Das soll ein Ehrentitel sein, denn den hat sich Gisela Friedrichsen mit ihren Artikeln im SPIEGEL und SPIEGEL Online wirklich verdient. Sie braucht nicht, wie andere, Wörter wie »Bestie« und »unglaublich«. Auch die Behauptung, das sei ja noch nie vorgekommen, würde von der Journalistin nur sehr vorsichtig angewendet werden.

Es gibt so viele Kinderschänder, Vergewaltiger und Mörder, dass das, was man von einem Fall hört, das, was häufig von den Medien hochgekocht wird, weil der Angeklagte, besonders böse, besonders dumm, besonders hässlich oder schön aussieht, nie ein Einzelfall ist und allermeistens schon dagewesen ist und nur die ungezählte Variation eines bekannten Verbrechens. So wie es auf dem Krimibuchmarkt auch aussieht, wenn man so will. Das dabei keine Relativierung des Geschehenen herauskommt, ist schon eine Kunst. Und so finde ich auch setze, wie den folgenden, ziemlich beeindruckend.

Eltern, die mit Kindern so umgehen, wirken verstörend. Sie flößen Furcht ein, dass Menschen so sein können. Sie lösen bitterböse, erbarmungslose Emotionen aus. Doch wenn sie je erkennen sollten, welche Schuld sie auf sich geladen haben – der Strafprozess kann dabei ein erster Schritt sein -, gibt es keinen Grund mehr für Verdammungsurteile. Dann bleibt nur noch Erbarmen mit Menschen, die sich die Hölle selbst geschaffen haben.

Eigentlich kann man darauf zurückkommen, was Simenon sinngemäß über den Menschen gesagt hat: Wir sind einfach sehr schlecht für das Leben gerüstet.