Dass HLX eine ganz eigene Platzierungstechnik entwickelt hat, die auf Flügen zuschlägt, die nicht nach Berlin führen, habe ich schon mal berichtet. Was es für lustige Auswirkungen hat. Heute ist ein neues Kapitel hinzugekommen. Zwei Männer wurden in die Ecke gestellt. Und das kam so…

Die Eincheckerin, die sicher eine andere Bezeichnung führt, aber von mir mal liebevoll so bezeichnet werden soll, meldet sich kurz vor dem Beginn des Eincheckens und sagt, dass zuerst Familien mit Kindern einsteigen sollen und Menschen mit Einschränkungen, danach kämen die Leute dran, deren Bordkarten mit den Nummern 1 bis 30 versehen wären. Klare Ansage, die fünf Minuten später nochmals erfolgt. Spätestens dann schaut man auf seine Bordkarte und erblickt eine recht große Nummer, die eindeutig die Nummer sein muss, von der die Eincheckerin sprach. Bevor die Tür sich öffnet, kommt nochmals die Ansage und auf dem Display steht auch, dass erst die Besitzer der Bordkarten mit den Nummer 1 bis 30 einsteigen dürften.

Ich hatte die 68, wusste also, dass ich erst mit dem 3. Schub dran sein dürfte. Blieb sitzen und genoss das Spektakel. Da schob die Eincheckerin eine Bordkarte durch das Gerät, schaute auf die Nummer, sah den Mann, der weder wie ein Vater mit mitreisenden Kindern aussah, noch wie ein Mensch mit gewissen Einschränkungen, streng an, und stellte ihn zur Seite. Damit war meine Frage geklärt, was mit denen passiert, die sich versuchen, vorzudrängeln. Man kommt so einfach in die Erst-Dreißiger-Gruppe nicht hinein, was die junge Frau durch eine Ansage nochmals bestätigte. Dann nahm sie die nächste Bordkarte entgegen und stellte auch den Mann in die Ecke. Plötzlich sah man diverse Herrschaften, die gerade noch in der Schlange standen, zur Seite treten. Der letzterwischte Mann, Typ: Businessmann in den Fünfzigern, stand rotgeworden in der Ecke. Wie im Kindergarten. Böse gewesen: Ab in die Ecke. Nur gerecht, wie auch mein Sitznachbar im Wartesaal fand.

Der gute Mann stand noch da, als ich die junge Dame passierte. Also hatte er noch nicht einmal eine Karte mit einer Nummer kleine 90. Wenn man boshaft wäre, was ich natürlich bin, könnte man darüber spekulieren, ob er nicht vielleicht nicht doch in die Kategorie der eingeschränkten Menschen fällt: denn vielleicht hat er Probleme mit dem Lesen, mit dem Hören, mit dem Sehen oder dem Zahlenverständnis. Dann wäre er ein bedauerliches Opfer. Unverschämtheit ist allerdings noch keine Behinderung. Auch in Deutschland nicht.