Das liegt mir die ganze Zeit schon auf der Zunge: Wo ist eigentlich die südafrikanische Kriminalität hin verschwunden? In den Medien wie SPIEGEL online & Co. ist sie nicht mehr vorhanden. In den Tagen unmittelbar vor Beginn der Meisterschaft, war sie mit den Händen greifbar, jeder Diebstahl war eine Meldung wert. Aber jetzt? Nicht mehr da. Oder besser: Es ist Touristen nichts schlimmes genug passiert, als das es eine Nachricht wert wäre. Also wie gehabt?

Das hätte man auch vorher wissen können und wer gewillt war, unter den Journalisten, hätte die hohe Kriminalität – die es wirklich gibt – auch relativierend darstellen können. Beispiel aus der ZEIT gefällig, aus dem die SPIEGEL-Leute hätten ruhig einmal abschreiben können?

Fünf tote Touristen seit 2006. Drei starben eines natürlichen Todes, einer infolge eines Verkehrsunfalls, einer stürzte vom Tafelberg.

Dass es auch Mord an Touristen gibt, streitet man übrigens nicht ab. Kann man aber auch nicht. Allerdings können das die USA und Australien auch nicht, wie man der Presse entnehmen kann.

Mit dem gleichen Bild, mit dem der ZEIT-Artikel von April aufgemacht wurde, wurde übrigens auch das Amnesty Journal von April/Mai aufgemacht. Auch in diesem Heft beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema Kriminalität in Südafrika. Tenor: Ermordete weiße Touristen? Nicht der Rede wert, weil so gut wie nicht existent. Gewalt untereinander gerade in den Elendsvierteln? Ein Problem Südafrikas, welchen den Staat kaputt machen könnte.

Fassen wir also zusammen: Die südafrikanische Touristen-Mord-Statistik wird vermutlich auch durch die Weltmeisterschaft keinen Schaden nehmen. In den Elendsvierteln werden dagegen weiterhin 50 Menschen pro Tag umgebracht. Aber das ist halt keine Nachricht wert…

(Die etablierten Medien gehen nicht unter, weil die Menschen den Content nicht bezahlen wollen – sie gehen unter, weil sie zu oft durchsichtig, sensationsgeil und unaufrichtig berichten. Dummerweise haben die Leute das gemerkt.)