Lore hat sich in der Mitte ihres Lebens erfolgreich und höchst legal ihres Mannes entledigt (obwohl er dieses vermutlich genau andersherum gesehen hatte). Sie ergriff ihre Chance und stieg in das Geschäft eines Nachbarn ein, der Antiquitäten verkaufte. Nachdem die Frau des Nachbarn gestorben war, wurde sie dessen Geliebte und Partnerin und übernahm das Geschäft. Aber auch Percy, der Geliebte, verstarb und so kam Lore auf eine alte Idee ihrer Freundin Anneliese zurück und zog zu dieser nach Schwetzingen, um in einer Rentner-WG zu leben.

Lore, schlank vom Aussehen, zurückhaltendes Naturel und recht gut versorgt, wusste, dass ihre Freundin Kontrastprogramm zu ihr war. Anneliese war dick, sehr lebhaft und konnte es finanziell gut vertragen, dass ihre Freundin zu ihr zog. Nachdem die erste Euphorie vorüber war, traten die ersten Probleme auf.

So bekam Lore mit, dass der Kräutergarten Annelieses nicht nur der Würze diente, sondern auch dazu, ihre Probleme zu lösen. Eines dieser Probleme war ihr Mann gewesen. Der hatte seine Haltbarkeit überschritte und wurde Anneliese zur Last. Sie kochte ihm ein Süppchen, das sein Leben schnell und komplikationslos beendete. Die Polizei konnte ihr nichts nachweisen, aber im vertrauten Gespräch mit ihrer Freund gab Anneliese ohne weiteres zu, dass ihr geliebter Ehemann eines nicht ganz so natürlichen Todes gestorben ist. Für die Polizei war es ein Unfall. Für Anneliese ein Segen.

Lore kannte nun das Geheimnis ihrer Freundin, machte sich aber keine großen Gedanken. Sie erlebten großartige Abenteuer. Zum Beispiel brachten sie Schmuck, den Lores Nachfolger im Geschäft leichtsinnig aufgekauft hatte, unter das wohlhabende Volk in Baden. Ein großartiges Geschäft, mochte man meinen. Das Geschäft machte allerdings Anneliese, die der Meinung war, sie müsste ein wenig von dem verkauften Schmuck für sich mitgehen lassen. Als Lore dies mitbekam, wusste sie, dass ihr noch ein Problem heraus erwachsen kann.

Natürlich herrschte erst einmal eitel Sonnenschein. Bis eines Tages Ewald vor der Tür stand, eine alte Jugendliebe Annelieses. Sie war ganz hingerissen und schilderte ihn Lore als eine Art John Wayne, obwohl Lore keine Ahnung hatte, wie der Mann sich hatte derart mausern können. Ewald berichtete, dass seine Frau in Heidelberg im Krankenhaus lag und er sie jeden Tag besuchen fuhr. Er hatte sich in einem Hotel untergebracht und freute sich, seine alten Bekannten mal wieder zu sehen. Daraus erwuchs mehr und Anneliese machte den Vorschlag, dass er doch bei ihnen in die WG einziehen könne.

Lore machte keinen Hehl daraus, dass sie das sehr skeptisch sah. Schließlich turtelten Anneliese und Ewald bei jeder sich bietenden Gelegenheit herum. Sie fühlte sich als fünftes Rad am Wagen, auch wenn sie die gemeinsamen Spaziergänge mit Ewald sehr mochte. Mehr noch fürchtete sie jedoch um das Leben von Bernadette, Ewalds kranker Ehefrau. Kräuter hatten sich schon einmal als probate Lösung erwiesen. Das Lore ihre Freundin kannte, sollte sich bald beweisen.

Das Leben der beidenen Freundinnen wurde mit dem Eintritt Ewalds in ihre Gemeinschaft mehr als turbulent. Ingrid Noll beschreibt mit einem Augenzwinkern das dritte Alter von Lore und Anneliese. Auch wenn die Verhältnisse recht kompliziert sind, so würde ich den Roman nicht in die Kategorie Krimi einordnen. Der Roman hat mich »nicht vom Hocker« gehauen, wies nicht atemberaubende Spannung auf, ist aber als beschauliche Urlaubslektüre bestens geeignet. Ohne es negativ auszulegen, so fasst es das Wort »Beschaulichkeit« den Stil am besten zusammen.