Ein Zeichen zunehmenden Alters ist gewiss auch, dass ich mich nicht zu erinnern vermag, ob ich schon mal geschrieben habe, dass ich mir als Jugendlicher (so mit 13 und 14 Jahren) geschworen haben, was Musik angeht immer aktuell zu bleiben. Nicht so wie meine Eltern. Diesen Schwur musste ich schon mit 20 brechen, denn über die Musikszene brach Techno herein, eine mir völlig unerklärliche Sache, die ich nicht zwingend Musik nennen würde. So wie es meine Eltern auch täten.

Ich verstand die Charts nicht mehr und die Charts verstanden mich wohl auch nicht. Irgendwie wurde mein Musikgeschmack komisch.

Mit dem Jahren wurde das wohl etwas besser, aber meine Musik-Vorlieben decken nicht den Massengeschmack. Gut so, das Leben wär ja sonst in der Summe auch uninteressant. Mit der Zeit lernte ich auch ein gewisses Maß an Toleranz. Ich muss nicht alles hören, aber wenn es andere Leute hören wollen, sollen sie. (Nur nicht in meinem Auto!)

Wie aber so etwas entstehen kann, wie Adoro, verstehe ich bis zum heutigen Tag nicht – und dass es auch noch in den Hitparaden landet ist mir schlicht unerklärlich. Ich gehörte zu denen des Massenpublikums, die eine sogenannte Premiere überstehen mussten – auf der Potsdamer Schlössernacht durften sie die Zeit überbrücken. Die neuen Supertenöre, so wurden sie angekündigt, die kommenden Stars. Das Marketing-Konzept hat funktioniert. Aber was sollte das sein: Fünf Tenöre prügeln sich in dem Lied darum, auch mal singen zu dürfen und verhunzen Klassiker des Musik-Business. Hätte ich nicht das Feuerwerk noch erwartet, ich wäre gegangen.

Offenbar kommen sie im Augenblick gut an. Das lässt das Schlimmste für die nahe Zukunft befürchten. Es macht mir aber auch klar, warum es mit der Plattenindustrie darnieder gehen muss: Adoro ist weder originell noch organisch gewachsen. Vielleicht ist es ein kleiner Zwischenschritt für die Jungs, aber das mit den Pop-Klassik-Buben wird hoffentlich nicht funktionieren.

Es brauchte Tage nach der Potsdamer Schlössernacht bis die Ekel-Pickel wieder verschwunden waren. Mit meiner Toleranz ist es wohl doch nicht soweit her.