Wenn Sie jetzt die Vermutung hegen, es könne sich dabei um einen Simenon-Titel handeln, liegen Sie gehörig falsch. Obwohl: Die Speisung in dieser Lokalität könnte zumindest einem Maigret sehr gefallen. Die Anreise ist etwas umständlich. Das Auberge ist nicht in Paris zu finden, man muss sich nach St.-Privat begeben.

Für viele ist der Preis wichtig und es sei deshalb gleich gesagt: Die Preise sind sehr moderat. Auch der preisbewusste Leser darf also weiterlesen. Was ist uns widerfahren? Wir waren auf der Suche nach einem Restaurant mit ortsüblicher Küche. Unser Häusle-Vermieter legte uns dieses Restaurant ans Herz und fügte hinzu, in Le-Puy-en-Velay gäbe es auch gute Restaurants, aber die seien auf Touristen aus. In der Auberge würde uns dagegen Küche der Auvergne geboten und man würde nicht geschröpft.

Nein, das kann man wirklich nicht sagen, damit hatte der gute Mann sehr wohl recht. Schon St.-Privat ist eine kleine Augenweide und liegt an der Route der Bestie (die vermutlich ein Wolf ist, der aber meistens nur symbolisch dargestellt wird, und um was für einen Wolf es sich handelte, mochte ich schon gar nicht herausfinden, immerhin war man sich in unserem Auto sicher [eine Gegenstimme], dass man einen echten Wolf gesehen hätte, und mich im übrigen immer an den einen Roman von Fred Vargas erinnerte, die wir heute ja auch schon mal erwähnt hatten). Ein hübsches Städtchen und man kommt in das Lokal hinein, und es sieht schon sehr gut bürgerlich aus. Keine überkandidelte Gestaltung, alles sehr rustikal. Den Eindruck hat man übrigens auch noch, wenn man die Speisekarte liest. Man lasse sich nicht von den üblichen Vorurteilen leiten, und kann auch ein günstiges Menü nehmen. Es ist sogar anzuraten, wenn man nicht mit einem allzugroßen Appetit gesegnet ist. Denn wir stürzten uns auf das Beste und Größte. Ein Fehler, denn wir waren den Portionen nicht gewachsen. Das, ich nehme mal eine sehr umgangssprachliche Formulierung, »fette« Essen kostete 22 Euro und man war schon nach der zweiten Vorspeise bedient. Hätte ich die Chacuterie der Auvergene gewählt, mit der ich geliebäugelte hatte und die, wie ich an einem Nachbartisch sah, die Dimension einer üblichen deutschen Schlachteplatte hatte, wäre ich schon satt gewesen. Der Salat war da eine gute Wahl.

Hierzulande löst der Blick auf die Weinkarte bei mir blankes Entsetzen aus. Ich weiß einfach nicht, ob es recht ist, für einen stinknormalen Wein 22 Euro auszugeben. Da muss mir schon die passende Gelegenheit unterkommen und der Kellner hat sich dann ein wenig zu bemühen, mich zu überzeugen (schlimmer übrigens noch: Ein Weinglas für fünf Euro. Ich liebe Wein, aber ich dann gehe ich lieber im Anschluss in eine Weinhandlung oder einen besseren Supermarkt und hole mir eine Flasche Wein, die ich mir über die ganze Woche aufteile. Bevor ich zusehr abschweiche: Das sind meine Dienstreisen-Erfahrungen.) Nun in diesem Restaurant war die Weinkarte wirklich sehr zivilisiert und gegen dreizehn Euro für einen Wein aus der Region, der zudem auch noch sehr angenehm war, waren mehr als angemessen.

Wen es in die Gegend mal verschlagen sollte (und ich fange jetzt nicht an, über die Auvergne und insbesondere über die Gegen von Le-Puy-en-Velay zu schwärmen), der sollte die Telefonnummer der Auberge in der Brieftasche haben, die ich schnell von der Rechnung abschreibe, bevor ich sie in die blaue Tonne befördere: 0471572056. So ein Schnickschnack wie EMail und Webadresse sollte man nicht erwarten.