In die Schweiz zu fahren, war wohl zu meinen Lebzeiten noch nie ein besonders billiges Vergnügen. Die Franken-Freigabe hat das nicht besser gemacht. Was wohl die Hoteliers in den Feriengebieten gedacht haben, als sie davon erfuhren. Vermutlich haben sie die Business-Pläne alle neu geschrieben und still vor sich hingeweint. Erst die Russen, dann die Euro-Länder-Bewohner. Natürlich außer den ganz hochwertigen Hotels, den fehlen wohl nur die Russen.

Viele Gedanken um die Hoteliers mache ich mir nicht. Vielmehr um meine Brieftasche. Man bekommt schon leichte Zweifel, wenn man über 160 Franken für ein Zimmer in einem Zwei-Sterne-Hotel in Genf zu bezahlen hat. Da bin ich dann auch geizig genug, um mir mein abendliches Sandwich vom Hamburger Flughafen mitzubringen, was immer noch um Welten günstiger ist, als würde ich mir eines irgendwo in der Schweiz kaufen.

Der Montag ging also nach der Tour-de-Force von Cork nach Genf am Montag sehr bescheiden zu Ende, aber wenn man um 9 Uhr abends im Hotel ankommt, hat man auch keine gr0ße Lust mehr auf irgendwas.

In der Früh ging es am Dienstag nach Lausanne, eine nette Zugfahrt, bei der man in der Ferne immer See und Berge sah. Schön ist’s ja in der Schweiz. Zur Mittagsstunde fuhren wir mit der Metro vom Kunden runter zum See und ich machte von dem See, den Bergen und dem sehr mäßigen Wetter auch ein paar Fotos. Wir begutachteten die Luxus-Hotels und die Polizei, die wohl diverse Atom-Verhandler zu beschützen hatte.

Am Abend machte ich die Erfahrung, wie es im Vapiano so ist. Nicht schlecht, aber gegen unseren Haus-Italiener ist das natürlich kein Vergleich. Aber in Begleitung netter Leute mit anregenden und lustigen Gesprächen, machte es doch Spaß. Die waren so anregend, dass es noch ein, zwei Schlummertrunks gab, bevor es ins Bett gab.

Wirklich anstrengend war der Mittwoch. Von den beruflichen Themen gar nicht mal so, aber am Mittag – so hatte es der Kunde beschlossen – sollte es zum Essen gehen. Es gab leichte Start-Schwierigkeiten, denn ich hatte noch einen Kunden am Telefon, der abwechselnd sagte: „Eine Frage hätte ich noch.“ … „Zwei Fragen hätte ich noch.“ … „Eine Frage hätte ich noch.“ … „Zwei Fragen hätte ich noch.“ und hinter mir Kunden standen, die darauf warteten, das ich endlich fertig werden würde.

Ich wurde schon am Morgen gefragt, welche Küche ich denn bevorzugen würde oder wonach mir der Sinne stände. Italienisch, französisch, schweizerisch … und spaßeshalber wurde Käse-Fondue vorgeschlagen. Meinte ich, dass das ja mal eine gute Idee sein, das hätte ich noch nie gemacht. Fondue ja, aber das war nicht mit Käse.

Wenn Käse-Fondue, dann da, wo wir waren. Davon war der Kunde überzeugt. „Café Romand“ war knackevoll als ich ankam, der Kunde hatte den Tisch schon in Beschlag genommen und war beim ersten Bier. Als Aperitif gerade richtig. Ich empfand es noch als ein wenig früh, aber solche kleinbürgerlichen deutsche Bedenken werden als nicht wichtig erachtet. „Ein Bier!“ hieß es, und nach dem Bier kam ein Teller mit Trockenfleisch auf dem Tisch, ordentlich bepfeffert, sollte es uns Appetit auf das kommende Fondue machen. Dieses traf zeitgleich mit der zweiten Runde Weißwein am Tisch ein und mir schwante, dass meine Leistungsfähigkeit am Nachmittag einen gewissen Einbruch erleiden würde. Aufgespiesstes Brot durch Käse zu ziehen hat schon was und ist sehr, sehr sättigend. Der Topf mit Käse war groß und schien nicht leer werden zu wollen. Die Dame am Tisch meinte, es wäre ja wohl nur recht, wenn man auch noch ein wenig Kirschschnaps zum Stippen hätte. „Klar!“ hieß es und mir wurde bedeutet, dass Brot in den Brand zu tunken, dann den Käse das Brot umrunden zu lassen und dann zu genießen. Ja, was soll ich sagen – lecker ohne Ende. Ich fragte noch nach, ob es vielleicht kalorienarmer Käse sei, was mit schallendem Gelächter aufgenommen wurde. Der Digestif sollte nicht vergessen werden, eine Mischung aus Birnen-Likör und Williamsbirne.

Ich freute mich auf ein Feierabend-Schläfchen. Ein wenig zur Ruhe kommen, die Augen zuzumachen. Aber kaum waren wir im Büro, wurde schon angefragt und abgemacht, dass man nach der Arbeit, ein Bierchen nehmen könne. Früh wie selten beim Kunden, ging es um fünf Uhr zur Stammkneipe der Kollegen und es wurden große Bier ausgeschenkt. Nachdem zweiten wurde ich angefragt, ob ich denn schon was Essen könne, was ich verneinte. Es ist ja nicht so, dass Bier nicht auch sättigen würde, allerdings hieß das nicht, dass man nun getrennter Wege hätte gehen können und ich mir eine Mütze Schlaf hätte holen können. Es wurde eine dritte Runde bestellt. Anderthalb Liter Bier vor sieben Uhr abends intus zu haben (ohne den Alkohol vom Mittag mitgezählt zu haben, belastet meinen Körper schon ein wenig).

Irgendwann haben wir die Sportsbar verlassen, da die beiden Kunden-Kollegen aus Lausanne nach Hause wollten. Es wurde schon vorher heftig beratschlagt, was ich mit der Kunden-Kollegin aus Lausanne kulinarisch in Lausanne entdecken können sollte. Die Frage war nach dem Offerieren der Möglichkeiten recht leicht zu beantworten: Wir gingen zum Libanesen. Dazu musste man nicht in die Stadt hinaufsteigen, wie am Mittag, und es war auch ganz in der Nähe unseres Hotels.

Es gab für uns noch ein Plätzchen im OBeirut, was man wohl als Glück zu bezeichnen konnte, da das Restaurant wirklich gut besucht war. Das Essen war hervorragend und der Service angenehm. Hervorheben möchte ich den Nachtisch, den ich mit meinen einfachen Worten als Vanille-Pudding mit Pistazien und Rosenwasser verziert bezeichnen möchte. Es gibt sicher einen besseren Namen dafür – der wichtige Punkt ist, dass es ein Höhepunkt war. Jedwede Form von Alkohol schenkten wir uns, stattdessen begnügten wir uns mit Wasser und Dattelsirup mit Pinien-Kernen.

Man sieht, Dienstreisen können ganz schön anstrengend sein.

(Am Flughafen gab es Coca Cola Life – habe ich vorher noch nie gesehen. Soll weniger Zucker haben als andere Cola-Sorten. Was daran jetzt mehr Life ist als an anderen Cola-Sorten auch von Coca Cola selbst, vermag ich nicht zu sagen.)