Da heißt es immer, dass man die Familie so nehmen muss, wie sie ist; man sich aber ja Freunde aussuchen kann. Bei dem Haufen, der von Alesio in die italienische Provinz kutschiert wird, hat man so seine Zweifel. Schon im bei der Fahrt hat man das Gefühl, dass es Leute sind, die sich früher gern hatten, aber jeder hat sein eigenes Leben und die Schnittpunkte sind klein geworden. Es mag da auch nicht von Vorteil sein, dass sich jeder gern im Mittelpunkt sieht.

Unter solchen Umständen ist es eine ziemlich blöde Idee, sich ein Haus anzuschauen, um es gemeinsam zu kaufen. Vielleicht ist es ein Versuch, etwas aus der Vergangenheit zu retten, denn damals hatte man sich geschworen, so etwas zu machen, so man an Geld gekommen war. Jetzt war es soweit, aber keiner hatte realisiert, dass sich die Zeiten und auch die Menschen geändert haben. So ist das halt mit Schwüren. Man sollte sie nicht um jeden Preis einhalten.

Alessio nervte mich schon frü durch sein unterwürfiges Verhalten. Da hatte ich noch gar nicht mitbekommen, dass der Mann mehr war als nur der Fahrer. Er hatte sich vorgenommen, den Herrschaften das Haus zu verkaufen. Kein Preis war ihm dafür zu hoch, auch die Selbsterniedrigung nicht. Wie weit er dafür gehen sollte, konnte er während der Fahrt noch nicht einmal ahnen.

Denn sie waren zeitig in der Gegend, aber es dunkelte schon. Die Gruppe hatte sich vorgenommen, sich das Haus auf jeden Fall an diesem Tag noch anschauen zu wollen. Am nächsten Tag konnte man noch einmal zurückkommen. Das Navigationssystem Alessios Wagen würde sie schon zu dem Ziel bringen. Aber mit drei Sachen konnten die Herrschaften nicht rechnen: Dass das Navigationssystem in der Wildnis versagen würde, das Auto eine Panne haben würde und der Wind drehen würde. Beides trat ein. Es wurde dunkel, das Auto fuhr in ein großes Loch, einer Falle gleich, und wurde dadurch Fahruntüchtig, es fing an zu regnen und keiner hatte eine Ahnung, wo sie sich genau befanden.

Optimale Voraussetzung, um die Freundschaft festigen lassen. Oder halt auch nicht.

Andrea de Carlo entscheidet sich für die interessante Variante und lässt die Gruppe in ihre Einzelteile aufsplittern. Jeder für sich. Nur die eigenen Interessen fehlen.

Anfangs mochte Alessio noch bemüht sein, die Gruppe – seine Käufer – zusammenzuhalten. Aber er hatte einen entscheidenden Nachteil: Man hielt ihn für schuldig an der Misere. Die Situation sollte nicht besser werden, denn in der Dunkelheit suchte man eine Unterkunft, von der man aus, einen Pannenservice und ein Taxi rufen konnte. Sie stießen auf ein Haus. Die Bewohner machten ihnen nur widerwillig auf, ließen sie nur ungern herein und hatten als schlechte Nachricht zu verkünden, dass sie nicht nur kein Telefon hätten, sondern auf jede Art von Elektrizität verzichten würden.

Zu allem Überfluss, und hier beginnt die Geschichte erst richtig, stellt sich heraus, dass sie in dem Haus wohnten, welches Alessio verkaufen wollte. Dumm, dass er seine Käufer nicht gründlich informiert hatte.

Zusammengefasst: Die Stimmung in der Gruppe der Käufer und zwischen den drei Gruppen – Verkäufer, Möchtegern-Käufer und Bewohner – war nicht die beste.

Aus die Melange wird eine spannende Geschichte, in der jeder Charakter ausführlich ausgeleuchtet und entblößt wird. Interessanterweise gab es für mich weder auf der einen noch auf der anderen Seite besonders sympathische Charaktere, die mich während des Buches angesprochen hätten und doch litt man mit jeder der Figuren ein wenig mit.

Und: Wildnis ist was schönes, solange man in ihr nicht wohnen muss. Zumindest als Stadtmensch.