Ich war in den letzten Wochen ein wenig zurückhaltender, was Musik-Käufe anging. Zum einen gabe es nicht so richtig was, was mich hinterm Ofen hervor gelockt hätte. Zum anderen war ich noch mit dem beschäftigt, was ich hatte. JMJ läuft bei mir immer noch rauf und runter – einfach ein gutes Album.

Durch viel Lob in Newslettern bin ich dann auf Blood Orange aufmerksam geworden. Weder der Titel „Freetown Sound“ noch das Cover hätten mich jemals angesprochen. Neugierig machten mich nur die Lobeshymnen, die ich las. Aber ich war doch überrascht, wie rafiniert, das Album gemischt war und höre es mir gern an. Es ist nie langweilig und es gab keinen Titel auf dem Album, bei dem es mich beim zweiten Durchhören nach dem Motto „Och, das schon wieder!“ in den Fingern juckte. Das Album ist ziemlich nah an einer 7 dran, was für meine Verhältnisse ausgezeichnet ist. (Die nächste Stufe wäre wohl eine 9, aber das hieße ich wäre bereit jeden Titel des Albums zu jeder Zeit zu hören – das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich erwähnte schon, dass diese Bewertung eher technischer Natur ist und weniger etwas mit einem ausgeklügelten Bewertungssystem einer Musik-Redaktion zu tun hat.)

Ein wenig enttäuscht war ich von der EP „Statues“ von Blue States. Auf den früheren Alben lieferten sie gute Electronic und hörbaren Pop. Sie lieferten eingängige aber nicht ausgelutschte Melodien ab, die ich gern für die Untermalung meiner Privat-Videos verwendet hat. Dort ist das wichtigste Kriterium: Die Musik darf nicht nerven. Der titelgebende Song fand noch meine Gnade, die anderen drei Songs laufen unter „ferner liefen“. Aber vielleicht folgt noch ein Album, das ein wenig mehr Substanz aufweist. Vielleicht sind die Herrschaften nur aufgrund der langen Pause aus der Übung und spielen sich mit der EP warm. Die Hoffnung stirbt zu letzt.

Damit sind wir bei einer Band, die ich mir ganz gern mal live anschauen würde: Bear’s Den. Ich entdeckte sie vor zwei, drei Jahren durch einen kosten Download auf Noisetrade. Als dann das große Album kam, trieb es meine Hand gleich zum Kaufen-Button. Das war jetzt beim zweiten Album nicht viel anders. Die ersten Songs unterscheiden sich von dem, was sie früher gemacht haben, schon. Ich weiß nicht, ob „durchgestylt“ das richtige Wort ist, stromlinienförmiger. Das böse Wort vom „Mainstream“ will ich gar nicht erst in den Mund nehmen (ist ein ähnlich hässliches Wort wie „Gutmensch“, was ist am Mainstream eigentlich schlimm?), weil auch das Vorgänger-Album niemanden enttäuscht hätte, der gern Musik hört, die für den Massenmarkt gemacht wurde. So, wie es gerade sehe, hat das Album aber eine glatte technische sieben bekommen – ich würde es bedenkenlos empfehlen.