Bestimmte Sachen sind einfach nicht für Kinder. Eltern denken da vielleicht in erster Linie an Messer, Gabel, Besteck, Pornos und Gewaltfilme. Mir ist das das erste Mal aufgefallen, als ich die Muppet-Show in den 90ern gesehen habe. Früher waren das nur Puppen, aber da: Hey, die Schauspieler waren ja nicht nur lästiges Beiwerk sondern richtige Stars und die Witze waren auch richtig gut. Fünfundzwanzig Jahre nach dem ersten Hören muss ich auch klaglos anerkennen, das einer der größten Alben aller Zeiten wohl Paul Simons »Graceland« ist. Ich habe als Kind und Jüngling (so einer war ich auch mal) weder die Muppet-Show noch »Graceland« richtig zu schätzen gewusst.

Mit dem typischen 80er-Jahre-Sound, mit dem wir als Teenager beglückt wurden (Stichwort: Depeche Mode, Talk Talk, Samantha Fox – wahllos, was mir in den Sinn kommt), hatte das Album wenig bis überhaupt nichts zu tun. Der Titelsong »Graceland« ging gerade noch so durch, aber dann hörte es auch schon auf. Abgesehen davon, dass wir im Osten sowieso nie an das ganze Album herangekommen werden und nur mit den Häppchen aus RIAS und SFB gefüttert wurden (wiederum abgesehen von wenigen Ausnahmen), gehe einmal davon aus, dass ich mir ein solches Album nie gekauft hätte. Es war nicht unsere Musik – zu viele Anleihen an Volksmusik (sei es afrikanische, sei es amerikanische Musik) und an Jazz, als dass es hätte durchgehend Gefallen gefunden hätte.

Aber die Geschmäcker ändern sich: Ich kann so manches an Jazz hören, ohne dass sich mir Ohren und Geist verdrehen, und zu allem Überfluss auch noch Gefallen daran finden. Mit bestimmten Spielarten von Folk und Country kann ich mich gar anfreunden, so dass das Album von Paul Simon heute ganz anders in meinen Ohren tönt und ich zu dem Schluss kommen kann: Eines der schönsten und besten Alben, die ich besitze.

Apropos Geschmacksänderung: Im Gegensatz zu früher, ist die Farbe des Gemüses, nicht mehr entscheidend dafür, ob ich esse oder nicht. So sind Brokkoli und Rosenkohl trotz der grünen Farbe absolut lecker. So – für einen Ostdeutschen – neumodischer Krams wie Auberginen werden aber nicht toleriert.