Wir brauchen darüber nicht zu diskutieren: Ein Tag, an dem die weltbeste Ehefrau hungrig zu Bett geht und standhaft behauptet, sie hat keinen Hunger, kann kein wirklich guter Tag gewesen sein. Zumindest kein guter Abend. Aber der Reihe nach.

Der Morgen fing gut an. Verdammt gut. Vielleicht auch ein wenig zu gut. Wir hatten ausgeschlafen und uns auf dem Weg zu einem Frühstücks-Restaurant gemacht. Der Name klang nicht so vielversprechend – Happy Burger Dinner. Für skeptische Menschen ist das eigentlich nichts: Der Name spricht schon nicht unbedingt für Frühstück. Auch ist es schwierig, mit so glücklichen Menschen, wie den dortigen Angestellten zurecht zu kommen, die schon am frühen Morgen guter Laune waren und nicht müde wurden, zu betonen, wie gut ihnen ihr Job gefällt. Schlimmer noch: Die Gäste waren auch so freundlich. Die Einen wiesen uns ein und die Anderen wollten sofort wissen, wie es uns gefällt. Es gab Bagels, es gab Rühreier, Früchtebecher und dazu noch einen Discount von 10% für alle Gäste über 55 Jahren, wo runter die Reisegruppen-Jugendlichen auch vielen – die Happy Burger-Leute machten sich das Leben schon schön. Ich wollte, meine Kunden wären manchmal so entgegenkommend. (Ähm, also die sollen mich jetzt nicht unbedingt älter machen, als ich sowieso schon bin…) Das Frühstück war also ein gelungener Start in den Tag und wir zogen hochzufrieden unserer Wege in den Yosemite Nation Park hinein.

Eine schlechte Idee ist es, dem TomTom vom Dienst die Auswahl der Reiseroute in den Park zu überlassen. Ich hatte mir die Route in den Park schon mal mit Google Maps angeschaut und da stand was von dreißig Kilometern und einer Stunde Fahrt. Meine französische TomTom-Triene gab mir jetzt mit auf den Weg, dass wir zwei Stunden mindestens unterwegs seien und hundert Kilometer fahren müssten. Wie weit die Schätzungen auseinander liegen, ist mir als Computer-Benutzer nicht fremd. Ein Windows verschätzt sich genauso wie ein Mac OS immer wieder gerne bei der Kalkulation von Zeiten. Also warum nicht auch ein TomTom.

Wir fuhren also los, sahen grandiose Landschaften, waren fast allein und kamen da an, wo wir eigentlich gar nicht hinwollten: Hetch Hetchy. TomTom sorgte diesmal dafür, dass wir eine Route nahmen, die bei den Eltern ein wenig Swasiland-Feeling aufkommen ließ – ob damit eine Vorfreude verbunden war, konnte ich aber nicht sagen. Letztlich kamen wir aber wieder auf eine Straße, die uns in Schluchten schauen ließ, die sich in der Schnelle des Schreibens jetzt nur mit »fantastisch« titulieren lassen, was aber viel zu kurz gefasst ist, und nicht annähernd an das herankommt, was man fühlt, während man es sieht. Eigentlich macht es einen sprachlos und das ist auch gut so.

Wir landeten an einem Stausee und erst später viel mir ein, dass dieses Tal wohl das ist, von dem ich schon gelesen hatte. An dem Stausee stand geschrieben, dass ein grandioser Ingenieur dieses Projekt entwickelt hatte (gebaut wurde von etwa 1915 bis 1930) und dass dieser Stausee San Francisco mit Wasser versorgt. Es steht dort nichts geschrieben, dass man ein traumhaftes Tal geopfert hatte. Manch einer war der Meinung, dass das Tal schöner als Yosemite Valley sei und es gibt Bestrebungen, Hetch Hetchy wieder zu dem was es war – ein schönes Tal. Allerdings gibt es ein großes Argument dagegen – die Wasserversorgung von San Francisco und wenn man weiß, dass es um die Stromversorgung von Kalifornien mit vielen rotten Kraftwerken auch nicht zum Besten steht, hat man wahrscheinlich auch gleich noch ein zweites Argument.

Das fiel mir aber erst später wieder ein, erstmal genossen wir den blauen See und die Wasserfälle. Die Wege waren etwas zu schwierig, weshalb wir von einem Marsch dorthin absahen. Dann ging es aber in Richtung Yosemite Valley und ich will es mal so sagen: Wir wurden von einer ganzen Reihe von Wasserfällen abgelenkt. Wirklich schlimm. An einem wurden wir auch pitschenass. So was hatte ich noch nie gesehen, und das sind nicht meine ersten Wasserfälle. Ich muss den Namen dieses einen Wasserfalls (man sieht ihn auch oben auf dem Bild) mal heraussuchen. Er war, aufgrund der Nähe, den man zu ihm hatte, beeindruckender als die eigentlichen Yosemite Falls. Ging zumindest mir so.

Der Tank neigte sich, als wir den Park verließen, gefährlich dem Ende zu und ich (bzw. wir) waren der Meinung, dass es eine gute Idee wäre, wenn man mal Tanken würde. Eigentlich keine gute Idee, denn zum Einen war es gar nicht so weit bis nach Mariposa (unser Homebase) und zum Anderen nahmen die Herrschaften Apotheken-Preise. Man könnte auch von Wucher sprechen – einen Dollar mehr als üblich, wenn ich es recht überschlage.

Auf der Route von Yosemite Valley nach Mariposa konnte man auch gut sehen, was so ein Erdrutsch mit einer Straße machen kann – ein riesiges nichts. Man hatte eine Behelfsbrücke gebaut, so dass man auf der anderen Seite fahren konnte, aber man kann nur hoffen, dass zu der Zeit keiner dort gewesen ist und hofft noch mehr, das einem das selbst nicht passiert.

In Mariposa angekommen standen wir vor der großen Frage »Was und wo essen?« Susann wollte in das Restaurant am Ortseingang, welches mir – ich kann es gar nicht oft genug betonen – überhaupt nicht zusagte. Wie nennen es nur das »Gelbe Restaurant«. Wer dort noch einmal hinkommt, wird es gewiss erkennen (und nein, es war nicht der Chinese). Im »Gelben Restaurant« gab es nicht nur eine hektische Kellnerin, sondern es gab auch Rippchen. Wir gingen davon aus, dass sie lecker wären. Ich nahm sie, weil es mich mal interessierte, wie die so sind. Susann bekam die ihren und meinte: »Ich hasse es, wenn auf dem Fleisch die Soße ist. Man kann gar nicht sehen, wie das Fleisch so ist.« Darüber hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Sekunden später, Susann hatte das Fleisch gerade angeschnitten, hatte ihr T-Shirt einen roten Fleck. Es war nicht das, welches schon einen grünen hatte. Danach konnten weder Fleisch noch Restaurant wirklich gewinnen. Ich sah, wie sie nur noch Pommes aß und meinte zu den anderen Beteiligten: »Das ist kein gutes Zeichen. Kein gutes Zeichen.« Mit der gleichen Verachtung, mit der Susann vor einiger Zeit in einem Schlosshotel den Kaffee in Grund und Boden verdammt hatte und dabei auch noch das böse Wort »Plörre« verwendete, welches dem sensibleren Personal wahrscheinlich bis heute noch nachgeht und als »Schwarzer Samstag« in die Hotelgeschichte einging, machte sie der Kellnerin klar, dass das Fleisch … lassen wir das – wir haben es nicht bezahlt, was die Laune der weltbesten Gattin nicht gerade hob. Wir sollten an dem Abend nur nicht mehr vom Essen reden.

Was schlechterdings geht, wenn man denn mal so ein Thema hat…