Gestern waren wir nur zu sechst in der Klasse, wirklich nett. Zwei Chilenen kamen heute dazu, somit waren wir wieder zu acht. Dafür, dass in den Unterlagen stand, dass zwischen drei bis fünf Leuten in einer Gruppe sein, im Durchschnitt sein würden, habe ich ziemliches Pech mit Cape Studies gehabt. Denn der Durchschnitt über die drei Wochen waren in den Vormittagsstunden 8 Leute gewesen. Das hätte ich mir schon ein wenig anders vorgestellt.

Heute habe ich mit Leuten gesprochen, die meinten, sie würden in Räumen unterrichtet werden, die man nicht wirklich als Klassenräume bezeichnen könnte. Die Frage, wie es gefällt, kam nicht von mir. Ich kann an den Lehrern nichts aussetzen. Ich finde meine Lehrerin in den Vormittagsstunden großartig – sowohl in ihrem Stil, wie sie uns ausbildet, wie auch ihren persönlichen Stil angeht.

Von anderen Studenten an der Schule hört man leider anderes. Das ist dafür, dass man doch recht viel Geld für einen solchen Aufenthalt bezahlt hat, schon bedauerlich. Bei dieser privaten, völlig unrepresentativen Umfrage (die auch nicht von mir gestartet wurde), kam heraus, dass viele den Wunsch verspüren, wieder zurückzukommen, aber nicht noch einmal zu Cape Studies gehen würden. Ich hoffe für die Sprachschule, dass sich die latente Unzufriedenheit, die in den persönlichen Gesprächen ausgedrückt wird, auch in den Beurteilungsbögen ausgedrückt wird. Sonst hat man keine Chance, es zu ändern. Allerdings weiß ich ja, wie es mit den Beurteilungsbögen ist: Es werden häufig die Punkte abgefragt, die überhaupt nicht kritisch sind.

So sind die zu vollen Klassen ein Reizpunkt. Abgesehen davon, dass ich nicht in das Level passe, hatten wir in den ersten zwei Wochen ebefalls zwei weitere Mitstudenten, die nicht mitkamen, aber auch nicht wechseln konnten. Mit der neuen Woche und den zwei Neuankömmlingen wiederholt sich das alte Spiel. Mindestens eine der Damen gehört nicht in die Gruppe. Anyway, wie es so schön heißt: Es war für mich der Start in die Welt der englischen Sprache und ich muss jetzt sehen, dass ich das Beste daraus mache.

Aaliya, meine kleine und nette Vormittagslehrerin, war gestern ziemlich – ich drücke es mal drastisch aus – angepisst. Sie ärgerte sich über ein Phänomen, dass mir bei Kursen immer wieder unterkommt, zu denen ich aber nichts groß etwas sage, nicht mehr. Es wird gesagt, es sind zehn Minuten Pause. Als Preuße, der ich von Geburt an bin, bin ich zehn Minuten später wieder zur Stelle. Spätestens. Koreaner haben mit Zeitangaben keine Probleme. Mit Brasilianern und teilweise auch Deutsche, wie ich selbst immer wieder erfahre, haben mit dem Lesen der Uhr ihre Probleme. Als gestern die letzten zwanzig Minuten nach Pausenbeginn eintrafen, verlor sie doch einige deutliche Worte. Recht so! Ich habe mir bei meinen Schulungen ein dickeres Fell zugelegt: Wenn ich sage, wir machen zehn Minuten Pause und die Leute kommen erst nach fünfundzwanzig Minuten, dann kann ich nichts dafür. Ich bekomme mein Geld auch für diese Pausen, und ich lasse dann auch locker die Information fallen, dass ich es schon könnte. Es ist ihre Zeit, die verloren geht, nicht meine. Wenn ich in einem Kurs wie diesem bin, dann ärgert mich es natürlich schon, denn es ist meine Zeit und mein Geld, welches vergeudet wird.

Heute haben wir als Part des Konservationsunterrichts mit Aaliya das District VI-Museum in Kapstadt besucht. Der District VI, ein Teil von Kapstadt, wurde auf Beschluss der Administrations mit Beginn der End-Sechziger geräumt. Damals war es recht einfach: Man erklärt das Gebiet einfach zu einem Gebiet, welches nur von Weißen bewohnt werden dürfte. Die Bewohner haben mit der Neunziger angefangen, dieses persönliche Museum aufzubauen. Es gibt viele sehr persönliche, subjektive Nischen in dem nicht sehr großen Museum, in dem hauptsächlich das Leben in diesem District VI dargestellt wird. Statements, Fotos, Musik, Gegenstände aus der Zeit. Es werden Arbeitsräume nachgestellt, ein Friseur-Salon beispielsweise, oder das Vereinsleben in dem Stadteil, in dem Schwarze und Weiße, Katholiken, Hindus und Muslime ohne Konflikte zusammengelebt haben. Nur Gotteshäuser hatte die Regierung damals stehen lassen, eine Neubesiedlung gab es damals nicht – die Menschen weigerten sich in dieses Gebiet zu ziehen, das reizvoll zwischen Meer und Bergen liegt. Auf dem Gebiet ist heute ein Teil der Universität zu finden.

Wieder einmal hat sich Julia als Multiplikator erwiesen. Ich hatte gestern gesagt, dass ich für heute vorhatte, auf den Berg zu gehen. Kurze Zeit später hatte sie eine handvoll Leute beisamen, die mitkommen wollten. Durch die Bank für mich unbekannte Leute, die mit ihrer Schule gerade erst angefangen hatten. Eigentlich schon lustig. Um zum Table Mountain zu kommen, hat man verschiedene Möglichkeiten: Taxi, Minibus und der rote Stadtbus. Eine weitere Möglichkeit habe ich heute kennengelernt: Rikkis Taxis. Ein Fahrzeug, in dem bis zu neun Leute mitfahren können und welches an ein Safari-Fahrzeug erinnert. Der Preis ist, wenn man den Fahrpreis teilt, mehr als moderat. Wir wurden um sechs Uhr von dem Gefährt abgeholt und auf halben Wege teilte uns der Taxifahrer mit, dass die Bahn, die zum Table Mountain fährt, geschlossen hätte. Man kann aber auch wirklich Pech haben! Wir haben dann kurzerhand umdispiniert und sind zum Signal Hill gefahren, von dem man auch einen schönen Blick auf das Wasser und auf den Berg hat, um den Sonnenuntergang zu genießen. Dummerweise haben wir das Taxi zu einem Zeitpunkt bestellt, an dem die Sonne noch überhaupt gar nicht untergegangen war. Aber Sonnenuntergang am Meer hatte ich nun auch schon zweimal mitgemacht – so gesehen kein großes Problem. Aber ob ich auf den Table Mountain jetzt in meiner Zeit noch mal komme – drei Abende habe ich noch – wag ich mal zu bezweifeln. Die Aussichten sind, was das Wetter angeht, auch nicht so rosig.

Zurück ging es mit einem London Cab, also einem Taxi, wie man es in London findet. Für sieben Leute wirklich knapp. Eine Person saß gedrängt im hinteren Part, eine andere hockte beim Taxifahrer, ohne wirklich zu sitzen. Für fünf Personen ist es aber eine feine Sache.

Taxis haben hier übrigens keinen festen, von der Administration vorgegebenen Satz. Den Preis, kann man der Seite des Taxis entnehmen. Man kann für acht Rand den Kilometer fahren; genauso kann man aber auch für zwölf Rand den Kilometer fortbewegt werden. Wenn man ein Taxi über Telefon ruft, was empfohlen wird, weiß man es nicht (kann es aber gewiss erfragen, wenn man der Sprache mächtig ist). Ansonsten steht es außen an den Seiten des Taxis.

Nach Signal Hill waren wir wieder in der Stadt und sind in News Café gegangen, ein feiner Platz an der Main Street. Ich hatte Chicken Sattay, ich liebe Hühnchen einfach über alles, und die sechs Spieße, die ich bekam, machten mich über alle Maßen satt. Nach zwei Cocktails ging es mit dem Taxi nach Hause. Ich habe mit den Hauskollegen noch ein wenig auf dem Balkon von Stefan gesessen und einen einheimischen Sauvignon Blanc getrunken, um dann erfüllt und zufrieden ins Bett zufallen, um kurz diesen Text zu verfassen.