liebste – ich will mal so sagen, reflexartig – gekauft hatte. Aber gefühlt ist der Info-Teil des Iwanowskis genauso dick wie der gesamte Marco Polo-Reiseführer. Für jemanden, der nur ein, zwei Tage in Namibia ist, mag das genug sein. Wer seine Reiseplanung für eine individuelle Reisetour durch Namibia mit Hilfe eines Marco Polo-Reiseführers vornimmt, der ist nicht bei Troste.

Ein kurzes Beispiel: Ich blätterte im Marco Polo und las etwas über einen Wasserfall. Hört sich gut an, wo befindet sich das denn, fragte ich mich. Ein wenig abseits von der geplanten Strecke. Gut, aber wer bin ich, dass ich nicht einen 400-Kilometer-Umweg für einen schönen Wasserfall fahren würde? Im Iwanowski wurde der Wasserfall auch erwähnt, aber mit der kleinen Zusatzinfo, dass er nicht so schön wäre, nur zweimal am Tage überhaupt ein Wasserfall zu sein scheint, da ansonsten ein Wasserkraftwerk die Wassermenge beschränkt. Das kann man schon für eine wesentliche Information halten. Die darf man aber halt nicht in einem Marco Polo erwarten. Soviel dazu.

Die Route habe ich zweimal geplant. Dabei fuhren wir in die Namib, wollten halt in Swakopsmund machen, dann sollte es über die Skeleton Coast nach Etosha gehen und dann zurück nach Windhoek. Sicher eine schöne Tour durch unberührte Landschaften mit einigen herausragenden Highlights, die ich unbedingt sehen möchte. Von unserer Agentur aus Namibia hatten wir zwischenzeitlich auch was gehört und einen schönen Vorschlag für eine Tour bekommen, die dem entsprach, was ich mir vorstellte.

Dann gab es zwei Änderungen, die komplett alles über den Haufen warfen: Die Schwiegermama kommt auch mit. Statt zwei Doppelzimmer plus ein Einzelzimmer benötigten wir nun also drei Doppelzimmer. Statt einem 4×4-Fahrzeug benötigen wir nun zwei. Während das eine einen gewissen Spar-Effekt hat, kann man das von dem zweiten Fakt nicht behaupten. Aber zu den Mietwagen später ein wenig mehr. Es gab ja noch eine zweite Änderung: Als wir vor ein paar Jahren durch Kalifornien fuhren, ungefähr die gleiche Mannschaft wie für die Namibia-Tour, fuhren wir auch durch zwei, drei Wüsten – unter anderem das Death Valley und Joshua Tree. Meine Mutter meinte irgendwann, das wäre ja langweilig. Nun kann man das als Einzelmeinung abtun, aber wenn man einen Urlaub plant, der zum größten Teil in der Wüste spielt, dürfte es eine gewisse Unzufriedenheit geben.

Der Iwanowski half mit einem Hinweis: Der Caprivizipfel soll ein relativ grünes Gebiet sein. Zumindest im Vergleich zur Namib. Warum nicht dahin fahren? Und warum, wenn man da schon ist, nicht gleich die Victoria-Wasserfälle mitnehmen. Da hätten wir das praktische mit dem verbunden, was ich mal einen Traum von mir nenne. (Es gibt in Südamerika Wasserfälle, von denen ich auch träume – aber wie man der Seite leicht entnehmen kann, waren wir in Südamerika noch gar nicht. Vielleicht 2019?)

Aus dieser Reiseplanung ergab sich ein logistisches Problem: Wir haben zum einen nicht so viel Zeit. Hätten wir mehr Zeit, hätten wir aber immer noch nicht mehr Geld zur Verfügung. Ein Teufelskreis, wie man so schön sagt, der nur durch einen Kunstgriff zu beheben gewesen ist. Dieser Kunstgriff Iwanowski. Dieser wies wohlwissend, dass man wenn man ersteinmal bis zu den Victoria Falls gekommen ist, diese Strecke kaum noch einmal zurückfahren würde (entweder man ist sehr wohlhabend und Rentner oder muss aus anderen Gründen nicht arbeiten). Air Namibia würde Gabelflüge anbieten, die sehr günstig wären. Aha!, gut zu wissen.

Ich habe in den letzten Jahren entweder die Reisen selber geplant und gebucht oder auf Reiseagenturen vor Ort zurückgegriffen. In diesem Fall hielt ich es für geboten, mal wieder unser lokales Reisebüro Strauchmann aufzusuchen. Über Weihnachten zu verreisen ist eine blöde Idee. Die Flüge sind in der Zeit exorbitant teuer. Die günstigsten Flüge lagen bei etwa 1100 Euro. Angebote in der Liga hätten uns aber über Kairo oder Addis Abeba geführt. Häufig mit zweimal Umsteigen und dabei wäre der Abflugflughafen Frankfurt gewesen und mit entsprechenden Zeiten, die völlig kontraproduktiv für einen Urlaubseffekt gewesen wären. Die Mission für das Reisebüro war nun, einen günstigen Flug herauszufinden für die Route Frankfurt -> Windhoek … Victoria Falls -> Frankfurt. „Oh“, meinte Frau G., „das kostet sicher richtig extra.“ Um kurze Zeit später zu sagen: „Ahh, das kostet 15 Euro mehr. So wenig!“ Das war doch mal ein schönes „Ahh!“

Wir sind ja zwei Grüppchen: das eine kommt aus Potsdam, das andere aus dem Norden. Die Nord-Truppe fährt gern Zug und wollte deshalb gern Rail & Fly in Anspruch nehmen. (Hintergrund: Sollten die Witterungsverhältnisse richtig mies sein oder eine der Bahn-Parteien mal wieder im Streik sein, dann kann man einen Tag eher fahren und schafft den Flieger sehr wahrscheinlich doch noch. Die Potsdam-Gruppe vertraut auf die Zuverlässigkeit des deutschen Flugwesens.) Für Rail & Fly muss man allerdings, das sagte uns die nette Dame im Reisebüro, eine Zusatzleistung aus dem Katalog buchen. Kein Problem, meinte ich, ich habe hier eine Liste von Hotels – vielleicht wäre ja eines im Katalog des Reiseanbieters und könne mitgebucht werden. Nun haben wir für unverschämt viel Geld ein Flug-Ticket mit einem günstigen Bahnticket dazu und ein Hotel. Wenn ich es zusammenrechne, haben wir sogar noch etwas gespart. Aber nur bei einem Zimmer. Verstehen muss man das nicht.

Für die Reiseroute habe ich mich zum einen an den Reiseführer gehalten, zum anderen an meine speziellen Wünsche. Das ist der Vorteil, wenn man Derjenige ist, der die Reiseplanung übernimmt. Wenn ich die Wahl zwischen dem Tag in einem felsigen Gebiet mit Höhlenmalereien habe, die mühsam zu erklimmen sind, und der Fahrt durchs Gelände und Tiere beobachten – dann hat letzteres unbedingt gewonnen. Ich habe die Zeit in den Nationalparks maximiert und alles andere minimiert. Der Wunsch der Schwiegermutter, die einen Elefanten sehen möchte, sollte in Erfüllung gehen. Ich würde ja gern mal Leoparden und Löwen sehen. Letztere haben sich ja schon mal auf ein Foto beim Südafrika-Urlaub verirrt. Ich konnte aber nicht sagen, dass ich sie wirklich gesehen habe. Feldstecher müssen wir diesmal unbedingt mitnehmen!

Frau G. bekam diese Liste in die Hand und hatte die „Hausaufgabe“, zu schauen, welche Hotels man denn über den Katalog buchen könne. Das ist natürlich ein wenig unsportlich, hat für uns aber den Vorteil, dass diese Hotels über Sicherungsscheine abgedeckt sind. Aber das war nur ein Randeffekt. Ein anderer war, dass man nicht mit Bargeld durch das Land reist, um irgendwelche Hotels bezahlen zu können – Kreditkarten können in Namibia ein wenig heikel sein -, sondern mit Vouchern, die man nur noch vorzeigt. (Dieses Problem hat man m.E. aber nur, wenn man durch das Land fährt und ohne Reservierung irgendwo einkehrt. De facto ist es so, dass wir bei 90% aller Unterkünfte, jetzt schon eine Anzahlung leisten musste und den Rest vor der Ankunft begleichen muss – per Kreditkarte. Es gibt nur ein einziges Hotel, welches nicht auf einer Vorauszahlung bestanden hat.)

Eine Woche später standen wir wieder im Reisebüro, waren mit Kreditkarten präpariert und bereit für die Buchung. Nachdem ich die von meiner Etosha-Camp-Anfrage die ich Anfang Juli über deren Webseite abgesetzt hatte, nichts mehr gehört hatte (übrigens bis zum heutigen Tage nicht), waren wir geneigt, die Camps auch über das Reisebüro zu buchen. Das ginge nur über Anfrage, bekamen wir dazu zu hören, aber das machten wir dann halt so. Hat übrigens geklappt. Drei Tage später hatten wir schon Bescheid bekommen, dass das alles so klappt, wie wir uns das vorstellen.

Blieb nur noch der Mietwagen. Die Angebote im DERTOUR-Katalog, den wir hatten, klangen nicht so sexy, wie die Angebote aus dem Netz. Es gab nur zwei Schwierigkeiten: Wir fuhren nur eine Strecke, mussten also eine Einweg-Miete bezahlen (oder einen Strafzuschlag, kann man es auch nennen). Die Tarife hierfür waren höchst unterschiedlich und mussten erst einmal herausgefunden werden. An die Arbeit machte ich mich ohne das Reisebüro. Nachdem ich verschiedene Angebote eingeholt hatte, kam ich noch einmal auf DERTOUR zurück. Ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte: Hier hatte ich das Angebot, das ich haben wollte. Zwar war die Einweggebühr viel, viel höher als bei anderen Anbietern und auch die Tagesmiete lag über denen der anderen Reiseanbieter. Aber: In dem Preis war einen Vollkasko-Versicherung schon enthalten einschl. Steinschlag & Co. Dafür sollte man anderswo noch einmal vierzehn bis fünfundzwanzig Euro pro Tag und Fahrzeug zusätzlich zahlen. Damit wurde das Angebot von denen plötzlich sehr attraktiv. Hinzu kommt halt noch, dass man genau aufpassen muss, was man mit welchen Fahrzeug in welchem Land machen darf.

Wir werden nun den Wagen schon in Kasane (Botswana) abgeben und von dort mit einem Bus-Transfer Richtung Victoria Falls reisen. Das sind zwei Stunden, da wird sich gewiss eine preisgünstige Lösung finden. Sobald wir die Wagen wirklich gebucht haben, die Bestätigung steht noch aus, können wir uns auch darum kümmern.