Beim Studium des New York-Reiseführers hatte ich schon davon gelesen, dass man in New York Hubschrauber-Rundflüge unternehmen kann. Es stand da auch, dass dies ein happiger Spaß wäre und das war der Moment, wo ich davon Abstand nahm. Auf einer recht langen Fahrt von Norddeutschland nach Marienbad hörte ich einen Song von Röyksopp mit dem Namen  „Alpha Male“. Welche Gehirnwindung nun dafür zuständig ist, dass ich zu dem Entschluss gelangte, dass es cool wäre, über New York herumzufliegen und dann später das Home Video mit dem Song zu hinterlegen, kann ich nicht sagen, eine Gehirnwindung mindestens muss es gewesen sein.

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Schon am Sonntag, als wir die Südspitze Manhattan bewanderten, sah ich sehnsuchtsvoll zu den Hubschraubern und Susann sprang auch drauf an, dies als Highlight an ihrem Geburtstag haben zu wollen. Die Freude wurde ein wenig getrübt, denn für das Geld, was man für einen solchen Hubschrauberflug ausgibt, machen manche Urlaub. Das Vergnügen dauerte etwa 15 Minuten. Über Manhattan selbst sind Hubschrauberflüge wohl verboten, weshalb man von einem Heliport am East River südlich der Brooklyn Bridge startet. Von dort aus geht es in Richtung Freiheitsstatue. Nachdem diese umflogen wurde geht es über dem Hudson River in nördlicher Richtung bis zur Höhe Central Park. Dort wird dann gedreht und es geht wieder zurück.

Klar, dass wir ein wenig wegen des Geldes mit diesem Event haderten. Andererseits: Wann kann man schon mal mit einem Hubschrauber fliegen? Außerdem waren wir so vernünftig gewesen und haben keine Tickets für die Radio City Music Hall gekauft. So sehr wir davor grübelten und grübelten und grübelten – wir haben keinen Cent bereut, als wir es getan haben. Es war das perfekte Geschenk für die beste Ehefrau der Welt.

Diese war am Vorabend schon in ihren „Aufgeregt sein“-Modus verfallen und wie immer, wenn es in Richtung Flughafen, Bahnhof und ähnliches geht, mussten wir sehr, sehr zeitig da sein. Wir hätten locker ein paar Abflüge eher geschafft, aber es gab keine Umgrade-Programme und es war auch nichts frei. So hatten wir einen Höhepunkt des Tages schon um elf Uhr hinter uns und mussten uns nun fragen, was wir denn bis zum Geburtstagsessen am Abend noch so treiben sollten. Governors Island war die Antwort auf die Frage – man kam relativ günstig dort hin und auf einen Montag war da wirklich nicht viel los. Es ging mit dem Schiff rüber und das erste, was uns dort ins Auge fiel, war ein „riesiges“ Zelt in dem es Public Viewing gab. Portugal spielte gegen Deutschland und lag zu dem Zeitpunkt schon 0:1 zurück.

Überhaupt Weltmeisterschaft: Wenn es für mich (unabsichtlich) auch ein wenig Flucht vor dem Trubel der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland sein sollte, so gelang das – so ähnlich wie damals die Flucht vor dem Weihnachtstrubel nach Vietnam – eher mäßig. Überall waren die Kneipen und Restaurants geschmückt mit FIFA Worldcup-Flaggen, Wimpeln und in den Fernsehern lief Fußball. Die Leute standen manchmal draußen und schauten einfach nur den Spielen zu.

Von Governors Island kann man gute Fotos von Manhattans Skyline machen und hat auch einen schönen Blick auf die Freiheitsstatue. Außerdem ist es ein guter Platz, dem Trubel der Stadt zu entkommen. Denn hier war es – für New Yorker Verhältnisse zumindest – leise. Auf dem ehemaligen Militärstützpunkt gibt es Alleen, durch die man spazieren kann. Wir lagen in einer Hängemappe, die dort gespannt war, konnten die Augen schließen. In der Ferne lärmten ein paar Kinder auf einem Spielplatz, aber was ist das gegen permanenten Verkehrslärm der City?

Zurück in Manhattan machten wir uns auf den Weg zum Empire State Building. Dafür waren wir heute gleich zweimal „angemeldet“. Unser New York Pass erlaubte uns den zweimaligen Besuch, einmal tagsüber und einmal abends. So war der Plan, erstmal die Aussicht zu genießen. Dann in einem schönen Restaurant zu essen, um abschließend den Turn noch einmal zu bestärken und New York bei Nacht von oben zu betrachten. Ein guter Plan, den wir so auch in die Tat umsetzten.

Wir wussten nur noch nicht, ob uns der Ausblick aus der 86. Etage reicht. Dafür hatten wir die Tickets und wir entschieden uns, das spontan oben zu entscheiden. Das, so sagte man uns am Eingang, wäre auch kein Problem. Andernfalls hätten wir die Express-Schlange verlassen müssen und uns richtig anstellen müssen. Das wollten wir nicht.

Die Aussicht war fantastisch. Da der Appetit mit dem Essen kommt, wie es so schön heißt, entschlossen wir uns, die 102. Stock auch mitzunehmen. Man lebt ja nur einmal. Leider war der Ticket-Automat außer Betrieb. Wir fragten eine Mitarbeiterin, was man denn jetzt machen könne. Sie meinte, dass wir nach unten fahren könnten, dort das Ticket kaufen und dann wieder hochkommen könnten, um in den 102. Stock zu fahren – oder wir warten auf den Mitarbeiter, der das repariert. Wir warteten. Fünf Minuten, zehn Minuten, fünfzehn Minuten – das war nicht wirklich schlimm, es gab ja was zu sehen. Dann kam die Mitarbeiterin wieder und erkannte uns wieder: „War noch keiner da?“ Nein, sagten wir. „Okay, kommen sie mit.“ So sparten wir 34 Dollar, da sie uns so durchließ. Und ganz ehrlich: So fantastisch die Sicht vom 86. Stockwerk ist, so wenig lohnen sich die 17 Dollar pro Nase für die zusätzlichen Stockwerke. Es ist recht eng und die paar Stockwerke machen aus dem Erlebnis „Empire State Building“ jetzt nicht ein komplett anderes. Für geschenkt war es okay und wir haben es genossen. Hätten wir den Preis bezahlt, hätte ich mich wahrscheinlich geärgert.

Unten gab es eine kleine Brauerei. Wir nahmen nur etwas zu trinken und ein kleinen Happen, bevor wir uns zum kulinarischen Höhepunkt auf machten. Es war das Danji, in dem es asiatische-französische Fusionsküche gab. Das Restaurant war recht klein, was mich überraschte, aber wir hatten vorher reserviert. Unser Kellner verdiente sich sein Trinkgeld mit guter Beratung und das Essen war wirklich oberoberlecker. Teilweise war es recht scharf, aber über das übliche hinaus, mussten wir einen gang nochmal bestellen. Das hört sich jetzt ganz verfressen an, aber es waren ja nur Tapas und die Portionen entsprechend übersichtlich.

Desserts gab es dort nicht. Aber der Kellner hatte einen guten Tipp für uns und so marschierten wir durch die Straßen von New York auf der Suche nach einen Eisladen namens Cold Stone. Wenn ich es richtig sehe, handelt es sich um eine Kette. Aber das Eis war so lecker und irgendwie von der NYPD auch zertifiziert, wenn man eisleckende Police Officers als Beleg für guten Geschmack werten darf.

Es wurde fix dunkel und wir gingen zum Empire State zurück. Diesmal gab es keine Express-Schlange und mir mussten uns einreihen. Die Schlange war recht lang. Außer der Aussicht ist mir eines in Erinnerung: Einer der Portieres, der die Einweisung für die Fahrstühle vornahm, hatte wirklich für jeden, der vor ihm stand, ein Wort über. Als er merkte, dass wir aus Deutschland kommen, fing er an über Bier zu sprechen. Was für Sorten ich denn so kennen würde. Als er hörte, was ich so als Norddeutscher an Biersorten erwähnte, meinte er, die kenne er noch gar nicht, holte ein Notizbuch hervor und fing an, die Sorten aufzuschreiben.

Abschließend noch die Antwort auf die Frage, ob sich das Anstehen gelohnt hat, um New York bei Nacht vom Empire State Building zu betrachten. Ja, an einem schönen Abend mit guter Sicht und lauen Temperaturen, ist das noch mal ein Highlight, dass man nicht missen sollte.