Da sieht man mal, wie geschafft wir waren. Erst am Abend, bei der Durchsicht der Bilder, die ich von dem Chip sicherte, sah ich auf den Bildern ein Fleck, der mich sehr beunruhigte. Er war nicht irgendwie da, er war sehr präsent da. Also nichts in Richtung Pixelfehler. Auch ein Verschieben des Bildes auf dem Bildschirm brachte keine Besserung – der Fleck wanderte mit. Besonders präsent war er, wenn man einen blauen Himmel hat. By the way: Wir haben hier vielen blauen Himmel und alle meine Urlaubsbilder, die einen blauen Himmel haben und im Querformat sind, haben diesen Fleck! Das bedeutet eine Menge Nacharbeit und einen flotten Gang zu einer Werkstatt, die das in Ordnung bringen muss. Das soll aber nicht das Highlight des Tages überdecken: Den Grand Canyon.

Wir fuhren am nicht ganz so frühen Morgen los in Richtung Grand Canyon – South Rim. Gleich der erste Aussichtspunkt war eine Touristenfalle. Man konnte Grand Canyon quasi schon mal üben – für zwei Dollar. Wir nahmen es sportlich, zumal dort auch touristische Einkaufsmöglichkeiten geboten wurden. Soweit ich das beobachten konnte, war keiner drauf reingefallen.

Dann trafen wir im Grand Canyon Nationalpark ein und es erübrigen sich alle weiteren Worte. Noch nicht einmal Bilder können das ausdrücken, was man dort sieht. Ich will es so zusammenfassen: Man ist wie erschlagen.

Einen Aspekt darf man allerdings nicht aus dem Auge verlieren. Zumindest ich nicht. Ich bin mit gleich mit zwei Ludewig-Gen-Trägern unterwegs. Die Damen wissen davon: Ich bin mir nicht sicher, wer auf wen abfärbt – die Mutter auf die Tochter oder umgekehrt. Zumindest die Mutter behauptet von sich, nicht so schlimm zu sein. Was eine Mischung aus Gelächter und Stirnrunzeln auf der anderen Seite hervorruft.

Aber kaum nähert man sich einer Kante zum Abgrund auf wenige Meter, gab es besorgte Aufruf abwechselnd von beiden Damen, man möge bitte vorsichtig sein, nicht beachtend, dass man durch eine solche, eigentlich nicht überraschende, Aufforderung ja vielleicht doch so überrascht sein könnte, das man erschreckt einen falschen Schritt tätigt und man ein Fall für den Bestatter und Nachlass-Verwalter wird. Es war also nicht nur ein Tag der großartigen Ausblicke, es war auch der »Tag der großen Sorge«.

Zu zweit seiend müssen sie sich aber nicht nur um mich kümmern. Der Herr Papa ist ja auch so ein unvorsichtiger. Klettert auf Felsen – immer mir hinter her. Stellt sich an Straßenränder, das Gehupe von Autos mit der touristischen Leichtigkeit, die nur Video-Filmern gegeben ist, ignorierend, auf der Sucher-Suche nach dem längsten und schönsten Clip.

So ist es für die beiden Ludewig-Damen purer Stress mit den Herren und sie sind heilfroh, dass die Frau Mama auch eine Vorsichtige ist.

Auf der Straße zum Grand Canyon Village gab es plötzlich ein Stau und ich bin stolz vermelden zu können, dass ich Teil davon war und sicher meinen kleinen Teil dazu beigetragen habe, dass dieser Stau zu dem wurde, was er war: Wir sahen plötzlich an der rechten Seite zwei Exemplare stehen, die sich von nichts stören ließen. Auch nicht von den Touristen, die unbedingt diese beiden Elche ablichten wollten. Die Seelenruhe der Tierchen war beeindruckt und ein wenig hatte ich den Eindruck, dass sie mehr uns beschauten als wir sie.

Es ist nur wenige Tage her, da habe ich über die Touristen gemault, die sich gern selbst mit auf das Motiv bringen. Japaner, Amerikaner und Europäer wurden genannt – unter den Europäern gibt es aber auch noch die Russen, die sich sogar zusammen mit einem Elch fotografieren lassen. Eine Anstrengung für den Fotografen, denn so ein Elch ist nicht ganz so kooperativ wie ein Berg, der einfach mal stehenbleibt. Mir kam der Text von Bill Bryson aus seinen Streiflichtern aus Amerika in den Sinn, in denen er Elche schildert. Von ihrer Geduld und ihren verrückten Einfällen ist dabei die Rede – die Geduld konnte wir schon einmal bewundern.