Susann hat ein großes Herz, etwas, was mir manchmal abgeht. Ich bin mit einer Frau, drei Katzen und zwei Aquarien ganz zufrieden und glücklich. Mehr braucht man nicht. (Wenn man mal von gutem Essen, guten Büchern, gutem Wein und ein paar netten Freunden absieht – wobei das nicht die zwingende Reihenfolge ist.) Nun stand letzten Sonntag ein verfilzter, verzeckter, schmusiger Kater vor unserer Tür und erweichte im Nu das Herz meiner lieben Frau.

Noch am selben Tag wurde der Kater mit Frontline oder ähnlichem Zeug behandelt, auf das die Zecken von ihm abfallen mögen, wie Fliegen im Herbst von den Fenstern. Am nächsten Tag schnappte sich Susann den Kater und fuhr mit ihm zu unserem Leib- und Magen-Tierarzt in Felde, um untersuchen zu lassen, ob der Kater – Kinky genannt – irgendwie registriert ist. War er nicht.

Er kam sofort auf die Isolierstation, sprich in das Gästeklo. Bekam dort einen eigenes Katzenklo und eine eigene Kantine aufgestellt. Er sollte von den anderen Katzen getrennt leben, weil er auch mit einem kleinen Schnupfen rumlief. Was das Laufen angeht, so war er wohl schon länger unterwegs.

Er ist wirklich kommunikativ. Schnurrt und mauzt. Mauzt laut. Man kann ihn nicht überhören. Aber wenn ein Kater so schmusig ist, dann kommt eine Frau wie die meine an einem solchem Tier nicht vorbei. Meine Geduld hat er schon ein wenig strapaziert: Vorletzte Nacht verbrachte er auf dem Klo und machte es sich dort bequem und ließ hin und wieder laute Stoßseufzer los. Das ging noch. Susann stand auf, machte ihm Licht und dann ging es ruhiger zu. Herrlich: Ein Kater, der Angst im Dunkeln hat.

Gestern wurde der Vorraum komplett umgeräumt, um den Spielraum für den Kater zu erhöhen. Der hat aber überhaupt gar keine Lust, mit irgendjemand oder irgendwas zu spielen. Er will nur schmusen, und auch nicht allein sein. Das ist natürlich besonders nachts ein kleines Problem, wie wir heute Nacht dann festgestellt haben. Mit seinem Lauten mauzen und jaulen hielt er uns die gesamte Nacht auf Trab. Als ich heute morgen aufgestanden bin, hatte ich von dem Kater schon genug.

Wir fahren jetzt erst einmal nach Paris, wenn er Montag immer noch so drauf ist, dann wird er sich ein neues Zuhause suchen müssen. Dann kann ich verstehen, warum er vielleicht von seinem Besitzer ausgesetzt worden ist. Oder selbiger die Flucht angetreten hat und den Kater allein in seinem Gehöft gelassen hat. Susann hat schon überlegt, ob sie ihn dann nicht ins Tierheim gibt und eine Patenschaft für ihn übernimmt.

Aber vielleicht beruhigt er sich ja über Ostern.