Wenn man so viel liest, wie meine Wenigkeit, dann muss man beim Buchkauf schon vorsichtig sein. Neulich sortierten wir unser Bücherregal, mal wieder, und ich entdeckte ein und den selben Roman sage und schreibe dreimal. Wäre nicht so schlimm, wenn es verschiedene Ausgaben gewesen waren. Aber, oh Drama!, noch nicht einmal das war der Fall.

Will heißen, dass ich Taschenbuchausgaben von Autoren, die ich schätze, drei- bis viermal umdrehe und das Impressum und die Beschreibung des Titel inspiziere, bevor ich zugreife. So auch den gerade frisch angelieferten Jack Reacher-Roman Die Abschussliste. Ich bin der festen Überzeugung, dass meine Ausgabe eines Tages vielleicht einmal ganz viel wert sein wird. Warum? Weil so eine Ausgabe nur durch ziemlich viel Schlamperei zustande kommen kann.

Ich will kurz zusammenfassen, wie die Fakten aussehen: Der Roman erschien 2004 im Original unter dem Namen The Enemy, in Deutschland kam er dann 2006 auf den Markt und jetzt Anfang 2008 unter besagtem Namen als Taschenbuch. Der Rücktitel meint:

Silvester 89/90: Statt Neujahrswünschen erhält Jack Reacher die Meldung, dass ein ranghoher General tot aufgefunden wurde. Bei seinen Ermittlungen wird Reacher bald klar: Nach dem Ende des Kalten Krieges haben sich die Machtkämpfe verlagert – nun finden sie innerhalb der Army statt. Und er nähert sich dem Machtzentrum…

Das hatte ich noch nicht gelesen, denn die Story würde ich kennen. Das Buch wurde bei Amazon gekauft. Seite 1 kam mir vertraut vor, auf Seite 2 wusste ich, dass ich die Story schon kannte. Das kam mir wiederum komisch vor. Vor dem Bücherregal stehend, griff ich mir den zur Story passenden Roman heraus: Tödliche Absicht.

Beide Bücher beginnen mit den Sätzen:

Sie erfuhren im Juli von ihm und blieben den ganzen August über zornig. Im September versuchten sie, ihn zu ermorden.

Sie hören, abgesehen davon, auch mit den selben Sätzen auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich zwischen Seite 8 und 476 fundemental etwas ändern sollte, wenn die ersten und letzten Seiten identisch sind. (Vorsichtiger Mensch, der ich bin, habe ich das aber natürlich überprüft.)

Zuerst war ich nur empört. Schließlich passiert es häufiger, dass ein Verlag ein und das selbe Buch unter verschiedenen Namen herausbringt. Kein Problem, wenn man es im Impressum vermerkt. Aber dann stellte ich fest, dass die Angaben zu Tödliche Absicht gänzlich unterschiedlich waren. Der Originaltitel ist dort mit Without Fail angegeben und das Original erschien 2002.

So und nun verrate mir mal einer, wie es passieren kann, wie ein und der selbe Satz (womit ich den Fachausdruck) ausgenommen der Titelei vertauscht werden konnte.

Und: Könnte mir jemand verraten, was es Peinlicheres geben kann?

Abgesehen von: Werde ich jemals erfahren, welcher ranghoher General tot aufgefunden wurde?