Neulich kam ich ins Büro und ein Kollege machte so Andeutungen von offen und zeigen, und ich ahnte, meine Kleiderordnung war nicht hundertprozentig in Ordnung. Kein Problem für ihn, es mir, wenn auch durch die Blume mitzuteilen, kein Problem für mich, das offene Scheunentor zu schließen.

Was aber, wenn sich im Zug gegenüber eine fremde Person hinsetzt und man gar nicht umhinkommt, festzustellen, dass sie das gleiche Problem hat, wie es mir in der vergangenen Woche widerfuhr? Einen wildfremden Menschen kann man doch nicht auf einen offenen Hosenstall hinweisen, oder? Ich hatte also für die nächsten Minuten mit dem theoretischen Problem zu kämpfen, wie man sich dazu stellt, was aber auch mit der Befürchtung einherging, ich würde mich nicht halten können und die ganze Zeit auf die bewusste Stelle starren.

Aber die nette Dame, der dieses Missgeschick passierte, hatte eine nette Taktik, mich abzulenken: Sie fing an Socken zu fertigen. Ich sage fertigen, weil ich selbst in meinem hohen Alter nicht unterscheiden kann, ob es stricken, häckeln oder sonst was gewesen ist. Sie hat die halt gefertigt. Und während sie mit den ganzen Nadeln rumhantierte, eine sogar mal herausnahm um sich am Rücken zu Kratzen, war ich plötzlich mit der Frage zu Gange, wie sie denn die verschiedenen Farben dort hinein bekam.

Durch geschickte Beobachtungsgabe bekam ich das raus, was jeder Frau wahrscheinlich als Erkenntnis schon in die Wiege gelegt wird, nämlich, dass die Wolle schon eingefärbt ist. Aber sie hat auch was dazugelernt: Das bei der Deutschen Bahn die Fahrkarten nicht nur einmal kontrolliert werden und der nette Herr neben mir, hatte von mir erfahren, dass er den Koffer nicht im Gang stehen lassen muss, sondern durchaus auch zwischen die Sitze stellen kann. Eine lehrreiche Fahrt also für alle und ich bin der festen Überzeugung, dass Reisen bildet.

Natürlich nicht im Auto. Außer man hört irgendwelche Lern-CDs, -MP3s oder -Kassetten. Was mich zu dem Thema Walkman bringen könnte, aber das hebe ich mir mal für später auf.

Hier in Nürtingen bin ich in einem Hotel untergebracht, in dem die Bedienung lustig ist, die Einzelzimmer aber die Größe einer Gefängniszelle haben, wenn nicht kleiner. Draußen plätschert ein kleiner Bach entlang und gegenüber ist eine Tanzschule. Ich hätte es aber auch schlimmer treffen können: Auf der anderen Seite liegt die Hauptstraße, insofern ist das kein völliger Reinfall. Trotzdem freue ich mich jetzt schon auf den Donnerstag und das heimische Schlafzimmer.