Wo waren wir stehengeblieben? Nein, das ist der falsche Begriff. Schließlich blieben wir nicht stehen, ganz im Gegenteil. Das Wetter war uns hart auf den Fersen, allerdings nicht das gute, sondern eher die Regenfronten. Immer wieder wurden wir durch heftige Weinanfälle des Himmels überrascht. Manchmal kündigten sie sich auch durch ihre tiefblaue Farbe schon weit im voraus an. Tröstender war das nicht.

Unseren Versuchen, in Regionen Frankreichs zu laden, die einigermaßen trocken waren (Sonnenschein erwarteten wir schon gar nicht mehr), scheiterten. So gaben wir auf und landeten in Saint-Gilles-Croix-de-Vie. Natürlich hat die Stadt einen schönen Namen, wobei die Vie ein Fluss ist, wie ich später feststellte, als wir durch die Gegend düsten – der Name hat also nicht unbedingt etwas mit grenzenloser Fantasie der Bewohner zu tun. Und wir landeten – da bin ich auch ganz ehrlich nur – weil wir am Sonntag genervt von all den Menschen waren, die in Les Sables-D’Olonne waren. Da haben wir einen richtigen Schreck bekommen, denn das war nicht viel anders als an einem belieben Sonnentag an der Côte d’Azur – also ganz und gar nicht angenehm.

Durch das Kreuz des Lebens, wie ich den Ort für mich taufte, kreuzten wir eine Zeit lang, bis wir ein Hotel fanden – der Goldene Löwe – welcher freies Internet zu bieten hatte (was allerdings nur selten funktionierte, gerade lang genug, um sich den Wetterbericht anzuschauen, dann stürzte das Internet ab und mein PC war nicht bereit, mir länger die schlechten Nachrichten zu übermitteln – wenn letzteres der Fall ist, so wünschte ich mir das auch für meinen EMail-Programm auf Arbeit) und das war es dann auch schon. Ach nein: Susann stellte fest, dass die Armaturen im Bad die gleichen waren, wie in dem Vier-Sterne-Hotel am Vortag. Womit es sich aber auch schon hatte. Wir hatten nur noch ein Drittel der Fläche und über die Gegenheiten im Brandfall wollte ich mir keine Gedanken machen. Das hätte nicht gut ausgesehen, wenn unser Zimmer-Ausgang gebrannt hätte. Da wäre kein Fenster geblieben, um rauszuspringen.

Die Ausflüge, die wir in den beiden folgenden Tagen machten, waren schön und feucht. Meine Frau war ständig bestrebt, mir eine Kopfbedeckung zu kaufen. Ich konnte mich knapp herausreden, in dem ich behauptete, dass Männer, die Kopfbedeckungen tragen, schneller ihre Haare verlieren würden. Das konnte ich zwar nicht belegen, aber sie mir auch nicht das Gegenteil. Und »Frag doch die Leute mit Glatze!« wird auch rundherum von ihr abgelehnt. Vermutlich ist es meiner Frau peinlich, solche Fragen zu Verifizierung fremden Männern zu stellen. Das ist jetzt aber nur eine Vermutung, das kann ich auch nicht verifizieren.

Wenn St. Gilles noch etwas außer freies Internet in Legebatterien zu bieten hat, dann das: Mit das beste Cous Cous, dass ich in der letzten Zeit aß. Wenn mich etwas mit dem Ort versöhnte, dann das marokkanische Restaurant. Gut, den Wein aus dem Atlas-Gebirge verbuchen wir mal unter Folklore, aber das Essen – mannomann.

Am Dienstag entschlossen wir uns dann, zu kapitulieren. Mittwoch waren wir noch zu Hause. Und hier ist das beste Wetter.

Traurig ist Susann nicht: Sie ist gern zu Hause und tüftelt im Garten rum.

Traurig bin ich auch nicht: Ich bin ja Montag schon wieder in Paris.

So ist das nicht unbedingt eine Sackgasse, wir wir sie in einer kleinen Stadt Frankreichs in einem Kreisverkehr entdeckten und die uns herzhaft Lachen ließ.

(Und wie man sieht: Jetzt geht’s hier an dieser Front auch mit Bildern…)