Um halb elf war ich aus dem Hotel. Nichts ist zurückgeblieben. Dann ging die Fahrt Richtung Flughafen. Da ich wusste, dass die Autobahn mit Baustellen gespickt ist, fuhr ich die Grattiot hinunter. Das Wetter war trüb und später sollte es regnen, das machte die Fahrt nicht gerade lustiger.

Der Verfall und die Armut trat noch viel mehr zumute. Den Gedanken, auszusteigen und ein paar Fotos zu machen, ließ ich dann mal fallen. Bevor dann noch auf die Autobahn fuhr, musste ich aber nochmal tanken. Das, dies nicht die beste Gegend war, merkte man nicht nur an den Häusern. Die Tankstellen erinnerte im Inneren an eine Festung.

Wie ich gestern in der Zeitung lesen konnte, ist das nicht nur Schutz vor Gangstern und vermeintlichen Kunden. In Detroit war der Betreiber einer BP-Tankstelle zu seinem Wettbewerber auf der anderen Straßenseite marschiert, weil er nicht verstehen konnte, dass dieser den Preis für die Kraftstoffe um 3 Cent gesenkt hatte. Am Ende einer lautstarken Auseinandersetzung war der Wettbewerber tot.

Blöde ist auch, dass man mir einen Vertrag angedreht hatte, bei dem die erste Tankfüllung bezahlt werden muss. Abgeben soll man das Auto mit leerem Tank. Das ist schon eine spannende Sache, bei der ich noch nicht herausbekommen habe, wie man das Drehen soll. Mir scheint das aber ein recht cleveres Geschäftsmodell seitens des Autovermieters zu sein. Ich habe nur ein bisschen getankt und doch war es zuviel.

Bei der Verabschiedung von den Kollegen in Mt. Clemens kam noch mal das Gespräch auf Europa. Einer, mit dem ich während der Zeit nicht zu tun hatte, meinte, er wäre für einige Zeit in Europa gewesen. Armee, ganz klar, und er war in der Nähe von Nürnberg stationiert. Er saß aber nicht nur still auf seiner Basis und kehrte irgendwann zurück. Er reiste durch Europa und war sogar in Andorra. Puh, da konnte ich nicht mithalten. Immerhin kannte ich Andorra, was mir früher schon einen Vorteil bei Stadt, Land, Fluss verschaffte. Auch der Betreuer des Rental Car-Busses konnte gestern was zum Thema Deutschland beitragen, denn er war schon mal in Wiesbaden. Hatte dort im Hospital gelegen, als er irgendwas mit dem Bein hatte. Bei was für einer Gelegenheit er sich das geholt hatte, darüber ließ er sich nicht weiter aus.

Bei Lufthansas war noch keiner, als ich ankam. Die Sitzgelegenheiten waren aber schon alle belegt. Gruppen von Indern, die auf ihren Koffern Beschreibungen ihrer Reiserouten angegeben hatten. Sie hatten noch einiges an Weg vor sich, der wohl nicht in Bombay oder Neu-Dehli zu Ende war. Die Stadtnamen sagten mir nichts. Als dann die Counter aufgemacht worden, hatte ich das Glück an vierter Stelle der Economy-Class-Schlange zu stehen. (Liebe Lufthansa, by the way: Economy Class klingt doch irgendwie billig. Das Essen und der Service bei British Airways ist um einiges mieser als bei euch, aber dort wird man als World Traveller gehandelt, was einem doch viel besser gefällt. Man sitzt zwar auch in der Holzklasse, aber es klingt aufregender.) Vor mir stand eine Inderin, die nachher am Schalter auch neben mir stand. Während ich meinen Pass rübergab und auf meine Bordkarte wartete, wurde der Dame klar gemacht, dass ihr Gepäck übergewicht hätte. Die zwei Koffer würden mit jeweils 30 Kilo daherkommen, erlaubt wären aber nur 23 Kilo je Gepäckstück. Das würde pro Gepäckstück 50 Dollar machen. Wer nun glaubt, dass ich dieses Prozedere um das Gepäck nicht mit bis zum Ende verfolgen durfte, der täuscht sich, denn mein Gepäck war, was das Gewicht anging, konform mit den Bestimmungen, aber irgendwie schien die Dame mich und meine Buchung im System nicht zu finden. Keine sehr angenehme Vorstellung. Sie nahm meine Unterlagen, ging zu einem anderen Computer, wo sie feststellte, dass ich existierte und auch irgendwie vorhanden wäre. Kam zurück, um die Stirn zu runzeln. Dann fing sie an, mit einer Kollegin zu diskutieren und meinte schließlich, sie müsste das mal untersuchen. Verschwand mit meinen Unterlagen und kehrte nach einer halben Ewigkeit zurück.

Vorgestern hatte ich mir noch neue Kopfhörer gekauft, die ich brauchte, weil meine anderen Kopfhörer auf dem Hinflug einen Kabelbruch aufwiesen und ich auf dem rechten Uhr nur noch hin und wieder Signale empfing. Ein bisschen blöde war das schon, denn so alt waren die Kopfhörer noch nicht, aber das passiert halt. Die neuen Kopfhörer haben eine Geräuschverminderungssystem, so will ich’s mal nennen, sprich der Kopfhörer hört auf die Umgebung und eliminiert die Geräusche. 75% werden versprochen, wenn man die Funktion einschaltet. Die Heizung im Hotelzimmer hatte er im eingeschaltetem Zustand verschwinden lassen. Am Flughafen hatte die Neuanschaffung weitere Gelegenheit sich zu bewähren. Aber da war es gar nicht so laut, dass es großartig auffiel.

Um kurz vor drei Uhr Ortszeit sollte das Boarding beginnnen. Pünktlich mit dem Beginn der Abfertigung wurden eine Reihe von Namen aufgerufen, die sich bitte melden sollten. Hey, mein Name war noch nie aufgerufen worden, aber gestern war es der Fall. Das konnte Gutes bedeuten oder auch nicht. Also bin ich zum Schalter und dort wurde mir eine neue Bordkarte zugeteilt, und die Schalterdame murmelte etwas von Upgrade. So ein Upgrade ist eine feine Sache, von der Economy Class aufgewertet zur Business Class. Was mir bei einem Inlandsflug ziemlich egal ist, erfreute mich bei diesem langen Flug.

Da hat man ja richtig Platz. Man kann rumlümmeln und sich sicher eine Stunde allein mit den verschiedenen Stellungen des Sitzes bestellen. Was die Filmversorgung angeht, so ist das Prozedere bei den verschiedenen Fluglinien ja recht unterschiedlich. Bei Lufthansa wird in der Economy etwas gezeigt und man hat die Wahl, das zu sehen oder es bleiben zu lassen. In der gehobenen Klasse wird da deutlich mehr geboten. So auch beim Essen…

Aber der größte Pluspunkt bleibt immer noch der Platz.