Heute nacht wachte ich auf und hatte urplötzlich das Gefühl, hier würde was nicht stimmen. Man braucht nicht lang, um herauszufinden, was es ist: Der Hals kratzte. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine Erkältung im Anmarsch ist. Ich hätte ja gewarnt sein können: Zwei Mitbewohner erzählten gestern abend schon, ihn würde es nicht so besonders gehen und sie sind heute auch nicht zur Arbeit gegangen.

Dank Susann bin ich hier bestens mit Medikamenten versorgt und meine Gelomyrtol forte habe ich ebenfalls noch in der Tasche gehabt. Kein Problem also, ich habe sofort sämtliche Medikamente, die helfen könnten, eingeworfen und tue dies immerfort. (Ich war auch nicht der Einzige in der Klasse heute, dem der Hals kratzte.) Eigentlich war ich mit der Idee, am Valentinstag ab elf Uhr ein Mingle zu veranstalten, nicht so glücklich gewesen. Es wurde zwar gesagt, man solle sich mit den Leuten treffen und sprechen, bitteschön auf englisch, aber in der Praxis lief es natürlich anders: Die Brasilianer redeten schön fleißig portugiesisch vor sich hin. Die Deutschen war ein wenig Tapferer, aber nicht viel.

Da der Unterricht vormittags somit nach der zweiten Stunde beendet wurde, habe ich ein paar Happen gegessen, und habe mich dann verzogen. Bin in mein temporäres Zuhause gezogen, habe mich mit weiteren Medikamenten versorgt und dann hingelegt und geschlafen. Der Nachmittagsunterricht ist für mich somit heute ausgefallen, da mir das Auskurieren wichtiger war. Hätte diese Mini-Party, die ich für ziemlich sinnbefreit halte, nicht stattgefunden, hätte ich den Unterricht sicher mitgemacht. Ich habe aber schon gemerkt, dass es heute von der Aufmerksamkeit schon ein wenig schlechter war.

Mein Rücktransport zum Flughafen ist auch schon arrangiert. Der Fahrer von Cape Studies wird mich am Sonnabend früh abholen. Oder sollte ich sagen: Freitag nacht? Schließlich ist das Abholen für 4:30 Uhr anvisiert. Ich muss hier das Abgeben des Schlüssels mal klären, weil der Hausbesitzer sicher keine Lust hat, um die Zeit aufzustehen. Was ich nachvollziehen kann, schließlich habe ja ich schon keine Lust, um diese Zeit aufzustehen.

Das Ende sich ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits ist es hier schön und ich hätte gern die Gelegenheit genutzt, hier noch mehr zu übernehmen, beispielsweise ein wenig rumzureisen. Andererseits: Zu Hause ist es auch schön und kaum bin ich zu Hause, kann ich mich mit der Planung der nächsten Reisen beschäftigen. So bleibt das Reisefieber in Glut.

Ein Nachtrag noch zum gestrigen Tag: Ich hatte ja schon erwähnt, dass es in Südafrika ganz normal ist von Schwarzen, Weißen und Farbigen zu reden und darauf hingewiesen, dass nur der Kontext zu einer Beleidigung werden kann. Gestern wurde dies von Aaliya beim Besuch des Destrict VI-Museums noch einmal bestätigt und sie meinte, sie hätten dadurch in Südafrika eine Freiheit erlangt, von der andere Länder noch weit entfernt wären. Da hat sie gar nicht so unrecht. Was sollen wir sagen, wenn wir einen Schwarzen treffen? Neger, nein. Das ist so verpönnt, dass man anfängt die Titel von literarischen Werken umzubenennen, was in meinen Augen purer Schwachsinn ist. Afrikaner trifft es auch nicht, denn wenn wir einen Schwarzen sehen, wissen wir nicht, voher er kommt. Er kann aus Afrika kommen, dann hätten wir Glück gehabt, er kann aber genauso gut aus den USA kommen oder Deutscher sein. Ob ein Deutscher gern als Afrikaner bezeichnet werden will, mag ich mal bezweifeln. Indes gibt es an seiner Hautfarbe nichts zu deuteln.

Der Punkt bei der Diskussion ist letztlich der, ob wir typische Eigenschaften mit der Hautfarbe verbinden. Das ist die Stelle, an der der Rassismus beginnt. Wenn ich einen Schwarzen sehe und mir denke, das ist sicher ein fauler Hund der mit Drogen dealt – das ist Rassismus. Tue ich das nicht, ist die Bezeichnung keine andere, wie wenn ich sagen würde, dass ist die Schwarzhaarige oder der Blauäugige.

Das Wetter soll hier wieder schlechter werden. Heute ist es schon recht windig. Also selbst, wenn es mir besser gehen würde, wäre es wohl kein Table Mountain-Tag. Es ärgert mich wirklich, dass ich es nicht geschafft habe, auf die Spitze des Berges zu kommen. Ich kann mich nur trösten und sagen, ich komme gewiss wieder.