Männlich, allein reisend, Bart, deutscher Pass, Mietwagen mit texanischem Kennzeichen, die Frage, ob er pepper spray bei sich führe, nicht sofort verneinend, und dann auch noch nach Kanada einreisen wollen. Das klingt doch irgendwie verdächtig. Muss sich zumindest der Grenzbeamte gedacht haben, der nicht bereit war, mich heute morgen sofort in das Land der aufmüpfigen Quebecer und der dösigen Elche zu lassen.

Er kam also heraus und steckte mir einen gelben Zettel unter die Scheibenwischer, wies mich bestimmt und nicht sonderlich höflich an, zum Zoll zu fahren und mich den dortigen Officers auszuliefern. Meinen Pass gab er mir zurück, was auf dem gelben Zettel stand, konnte ich nicht lesen. Interessanterweise gibt es keine Möglichkeit zu sagen, nöö keine Lust, was einigermaßen souverän wäre oder auch nur dann halt nicht, ich fahr zurück als bockiges Äquivalent. Auf kanadischen Boden befindend gab es für mich diese Möglichkeit nicht mehr.

Ich fuhr also in eine Halle und hielt mich in der Spur Zoll. Da standen schon einige Autos, ob die nun nur so da standen, konnte ich nicht sagen, aber an denen machte sich keiner zu schaffen und es waren auch keine Besitzer zu sehen. Wer weiß, wo die waren…

Kaum stand ich, kam ein Trupp von drei uniformiert bekleideten Herrschaften auf mich zu und wollten Pass sehen, begutachteten den gelben Zettel und forderten mich auf, auszusteigen. Ein staatlicher Herr, der sich mir nicht vorstellte, forderte mich auf, mich vor den Wagen zu stellen und hatte dann ziemlich genaue Vorstellungen, wie ich vor dem Wagen zu stehen hätte.

Dann wurde es einerseits langweilig und andererseits interessant. Langweilig war es, weil mich der stämmige Herr, der sich mir nicht vorgestellt hatte, mit den gleichen Fragen bombardierte, die ich dem Immigration Officer beantwortet hatte. Ich sei beruflich in den USA, würde da bei einer Zeitung arbeiten, das ganze für drei Wochen, ich sei nur für einen Tag in Kanada, hätte vor zu einem Outlet Store zu fahren und mir Windsor anzuschauen. Was man halt so erzählt, wenn man ehrlich ist.

War natürlich dumm: Ich hätte einfach so tun sollen, als wenn ich kein Wort englisch verstehen würde. Der Palästinenser, der im Flugzeug vor mir saß, und die Polen, die neben mir saßen, sprachen auch kaum ein Wort englisch und sind sicher auch rein gekommen. Spricht man die Sprache nicht und fällt haben sie nichts Handfestes in der Hand, geben sie sich schnell zufrieden. Fängt man an zu antworten, fragen sie solange, wie ihr Interesse nicht erlahmt. Man weiß nie, wann das soweit ist. Aber so sind wir Deutschen nun mal: Wenn wir so nett verhört werden, wollen wir das Gegenüber nicht unbefriedigt lassen.

Der eine Kollege war dabei, den Kofferraum zu untersuchen und wird wahrscheinlich schwer über die drei Wasserflaschen ins Grübeln gekommen sein, die ich so achtlos und trotz drohender Minustemperaturen im Auto hatte. Seine Kollegin untersuchte die Vordersitze und die Ritzen auf das Genaueste und ich hoffte, dass keiner der Vorbesitzer etwas im Auto zurückgelassen hatte, was man mir hätte anhängen können. Was macht man, wenn einem Vormieter irgendwas aus der hinteren Jeanstasche fällt, was nicht legal ist, und es bei einem selbst gefunden wird? Da wäre ich in erhebliche Erklärungsnöte geraten, vermutlich hätte in den hiesigen Konsul anrufen dürfen. Aber sie ist nicht fündig geworden, hat nur die Ummantelung von dem Navi runter geworfen, dass ich später am Tag bös am Fluchen war.

Der Stämmige hatte mich dann verlassen und kümmerte sich mit dem Kollegen um die Rücksitzbank, kehrte dann zurück, gab mir den Pass, die Schlüssel und meinte, ich sollte zur Immigration gehen und mir dort die Eintritts-Genehmigung holen. Leider hatte ich versäumt, eine Kopie von dem gelben Zettel zu machen, auf dem hauptsächlich vermerkt war, dass es ein texanischer Mietwagen sei. Wie blöde, denn ich hatte beim Aussuchen des Autos noch überlegt, ob es so gut sei, mit einem texanischen Kennzeichen hier rumzufahren, aber das Auto war ja besser als das ohne texanisches Kennzeichen.

Die Dame in der Immigration fragte mich alle Fragen noch mal, gab mir dann ein Visum (welches bis Ende November gültig ist) und entließ mich zu den Zöllnern, die mir den gelben Zettel wieder abnahmen und mich nach Kanada entließen.

Fein. Mittlerweile war ich aber so angepisst, dass ich zu nichts mehr Lust hatte. Mir war nicht mehr nach Kanada. Auf dem Weg zum Outlet Mall kam mir dann in den Sinn, dass ich Probleme bekommen könne, wenn ich mit irgendwelchen Sachen aus Kanada in die USA zurückkommen würde. Also ließ ich es und habe vor die Mall hier in der Nähe aufzusuchen.

Aus so einer Stimmung heraus kann man natürlich auch nicht erwarten, dass es hier eine charmante Beschreibung von Windsor gäbe. Die wäre mir schon so schwer gefallen, aber so. Zuerst das Positive: Wie man sehen kann, gibt es eine gute Sicht über den Fluss auf Detroit Downtown, so dass selbst dieses charmant aussieht. Ein paar Hochhäuser an der Küstenseite, ein Kasino, wo ich dann ein wenig Geld ließ (Erfolg darf man nach so einem Einstand auch nicht erwarten), das war’s. Bei Tim Hurton, ihn Bäcker zu nennen wäre wohl eine Untertreibung, hatte ich einen Kaffee und Sandwich und las ein wunderbares Schild, auf dem Stand: Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt bei uns., ein wenig kleiner darunter: aber Herumlungern sei nicht erwünscht. und als Krönung wurde dann festgelegt, dass man sich maximal zwanzig Minuten in den Örtlichkeiten aufhalten dürfte. Da kann man nur hoffen, dass man sich nicht einen großen Kaffee geholt hat. Den müsste man dann draußen weitertrinken.

Hin bin ich über die Brücke nach Kanada gefahren, eine Hochbrücke, von der man einen wunderbaren Blick auf Detroit Downtown hat. Wenn man zu der anderen Seite schaut, sieht man nur Industrie, das ist dann nicht ganz so prickelnd. Zurück ging es durch den Tunnel. Jedesmal kostete der Spaß etwa 4 Dollar, also nicht die Welt. Durch den Tunnel zu fahren, war langweiliger. Man sieht nichts und zu allem Überfluss stand ich dabei auch noch im Stau. Der US-Immigration-Officer hatte nur eine Frage: Wo willst Du hin? Um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen, sagte ich: Ich komme aus Kanada und fahre jetzt zum Hotel. Das war ihm wohl Information genug, denn ich bekam ohne weiteren Fragen meinen Pass und durfte passieren. (Muss ein ziemlich langweiliger Beruf sein, zumal die Herrschaften an Land noch nicht einmal das technische Spielzeug ihrer Kollegen an den Flughäfen mit Fingerabdruck-Scannern und Kameras haben. Zumindest noch nicht.)

Was gibt es sonst noch zu berichten: Findet man in einem Restaurant auf der Karte ein Gericht in französischer Sprache, zum Beispiel die ein Kartoffelgratin, so sollte man nicht auf die Idee kommen, das mit französischer Aussprache zu bestellen. Die Wahrscheinlichkeit, mit großen Augen angeschaut zu werden, ist recht groß. Dagegen ist es natürlich für unser einen schwierig, für ein französisches Gericht mit französischen Wörtern eine englische Aussprache hinzubekommen.