Ich schleppe jede Menge unnützes Wissen mit mir herum. Hin und wieder, bei diesen lustigen Gesellschaftsspielchen, kommt es einem zu Pass. Aber manchmal muss man ganz schön lang warten, bis es soweit ist. Diese Erfahrung hat auch A. J. Jacobs gemacht, auf den ich gestern gekommen bin. Aber der Reihe nach…

Schuld ist eine Bahnhofsbuchhandlung, wie so oft. Eigentlich wollte ich auch gar nichts kaufen, denn ich hatte genügend Bücher dabei. Aber nachdem behauptet würde, mit meinem Terminplan würde ich es nicht einmal mehr in die Bahnhofsbuchhandlung schaffen, war ich natürlich durchaus gewillt, das Gegenteil zu beweisen und schaffte es nicht nur in die Bahnhofsbuchhandlung, sondern darüber auch noch Geld für ein solches auszugeben. Dabei war ich schon fast wieder draußen. Die Krimi-Abteilung gab mir nichts, denn ich hatte noch drei Krimis im Gepäck, also nicht weiter schlimm. (*** Unterbrechung: Die Mannheimer Krimibuchhandlung Tatort existiert nicht mehr! Da ist jetzt ein Miedergeschäft drin. Ich kann mich als treuen Besucher bezeichnen, denn jedesmal wenn ich in Mannheim war und die Zeit hatte (also Umsteigen am Bahnhof ausgenommen) habe ich die Buchhandlung besucht. Traurig das! ***) Da sah ich diesen auffälligen Einband im Regal.

Vermutlich war mein erster Gedanke: »Die Amerikanisierung der Bucheinbände geht aber flott daher.« Damit meine ich diese Gold- oder Silber-Prägungen die man auf den Einbänden findet. Bei der George neulich habe ich noch kein Wort darüber verloren, aber diesmal ist es mir eine Erwähnung wert. Schließlich war es kaufanimierend. Schlimm, wenn man wie ein Bär in den Honigtopf getappt ist.

In diesem Fall kam aber noch der interessante Titel hinzu und die Ankündigung, der Autor würde sich durch die Encyclopaedia Britannica zu kämpfen und jeden aber auch jeden Artikel zu lesen. Dabei handelt es sich um dreiundreißigtausend Seiten und 44 Millionen Wörter. Ein beeindruckendes Projekt (hinter dem sich aber das Lesen sämtlicher Simenon-Romane nicht verstecken braucht). A. J. Jacobs war Mittdreißiger, also im besten Alter, als er damit anfing und brachte knapp ein Jahr. Die Plastikhülle wollte ich nicht aufmachen, aber mich interessierte, wie er das Buch gestalten würde.

Eindeutig ein Risiko-Kauf, aber von List bin ich bisher selten enttäuscht worden. Hätte Jacob sein Projekt im Internet durchgezogen, so wäre es ein Blog gewesen. Er hat sich strikt von A bis Z durch den Enzyklopädie gearbeitet und beschreibt einzelne Artikel und ergänzt sie um seine oft sehr witzigen Bemerkungen. So entwickelt sich daraus keine reine Wissensansammlung und kein Roman, sondern ein Tagebuch. Es geht um seine Familie, insbesondere um seine Frau und seinen Vater. Es geht um kluge Menschen, denn er meldet sich bei Mensa an und nimmt Kontakt zu klugen Menschen aus. Kluge Menschen hat er auch in seiner Umgebung, zum Beispiel seinen Schwager Eric, der ihn mit seinem Wissen nervt. Skuril auch sein Versuch bei einer Kreuzworträtselmeisterschaft teilzunehmen und die Million bei »Wer wird Millionär« zu gewinnen. Großen Raum sind auch der Versuch ein, Vater zu werden.

Lustig übrigens auch, seine Versuche, das Wissen im Alltag anzuwenden. Letztlich bekommt er lustige Spitznamen von seinen Freunden und muss Geld dafür bezahlen, wenn er irelevante Informationen innerhalb eines Spielfilms nicht bei sich halten kann.

Es gibt diverse Gelegenheiten, laut in Lachen auszubrechen. Wissensvermittlung der besten Art. Eigentlich gibt es nur einen kleinen Kritikpunkt: Der Satz des Buches irritierte mich hin und wieder, denn es wurden willkürlich Zeilen eingezogen. Bei einer ansonsten hervorragenden Gestaltung ein Süppchen in der Suppe. Alles in Allem aber einer der besten Blindkäufe, die ich in letzter Zeit tat.