Ich werde rechtzeitig darauf hinweisen, bevor ich Sachen schreibe, die einem die Freude am Lesen dieses neuen Martha Grimes-Romanes nehmen könnten. Denn das sei vorneweg geschickt, das Ende des Romanes ist eigenwillig und interessant.

Nun kommt als Jury, der ja schon lange gar kein Inspektor mehr ist und sich darüber immer wieder mokiert, im deutschen Titel aber immer noch standfest so bezeichnet wird, so als sei die schon ältere Beförderung an der Marketingabteilung von Goldmann vorbeigegangen, in eine Kneipe und mit einem Mann ins Gespräch. Dieser Mann erzählt ihm, dass er einen Freund habe, dessen Frau verschwunden sei und der Sohn mit gleich dazu. Der Hund eigentlich auch, der Hund übrigens auf den Jury später laut Titel noch kommen soll, aber der Hund wäre wieder gekommen und würde jetzt bei ihm wohnen.

Dieser Mann namens Harry Johnson erzählt die Geschichte nicht nur charmant sondern auch spannend, immer dabei ein Glas Wein oder ein gutes Essen. Jury findet ihn sympathisch und lernt von dem Mann, der von sich sagt, er wäre Physiker, ein gehörigen Teil über Quantenphysik. Zumindest versucht er einen gehörigen Teil zu lernen. Hugh Gault ist der Mann, dessen Frau und Sohn verschwunden sind. Und auch Physiker.

Gebannt hört Jury der Geschichte zu, die über einen großen Teil des Romans erzählt wird. Jury mag der Geschichte nicht ganz glauben und erzählt sie verschiedenen Leuten, zum Beispiel seinem Freund Melrose Plant, mit dem er sich schlussendlich dazu aufmacht und die Geschichte untersucht. Wie, sei an der Stelle nicht beschrieben.

Ich fange mit dem Positiven an diesem Grimes-Roman an: Er ist nicht langweilig. Highlights sind wieder die Szenen, in denen Melrose Plant auftaucht oder seine Clique versucht den Fall am Stammtisch zu lesen. Herrlich, wenn natürlich auch nicht der Quell von Originalität, ist die Szene, in der sich Melrose Plant mit einer befreundeten Krimi-Autorin herumschlägt, die ihn über ihre Bücher ausquetscht, von denen er natürlich keines gelesen hat. Interessant und teilweise auch sehr lehrreich ist die Geschichte, die Harry Johnson erzählt und die Momente, in denen er Jury Basiswissen in Sachen Quantenphysik vermittelt. Oder versucht beizubringen.

Aber dann ist da dieser Hund! Ich weiß nicht, was sich Martha Grimes dabei gedacht hat. Ein Hund, der im Laufe des Spiels anfängt einzumischen, zu denken und zu helfen. Eine Art Lassie für Briten. Das wirkt nicht glaubwürdig und wirkt noch nicht einmal ironisch. Der Einfall ist nicht nur völlig unglaubwürdig in diesem Kontext, in jedem Buch (nehmen wir mal Kinderbücher aus) wirkt so etwas auch albern. Weshalb ich den lang vergangenen Trend von Katzenkrimis völlig albern fand und kein einziges von den Machwerken gelesen haben. Katzen sind putzig, niedlich, ärgerlich, manchmal wirken sie sogar intelligent, lernen können sie. Alles! Aber sie lösen keine Kriminalfälle! Und Hunde auch nicht! (An dieser Stelle wären drei Ausrufezeichen durchaus angebracht, aber sowas mag ich ja auch nicht…) Da Ganze ist so schlimm, dass ich noch nicht einmal das Versteckspiel zwischen Hund und Katz als Pluspunkt werten mag.

***Attention! Hier kommen jetzt zwangsläufig Informationen, die den Ausgang verraten können*** Da gehe ich also mal davon aus, dass der Hund mit seinen Kunststücken, für die Kinder am Ende wirklich etwas hätte tun können und aber dabei Jury völlig unbeeindruckt gelassen hat, mit seinen Versuchen per Gedankenübertragung á la Herr der Ringe die Untersuchung zu lenken. Die Entwirrung des Knäuels indes hat mich wieder etwas entschädigt, denn erst die Geschichten in einer Geschichte (von Melrose passend Matroschka-Story genannt), dann das Verwirrspiel und letztlich die meisterhafte Intrige von Harry Johnson, dem Jury nicht viele Fehler nachweisen konnte, schon gar keine entscheidenden, und dann das Ende, das nicht mit Gerechtigkeit aufwartet.

Es gab einige langweilige Jurys, nicht viele, aber es gab sie. Dieser gehört nicht dazu. Es gab selten einen intrigenreicheren Jury als diesen. Aber es gab noch keinen Jury, der einen mit einem so blöden Einfall daherkam, wie einer Geschichte über einen metaphysisch begabten Hund.