»Doch«, das war die äußerst energisch Antwort von Susann auf eine Frage des Herrn Papa, den den Wagen zum Beben brachte – vor Lachen. Denn es kam zuerst die Frage auf, wie viele Stunden Video-Material wohl angefallen wäre (mindestens drei Stunden) und irgendwie wurde dann weiter diskutiert, wie man es denn verarbeiten könne – beispielsweise auf DVD.

Dann nahm das Gespräch eine andere Wendung, denn es wurde durch den Herrn Papa behauptet, er würde die Konvertierung von Band auf DVD umsonst bekommen, es würde nur einige Zeit benötigen. Es brauchte ein Weilchen, bis ich begriffen hatte, dass auf Dienstleistungen meinerseits angesprochen wurde. Und dann ergänzte er großzügig, dass er diese Zeit ja hätte, denn »ihr wollt ja nicht im nächsten Jahr schon wieder nach Afrika.« Darauf kam das oben angeführte »doch« von Susann.

Man kann jetzt ja mal aufräumen mit den verschiedenen (Vor)-Urteilen, die man über Südafrika hat.

Südafrika ist nicht sicher. Das ist mit dieser Absolutheit, mit der der Satz gesagt wird, vollkommender Blödsinn. Ich hatte es schon mehrfach erwähnt, dass ich in Kapstadt, schon überhaupt nicht in Johannesburg, abends allein auf die Straße gehen würde. In größeren Gruppen sieht es anders aus, ich würde meinen »relativen« Reichtum aber nicht heraushängen lassen. Kameras und die bei mir nicht vorhanden Goldkettchen und -ringe werden nicht gezeigt. Anderswo im Land sieht es dagegen ganz anders aus: Knysna war sicher. Kokstad war sicher. Dundee war sicher. Was nicht heißen soll, dass nichts passieren könnte, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß, wenn man sich genauso verhält wie in Deutschland. Nur Blödmänner lassen das Navi oder Foto-Ausrüstungen im Auto zurück. Das ist in deutschen Großstädten aber das Selbe, was einem jeder Polizist unterschreiben wird. Aber man kann sich abends in den Straßen bewegen. Man kann tagsüber das Gepäck im Auto lassen, wenn man irgendwo hält. (Da gibt es auch immer ein paar Leute, die für 10 oder 20 Rand, was immer man geben will, ein Blick auf das Auto haben.) Ich habe in keinem Land soviel Polizeiwagen auf den Straßen gesehen wie im gesamten Südafrika, selbst in abgelegenen Gegenden. Das will wiederum nichts über die Qualität der Arbeit der Polizei sagen, aber uns hat es ein relatives Gefühl der Sicherheit gegeben. Man sollte sich von denen, die noch nie in Südafrika gewesen sind, im Vorfeld einer Reise nicht wild machen lassen.

Das Wetter ist immer toll. Nein, ist es nicht. Wir haben es hier recht kühl erlebt (9 Grad), wir haben es hier recht heiß erlebt (39 Grad). Es ist davon abhängig, wo man ist und nach der Gegend, in die man fährt, sollte man sich richten. In den Berge ist es nun mal anders als an der See. Die Gegend um Kapstadt rühmt sich mit 260 Tagen Sonne im Jahr, in den Wintermonaten kann es schon mal ungemütlich werden, sagen die Leute. Der Blick auf die Durchschnittstemperaturen in den hiesigen Wintermonaten lässt einen Norddeutschen aber schon manchmal denken: »So warme Sommer hätte ich zuhause auch gern mal!«

Vorgestern sind wir von Knysna nach Stellenbosch gefahren. Man könnte fast sagen, der Weg war das Ziel, denn die Strecke hat immer wieder sehr schöne Ecken zu bieten. Gerade hinter Swellendam kann man es sehr schön habe, wenn man die N2 verlässt. Die ist teilweise wie eine Autobahn ausgebaut, teilweise ist sie aber auch nur bessere Landstraße. Mit einer kleinen Unterbrechung in Swellendam haben wir etwa sechs einhalb Stunden benötigt.

Hinter Swellendam fährt man dann in das Weinland und kann sich dann an Weinbergen nicht mehr satt sehen und hat herrliche Ausblicke auf die Weingüter, die hier einen französischen Touch haben. Das Chateau muss schon etwas hermachen und hinter jedem Hügel wird man zum Kosten und Kaufen eingeladen. Es war echt hart, daran tapfer vorbeifahren zu müssen.

Stellenbosch hat eine nette Innenstadt, reizend würde mancher sagen. Viele kleine Läden, hauptsächlich in Richtung Kunst und Kunstgewerbe. Daneben viele Restaurants und Bars. Wie für Touristen gemacht.

Unserem Verständnis von Stadt oder Stadtmitte kommen die Städte hier im Süden wie beispielsweise Knysna und Stellenbosch am ehesten entgegen. (Swellendam kann ich nicht richtig beurteilen, aber es schien, als würde sich das Leben an einer Hauptstraße abspielen.) Man hat ein Viertel, in dem sich das Leben abspielt und in dem man abends auch noch ein wenig herumspazieren hat und gucken kann.

Erwähnenswert ist übrigens auch unsere Restaurantwahl vorgestern gewesen. Es hatte uns in das Restaurant »Apprentice« verschlagen, welchen im Untertitel ein »@Institute of Culinary Arts« trug, was ich für eine Marotte hielt – die es aber nicht wahr. Es gab eine resolute Frau in dem Raum, die leise aber sehr bestimmt dem Personal Anweisungen gab. Die jungen Leute hörten fast andächtig zu und handelten anschließend danach. Wir waren in einem Lehr-Restaurant. Damit sind wir ja schon mal reingefallen. Aber hier war es nahezu perfekt, nach dem Motto: Hier lernen wir, hier machen wir es richtig. Schludern können wir später im richtigen Leben. So wurden die Teller nicht sofort, nach dem der Gast aufgegessen hat, abgeräumt, egal, was die Tischgesellen noch auf dem Teller hatten, sondern erst abgeräumt, nachdem alle fertig waren – was wir äußerst selten in Südafrika erlebt hatten. Kleine Ungeschicklichkeiten fielen auf, das aber war – das muss man fairerweise sagen – dem Umstand geschuldet, dass man Schülern immer genauer auf die Finger schaut, während man es anderswo einfach so hinnimmt.

Das Essen war exzellent. Ich kann mir noch kein abschließendes Urteil erlauben, weil wir noch einen Abend vor uns haben, aber von allen Restaurants hatten wir in diese mit Abstand das beste Preis-Leistungsverhältnis und die Gerichte waren mit viel Fantasie zusammengestellt und zubereitet worden. Von der Qualität reicht es an das Essen im »Cook Inn« heran, welches ein wenig neben dem Wettbewerb lief, da wir hier Halbpension hatten.

Gestern morgen war das Wetter wolkig. Wir hatten geplant, nach Kapstadt zu fahren und den Tafelberg zu besteigen. Als wir gegen halb zehn Uhr eintrafen, war daran gar nicht zu denken. Von daher machten wir uns auf den Weg zu den beiden Kaps – Cape Point und Cape of Good Hope. Unser Weg führte uns zuerst zu den Roben in Haut Bay, die immer da sind, genauso wie die Pinguine in Simon‘s Town immer da sind. Im Nationalpark am Kap selbst, zeigten sich nur Strauße; die Affen, die die Frau Mama so liebt, ließen sich erst auf dem Weg nach Simon‘s Town wieder blicken, dafür dann aber um so niedlicher – mit Baby-Affen, die versuchten Felsen hochzuklettern, lausen und so weiter. Wer ein Faible für fotografierende und aufgeregte Touristen gehabt hätte, wäre an der Stelle übrigens wohl auf seine Kosten gekommen.

Im Hotel trafen wir wieder die Ulmer, die in Stellenbosch in einem anderen Hotel übernachtet hatten, welches wohl vom Ambiente hübscher war als das unsrige, allerdings das Personal nicht ganz so nett war und in der Nacht nicht mit Ruhe sondern regen Leben im Haus aufwarten konnte.

Wir ließen uns abends zur Waterfront kutschieren. Stanford, der Fahrer des Shuttle, war sehr beredt und versuchte alle zu amüsieren. Es wunderte ein wenig, dass er dabei noch Zeit zu fahren hatte. Aber wir ließen uns später gern wieder von ihm abholen, wo er wiederum voll aufdrehte und uns erst einmal zum falschen Hotel brachte. An der Waterfront selbst aßen wir in einem Grill- & Wein-Restaurant. Das Essen war o.k. bis gut für den Preis aber nicht mehr – man könnte auch sagen: überteuert. Bis dato waren wir anderes gewöhnt für niedrigere Preise. Es kam eindeutig mit einem Kapstadt- und Waterfront-Aufschlag daher, insofern zogen wir ohne große Begeisterung wieder ab.

Heute versuchen wir‘s mal mit dem Tafelberg, von dem man gestern mittag – wie wir hörten – einen guten Blick gehabt hätte.