Ich bin ja bekennender Hypochonder. Das ist gut zu wissen, denn da weiß man seine Wehwechen gleich einzuordnen. Sonntag abend meinte meine Geliebte, sie habe wohl ein Loch im Zahn und müsste mal zum Zahnarzt. Da war es natürlich keine Frage: Ich solidarisierte sich und bekam Zahnschmerzen. Links wie rechts, oben wie unten. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Derart von meinen Zähnen getriezt und mit dem schlechten Gewissen ausgestattet, dass der letzte Zahnarzt-Besuch schon sage und schreibe 17 Monate zurücklag, machte ich mich – ohne Termin – auf den Weg zum Zahnarzt. Mein Lieblingszahnarzt, was jetzt aber eine andere Geschichte ist, hatte Urlaub. Also ging ich zu meinem Ersatzzahnarzt, der in Molfsee sitzt.

Das Gespräch mit der Zahnarzthelferin war entzückend: »Ich habe eigentlich Angst vor Spritzen und mag keine Ärzte.« »Dann ist eine Zahnarzt-Praxis ja gerade der richtige Ort, um zu arbeiten.« »Ja, da haben sich auch alle schlappgelacht.« [verkürzt] Ich äußerte meine Zuversicht, dass ich keine Spritze bekommen werde, denn »Ich glaube, ich habe Zahnschmerzen.« Dieser syntaktische Unterschied fiel auch dem Zahnarzt auf oder wurde ihm von der Zahnarzt-Helferin überbracht, dass er mich auch fragte: »Wo haben, nein, wo glauben Sie denn Zahnschmerzen zu haben?«

Dann folgte das übliche Spiel: Mund weit auf, Ausleuchtung, der Blick starr in den Mund auf der einen Seite gerichtet, auf der anderen Seite auf das Bild an der Decke, dass mein Ersatzzahnarzt entweder aus der alten Praxis mitgenommen hatte oder ein Bild, dass in allen Zahnarztpraxen an der Decke hängt – ein Kurzes sprühen, um dann mit der umständlichen Erklärung rüberzukommen, dass im Maul kein Karries zu finden sei, und alles in bester Ordnung wäre.

Die Schmerzen fallen danach einfach so ab. Der Onkel Doktor hat gesagt, es ist alles o.k. – dann ist auch alles o.k. Ganz kann das aber nicht der Fall sein, denn die Zähne tun immer noch ein wenig weh und ich habe auch so ein Ziehen. Vermutlich habe ich irgendwo Zug bekommen, und es legt sich wieder.