Der zeitliche Ablauf lässt sich klar skizzieren: Bis 1984 Schallplatten, von 1984 bis 1994 Kassetten, ab 1991 CDs und die ersten MP3s lassen sich auf 1999/2000 datieren. Ernsthaft wurde letzteres Format erst 2004, wahr ja auch eine Frage von Festplattenkapazität. Letztere ist nun überhaupt kein Thema. Zeit zum Aufräumen…

Meinen ersten eigenen Kassettenrekorder bekam ich 1984. Den von meinen Eltern hatte ich zu der Zeit schon erledigt, meiner exzessiven Benutzung hielt er nicht stand. Mein eigener Kassettenrekorder überigens auch nicht sonderlich lange. Es wurde viel vom Radio aufgenommen, es wurde viel abgespielt. Schon bald fing der Lautstärkeregler Krach zu machen, wenn man die Lautstärke regulieren wollte. Ich bekam ja – Gott sei Dank! – bald Kopfhörer geschenkt, die das Problem entschärfen konnten. Da es ein West-Rekorder war, passten die Ost-Kopfhörer nicht dran.

Das Westgerät musste sich mit Ost-Kassetten von ORWO zufrieden geben. Die kosteten, selbst aus heutiger Perspektive noch, ein Vermögen: zwanzig Ost-Mark. Wollte man die besseren, Chrom-Kassetten haben, musste man schon dreißig Mark hinlegen. Auf diese passten dann nur 60 Minuten Musik drauf. Klar, dass man beim Aufnehmen sehr sparsam war. Heute habe ich mich nun daran gemacht, die große Kiste, in der die Kassetten lagerten, zu entsorgen, um die Kiste mit anderen Inhalten zu füllen. Dabei habe ich mir die Cover angeschaut (Was, so habe ich mal geschrieben? Was für eine Klaue? Naja, Klaue habe ich immer noch, aber halt anders…) Beim Betrachten der Titel ist mir aufgefallen, dass ich manchen damals aufgenommen Titel heute nicht einmal mit Ohrstöpseln hören würde. Manchen Titel habe ich mir notiert, das, was mir von damals heute noch gefällt, ist aber schon längst als CD oder MP3 hier im Hause vorhanden. Melancholische Gefühle kommen schon auf, aber mehr wegen des Stückchens Jugend, von dem ich mich trenne, weniger wegen der Musik an sich.

Von meinem ersten Lehrlingsgehalt kaufte ich mir einen Kassettenrekorder, allerdings aus Ost-Produktion. Mein erster Rekorder hatte also keine vier Jahre gehalten. Dann kam der November 1989. Wir durften in den Westen. West-Kassetten hielten unaufhaltsam Einzug in den Haushalt, mit Vorliebe die Marke TDK. So ist es bis zum Schluss der Kassetten-Ära geblieben. Und die polnischen fliegenden Händler kamen. 1989 hatte ich auch ein Erweckungserlebnis: Im Radio lief ein Titel von Jean Michel Jarre (»Souvenir of China«) und ich war hin und weg von dieser Musik. Elektronische Musik hatte ich vorher schon gehört, Vangelis beispielsweise und die DDR-Electronic-Musik. Aber gegen Jarre klang das alles recht schlicht. Und da kommen die Polen ins Spiel: Die standen ab Herbst 89 mit ihren Ständen und verkauften Kassetten.

Auf dem Bild sind zwei Relikte, heute im Mülleimer verschwunden, zu sehen. Nach dem Einzug der CD-Technik wurden die passenden CDs bald nachgekauft, denn es mochte zwar Super Quality auf dem Label stehen, aber die Musik war sehr, sehr verrauscht (also noch nicht mal Chrom-Kassetten). Meine Mutter hörte wohl nur das Rauschen, denn sie fragte mich mal, ob es wirklich Musik sei, was dort laufen würde. Als Jugendlicher habe ich auf die Frage natürlich angemessen reagiert.

Damals gab es ja noch Begrüßungsgeld, wenn man als Ostdeutscher in den Westen kam. 1989 wohl letztmalig. Das Geld gehörte umgesetzt. Und während sich manche Leute allen möglichen Schnickschnak gekauft haben (meine Eltern beispielsweise einen Teppich), habe ich mir eine Stereo-Anlage gekauft. Super-Angebot! Eine Anlage von Toshiba, eine Firma, dessen Name mir nichts sagte, die ich aber sehr zu schätzen weiß. Die Anlage hatte einen Schallplattenspieler und zwei Kassetten-Fächer. Man konnte, jetzt kommts und man möge meine damalige Begeisterung versuchen nachzuvollziehen, von einer Kassette auf die andere kopieren. Das war der Hit und war uns vorher nicht möglich gewesen. Natürlich konnte man auch von Schallplatte zu Kassette kopieren, aber das war fast egal. Die Anlage war mit dem Kauf schon veraltet, aber woher sollte ich das als Ossi wissen? Wir lernten erst zu konsumieren.

Das ich beim Kauf nicht auf einen CD-Player geachtet hatte, rächte sich schon bald. Die Anlage sollte mir nur zwei Jahre lang dienen. Sie zog noch mit nach Kiel um, aber da konnte ich bei meinem Nachbar (Schande, ich weiß seinen Familiennamen nicht mehr) Peter, Hubschrauber-Pilot bei der Bundeswehr, Einsatz am Golf, eine Kenwood-Anlage, mit sage und schreibe vier Lautsprechern sowie Subwoofer bewundern, 1991. Kurze Zeit später hatte ich das Nachfolge-Modell. Ich kann mich noch erinnern, dass mir ein Arbeitskollege erklärte, dass das mit den vier Lautsprechern nie und nimmer funktionieren würde. Blöde nur, dass ich das bei meinem Nachbar in Aktion gehört hatte. Es hatte sich verdammt gut angehört. Hätte damals eine Frau bei mir gewohnt, diese wäre gegen die Lautsprecher an den Wänden wahrscheinlich energisch vorgegangen.

Bei Digitalisieren der CDs kamen auch so ein paar Sachen hoch. Ich dachte die Liste der Peinlichkeiten hätte ich schon hinter mir (Soundtrack zu »Highlander III« und »Indianer Jones«, wobei letzterer nur ungewöhnlich nicht schlimm ist), aber nein. Ich habe mir tatsächlich mal eine CD von Michael Jackson gekauft und es war nicht »Thriller«, bitter! Insgeheim habe ich noch die Hoffnung, dass sich jemand meldet und mir sagt: »Nicht so schlimm, ich habe sie dir mal geschenkt.« Aber der einzige Mensch, der Michael Jackson hört und mir CDs schenken würde, wäre meine Frau, aber die kannte ich damals noch nicht. Aber dieser Soundtrack zu einem Chuck-Norris-Film ist fast noch schlimmer. Für heute habe ich erst einmal aufgegeben, ich schau mal unter der Woche, was da zu Digitalisieren ist.

Die Super-Anlage begleitete mich übrigens bis zum letzten Jahr, dann kam der Vorgänger der Squeezebox. Da habe ich die Kenwood-Anlage von damals noch für ein Appel und ein Ei verkauft. (Der Vollständigkeit halbe: 2000 gab’s noch einen DVD-Player samt Verstärker und Subwoofer, als Erfrischungskur. An diesem Verstärker, auf den ich nichts kommen lasse, hängt auch die Squeezebox.)