Ich habe die Zahlen neulich schon mal gelesen und jetzt in der ZEIT wiedergefunden: Es geht um die bedenkliche Tendenz, Sachen zu dramatisieren oder auch, die Welt einfach in einem schlechteren Licht zu sehen, als sie eigentlich ist. Nicht, dass es nicht genug Probleme auf der Welt gibt, aber muss man alles schlecht reden?

Und so ist in der ZEIT Folgendes zu lesen:

Im Bundesjustizministerium existiert keine Statistik darüber, wie viele Jugendliche, die Schwerverbrechen begangen haben, in der Vergangenheit rückfällig geworden sind. Die Berater der Politiker, die die Sicherungsverwahrung fordern, müssen ihre Informationen woanders hernehmen.

Vielleicht vom Kiosk? Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) sagt Wichtiges dazu: Die Menschen haben Angst. Die Deutschen glauben, die jährliche Rate der Sexualmorde habe sich um 260 Prozent erhöht. In Wirklichkeit ist sie gesunken, von 81 im Jahr 1993 auf 26 vor zwei Jahren. Auch die Jugendkriminalität ist nicht so ausgeufert wie gefühlt: Mitte der Neunziger Jahre stieg sie stark an, ist seitdem aber wieder leicht gefallen. Kein Grund zur Freude, aber auch keiner zur Panik. Einigen Medien ist das Thema trotzdem regelmäßig einen Aufmacher wert: “Psycho-Ärzte ließen Killer laufen”, “Kinderschänder ließ sich Opfer aus Bulgarien kommen” oder “Bei Ausgang Doppelmord” mögen Auflage bringen, sie erzeugen beim Leser aber Angst und ein Gefühl von Bedrohung. Empfangene Botschaft: An jeder Ecke lauert ein Tierquäler, Vergewaltiger, Mörder. So kommt ein Kreislauf in Gang, der kaum zu stoppen ist und der möglicherweise auch Gutachter, die die Jugendlichen beurteilen sollen, beeinflusst. “Das Thema Sicherungsverwahrung wird von vielen Politikern häufig populistisch eingesetzt”, sagt Schewe. Nach solchen in den Medien aufbereiteten Fällen steigern Politiker ihre Umfragewerte, wenn sie härtere Strafen fordern. Das funktioniert fast immer und entfernt die Diskussionen mehr und mehr von der Realität. Unter solchen Bedingungen kann man sich ruhig fragen, ob es bei der Sicherungsverwahrung für Jugendliche wirklich auch um Resozialisierung geht. Oder ob sich der Staat hier anmaßt, das Bedürfnis seiner Bürger nach Rache zu befriedigen.