So lässt es sich aushalten: In einem Schaukelstuhl bei einem Glas »Hahn Estate« mit Blick auf die Hügel im Pisgah National Forrest und den Blick auf den Mond, der fast ein Vollmond ist. Noch ist es nicht dunkel, aber so langsam senkt sich die Sonne hinter uns. Wir sind in einem Hotel am Blue Ridge Parkway.

Wir sind hier gestern mit einiger Verspätung angekommen, da wir nicht den optimalen Zugang zu dem Parkway gefunden hatte. Unser TomTom kannte wieder einmal den Park, aber dass es hier ein Hotel und ein Restaurant gab, das war ihm fremd. So mussten wir ihn austricksen, und das kostete einige Zeit. Dafür war selbst die Anfahrt sehr schön.

Autovermietungen sind blöd. Das möchte ich hier mal offiziell feststellen. Auch wenn ich eigentlich selbst schuld bin. Aber gut: Nachdem wir zuletzt einen PT Cruiser gewählt hatten, der durch seinen schnöden Verbrauch an Benzin auffiel, dass hier auch nicht mehr so billig ist, wie noch vor zwei Jahren, hatten wir uns in Charlotte entschieden, einen anderen Wagen zu probieren. Ich hatte mich für einen netten Wagen, der ebenfalls in einem Retro-Stil daherkommt, entschieden und diesen schon geentert, als Susann einige Einwände gegen den Wagen hegte. Es gab noch einen anderen Typ, der mit anderen Sitzen daherkam, der Susann genehm war. Also nahmen wir den Wagen.

Das in dem anderen Wagen, den ich auf dem Parkplatz schon geentert hatte, meine Jacke geblieben ist, merkten wir erst hier, zweihundert Kilometer entfernt. Gestern versuchten wir noch die Autovermietung zu erreichen. Gelungen ist uns das aber erst heute morgen, und da hatte man meine Jacke noch nicht gefunden. Sehr, sehr schade. Schließlich hatte ich sie erst vor fünf Monaten gekauft. Es war nicht unmittelbar mein Plan, sie irgendwo liegen zu lassen und zu verschenken. Aber scheinbar hat sich jemand dran erfreut. Wir dürfen in zwei Tagen nochmal anrufen, vielleicht ist man ihrer dann fündig geworden. Meine Vermutung ist aber eher die, dass jemand in meiner Größe – von denen gibt es hier viele – die Jacke gefunden hat und sich wie ein Schneekönig über das Geschenk der Autovermietung gefreut hat.

Der Wagen ist klasse, sehr schön und ein Pontiac. Was für einer, kann ich im Augenblick nicht sagen, aber wir bekommen es sicher noch raus.

Es gibt aber Schlimmeres und ich dachte erst, dass dieser Fall im Restaurant eingetreten sei, das hier zum Pisgah Inn, unserem Hotel, gehört, als der Kellner mir mitteilte, dass es Entenbrust nicht gäbe, sie wäre aus. Sehr, sehr bedauerlich. So nahm ich Hirsch, was sich dann als Glückfall herausstellte. Nicht nur das Fleisch war so was von schmackhaft, dass man nicht daran denken durfte, dass man die Portion nie schaffen würde. Es gab dazu ein Ragout aus wilden Pilzen und Cous Cous. Das Gemüse gab es standardmäßig bei jedem Gericht dazu, wurde gar nicht extra erwähnt und der Reis, den es zusätzlich noch gab, war völlig unnötig. Aber so lieben sie es hier: Es geht halt nicht in klein.

Arnd hatte zu Susann auch gesagt, die in Chicago vor ihren fünf Pancakes saß und nicht aufgeben wollte, dass es in den USA eine schlechte Idee sei, immer alles aufessen zu sollen. Aber die Portionen hier korrespondieren halt nicht mit den uns vertrauten europäischen Portionen und der Erziehung, die einen leeren Teller als Ziel vorsieht.

Heute wollten wir ein wenig auf dem Blue Ridge Parkway cruisen, aber schon nach wenigen Kilometer gelangten wir an einen Stop, der einen Wanderweg zu Wasserfällen offeriert. Ich konnte gar nicht anders: Hier musste gewandert werden. Es war einfach herrlich. Man konnte rumcraxeln an den Wasserfällen und Susann stand immer ein wenig abwärts, meine Aktionen kritisch beäugend und mich zur Vorsicht mahnend.

Den ersten beiden Wasserfällen schloss sich eine Wanderung zu den Upper Falls an, die recht anstrengend und zeitaufwendig war. Wir waren immer wieder der Meinung, sie müssten gleich kommen, aber nix da: Es ging immer weiter, mal bergauf, mal bergab. Eine schöne Wanderung, die kilometermäßig kaum was gab, wie wir später feststellen durften. Die Belohnung war, dass wir allein an den Wasserfällen waren und die verschieden Aussichten genießen konnten.

Da wir unvorbereitet losmarschiert waren, was uns nicht noch einmal passieren wird, kamen wir durstig dort an. Ich kann nur sagen: Das Wasser aus diesem Gebirgsbach war oberlecker, ich konnte gar nicht genug bekommen. Leider hatte ich kein Badezeug dabei, sonst hätte ich mich auch in den Bach und in sein kühles Wasser gelegt.

Abends kamen wir dann in Ashville an und haben uns dort erst einmal mit Wasser und anderen Getränken eingedeckt. Unter diesen war der leckere Wein, den wir jetzt auf der Terrasse genießen.