Der Kater macht genau bei vier Dingen klar identifizierbare Geräusche: Er will nach draußen (dabei schaut er einen an und weint wie ein Kind), er will aus dem Käfig auf dem Weg zum Tierarzt (dabei schaut er einen nicht an und weint wie ein Kind), er fängt einen Sing-Sang-Knurren an (dabei bekommt er einen ganz flauschigen Schwanz und man weiß, dass eine fremde Katze/Kater in der Nähe ist) oder er heult leise vor sich rum (womit er ankündigt, dass er sich übergeben wird). Darüber hinaus gibt es noch eine Palette von anderen Geräuschen, bei denen er sich mit den anderen Katzen verständigt.

Mit den Geräuschen drei und vier hat er uns in den letzten 12 Stunden beglückt. Gerade eben lag er noch auf der Couch und schaute mich skeptisch an. Sekunden später sitzt er auf dem Boden und heult leise vor sich hin.

„Nicht auf der Auslegware!“ ist mein Gedanke dann.

Vom Anfang des Geräusches bis zur Umsetzung lässt sich der Kater meist etwa zwanzig Sekunden Zeit. Zeit, die man hat, ihn sich zu schnappen und auf Fliesen-Terrain zu bringen. Vorausgesetzt er lässt sich schnappen. Heute morgen hat das einigermaßen geklappt. Er rannte davon, aber ich bekam ihn bis zum Fliesenbereich und dort entledigte er sich der offenbar überflüssigen oder zu hastig eingenommenen Nahrung. Ich habe ein schlechtes Gewissen gehabt, ihn vor dem Kotzen gescheucht zu haben – das würde ich selbst auch nicht wollen. Allerdings war ich dann doch wieder Dankbar, denn die Ladung von der Auslegware zu entfernen, macht sehr, sehr wenig Spaß.

Kurz bevor wir zu Bett gehen wollten, fing er gestern Abend mit dem Sing-Sang-Knurren an. Das Vergnügen haben wir bisher eigentlich nur gehabt, wenn wir im Wintergarten saßen oder gar ganz draußen. Ich überlegte, ob wir die Tür aufgelassen hatten. Aber so warm ist es eigentlich nicht und da wir planen, heute unseren Ausflug nach Quedlinburg zu starten, haben die Katzen Stubenarrest. Also unwahrscheinlich.

Ich ging trotzdem runter und vor der Küchentür saß ein roter, großer Kater und schaute in die Wohnung. Auf der anderen Seite tigerte George herum, dicker Schwanz und in etwas feindseliger Stimmung. Natürlich machten Frauchen und Herrchen wieder das, was er überhaupt nicht verstand: Statt die Tür zu öffnen und ihn herauszulassen, um den Eindringling zu vertreiben, öffneten sie die Tür und brachten dem Kater Futter.

Die Beste aller Ehefrauen meinte:

„Den Kater habe ich als Aushang am Abfallhof gesehen. Der wird gesucht.“

Daraufhin wurde der Kater im Wintergarten eingesperrt, mit Nassfutter und Wasser versorgt und bekam sein eigenes Katzenklo. Im Internet begann eine Recherche nach vermissten Katzen. Eine halbe Stunde später stellten wir fest, dass es nicht der Kater war, der gesucht war, und da er noch sehr gut im Futter stand, gingen wir mal davon aus, dass er ein Fremdfresser war und öffneten die Wintergartentür wieder.

Heute morgen war der Futternapf nahezu leer und der Fremdfresser war weg.