Vielleicht war es ja die späte Rache für den Rehrückenbraten am vergangenen Wochenende. Neben Rot- und Rosenkohl und an einer sehr schmackhaften Wildsoße hatte sich ein zu Tode gebrachter Waldgeselle auf unserem Teller präsentiert. Wer konnte Ahnen, dass sich heute morgen ein solcher Waldgeselle vor mein Auto warf, einem Selbstmord gleich.

Es waren zwei, der erste hatte noch Glück. Ich hatte den ersten als Schatten wahrgenommen und bin schon vom Gas gegangen. Da rumste es heftig, ein Knall und während ich bremste, flog Bambi schräg an den Straßenrand. Ich kam kurz hinter ihm ebenfalls am Seitenrand zum stehen. Mehr als ein »Ach, Mist!« war nicht drin.

Eigentlich ganz interessant, denn bei meinem ersten ernsthaften Unfall habe ich zwar auch sehr ruhig reagiert, aber ich wusste, dass mich die Schuld traf und war heilfroh, dass nicht nur ich diese Angelegenheit wohlbehalten überstanden hatte. Hier hatte ich nicht den Hauch einer Chance gehabt und mich vergewissert, dass das Reh auch tot war. Nichts ist schlimmer, als wenn man zusehen muss, wie ein Tier leidet. Die Polizei informierte den zuständigen Jäger und der war dann auch ein paar Minuten später vor Ort, vergewisserte sich, dass der Wildunfall nicht simuliert war und gab mir ein Schadensbericht mit.

Sein Hund freute sich enorm. Nicht nur, weil er mich kennenlernte. Ich weiß, dass von Autofahrern erlegtes Wild nicht in den Verkauf gelangt. Vielleicht gelangt solches Fleisch in seinen Futternapf. Dann hatte jemand etwas davon.

Denn das Reh hatte sehr wenig davon, es war tot. Ich hatte auch nichts davon, denn solch ein Reh will (und darf) man nicht essen, meinem Auto – seit heute ein wahrhafter Löwe – hatte wohl etwas erlegt, ist dafür aber selbst nicht mehr ganz auf dem Damm. Die Frontpartie ist ziemlich zerdellt und wahrhaft fahrtüchtig war Löwe im Anschluss auch nicht mehr. Ein Auto, welches für Fahren und nicht für die Jagd konzipiert ist.

Für solch einen miserablen Tagesanfang hat der Rest aber ganz gut geklappt. Der Abschleppwagen kam bald, der Reparatur-Dienst kam auch bald und holte das Auto von zu Haus ab. Zum Glück gibt es auch noch einen kostenlosen Ersatzwagen.