Eine Woche war hier Ruhe. Zwar gab es Versuche, die Seite über das Handy zu aktualisieren, aber diese schlugen irgendwie fehl. Aber das soll eigentlich auch recht sein, schließlich hatten wir Urlaub gehabt. Wir sind auf eine lange Reise gegangen: Sie führte uns nach Fréjus an der Côte d’Azur. Seit gestern sind wir zurück und jetzt habe ich auch ersteinmal die Nase voll.

Die Hintour begann am Karfreitag. Diesen Teil der Tour hatten wir von Anfang an zweigeteilt. Es ging morgens in der Früh, sehr früh – fünf Uhr – los und wir starteten bei aufgelockerter Bewegung. Das hatte sich spätestens bei Hannover erledigt. Es fing an zu regnen und das Wetter hielt sich bis Frankfurt. Dafür hatten wir keinerlei Verkehrstörungen und durften den Gegenverkehr beim Stehen zuschauen. In der Nähe von Baden-Baden genossen wir ein anständiges Mittagessen, günstig und köstlich muss ich sagen, auch wenn ich mir weder Gasthof noch Ort gemerkt habe. Gut bestückt, sogar mit Vignette, reisten wir in die Schweiz ein und waren um gegen fünf Uhr nachmittags in Lausanne, unserem Etappenziel.

Aus der Ferne hatten wir vor dem Abzweiger von Bern nach Lausanne schon die Berge gesehen, und da hatten sie uns auch noch fasziniert. Das sollte sich auf der Rücktour noch ändern. Aber dazu komme ich noch. Auch die Strecke zwischen Bern und Lausanne ist wirklich nett und wenn man nach Lausanne hereinfährt, ist man auch ersteinmal völlig erschlagen. Der See und dann die Berge im Hintergrund. Das war schon überwältigend. Dazu kam noch das schöne Wetter, das uns in der Schweiz empfing. Man kann schon fast sagen, es wären sommerliche Temperaturen gewesen.

Nach einem Besuch an Simenons Grab und einem Abendessen in einem schicken Restaurant, über das die Meinung der Ehepartner auseinander gingen, übernachteten wir in einem IBIS-Hotel, das wir vorher schon gebucht hatten. Am nächsten Morgen sollte es auf einer abgelegen und landschaftlichen Route weitergehen.

Wieder starteten wir zu einer unanständigen Zeit. Susann saß neben mir und sehnte sich nach einem Kaffee. Wir fuhren nach Genf und von dort aus in Richtung Annency. Wieder, ich muss sagen für einen Norddeutschen ist es halt nicht selbstverständlich, links und rechts hohe Berge, in denen sogar noch Schnee lag. Von Annency ging es weiter in Richtung Grenoble und von dort aus ließen wir Autobahnen Autobahnen sein und machten uns auf Landstraßen bequem. Die Route Napoleon war unsere Straße gewesen und wir bekamen auch ausgiebig Napoleon-Denkmäler zu sehen. Offenbar hatte man an jeder Stelle, an der Napoleon Wasser gelassen hatte, eines aufgestellt. Aber die Napoleon-Denkmäler waren natürlich zweitrangig, vielmehr konnten wir Berge bewundern, hohe Berge, Seen und traumhafte Ausblicke in den französischen Alpen. Was man braucht? Ruhe und Geduld. Die Straßen sind eng. Hat man einen LKW vor sich, kann man nicht überholen. Dafür ist die Geduld schon einmal elementar. Hinzu kommen halsbrecherischen Manöver, die von französischen Autofahrern gern veranstaltet werden, um zwei Minuten Zeit herauszuschinden. Fähr vor einem ein Milchlaster, der die Berge mit 3 km/h hochklettert, muss man von Natur aus geduldig sein oder mit Valium vollgepumpt sein. Da ich Urlaub hatte und auch das auch einkalkuliert hatte, konnte ich mich gar nicht aufregen.

Es ging in Richtung Gap, einen Ort, der vielleicht hübsch ist, aber wir waren nicht auf Städtereise und Fréjus lag noch einiges entfernt. Nach Gap wurde es noch provinzieller. Die Nationalstraße führte parallel zur Autobahn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich durch die Autobahn-Benutzung viel Zeit gespart habe, Geld aber auf alle Fälle. Der Wechsel zwischen den französischen Alpen zur Provence war besonders interessant. Eine solche Tour werde ich sicher noch mal in Ruhe veranstalten. Klar sind wir Straßen gefahren, wo einem eine halbe Ewigkeit kein anderer Wagen begegnet.

Wir kamen pünktlich und zufriedengestellt um 16 Uhr, dem frühestmöglichen Ferienhaus-Termin, an.

Die Rücktour war dann ganz anders. Wir wollten den schnellstmöglichen Weg nehmen. Und der führte, Überraschung!, durch Italien. So, jetzt war ich auch mal in Italien gewesen. Um kurz nach fünf Uhr sind wir losgefahren. Um halb sieben waren wir Italien und fuhren an der Mittelmeer-Küste entlang in Richtung Genova. Das was ich gesehen habe, hat mir wirklich gut gefallen, wenn man mal von der Umgebung von Mailand absieht. Die Autofahrer fuhren auf der Autobahn sehr zivil, aber das mochte auch an der morgendlichen Stunde gelesen haben.

Dann kamen wir in die Schweiz und standen erst einmal zweieinhalb Stunden vor dem Gotthardt-Tunnel. Ich wusste ja noch nicht mal, dass der auf unserer Strecke lag. Hätte ich gewussts, der er nicht für die Verkehrsmassen eines Rückreiseverkehrs ausgelegt ist, wäre ich vielleicht die ruhige Tour wieder zurückgefahren. Das wäre allemal besser gewesen als stundenlange Rumstehen in einer schönen Umgebung zusammen mit anderen genervten Autofahrern. Was war ich genervt. Die schönen Berge waren mir ziemlich egal.

Aber das sollte meine Stimmung noch nicht auf einen endgültigen Tiefpunkt treiben. Das war dann erst der Stau vor Basel. Bevor mir dann kurz hinter der deutschen Grenze eine Eingrenzung auf eine Spur den endgültigen Rest gab. Wenn ich auf Verzögerungen eingestellt bin, dann macht mir das überhaupt nichts aus, aber drei Staus kurz hintereinander. Mit mir war nicht gut Kirschen essen und Susann tat, was man in solchen Fälle am Besten mit mir tut – mich in Ruhe lassen. Die Ausläufer des Schwarzwaldes entlang der A5, die mich auf der Hinfahrt noch begeistert hatten, waren mir auf der Rücktour schnurzpiepegal.

Kurz vor Mitternacht waren wir dann zu Hause und konnten im heimischen Bett schlafen. Das war dann auch gut so.