Das Schwesterchen hatte noch keinen richtigen Elefanten gesehen. Das war doch mal eine Mission für Heiligabend. Das Problem dabei war, dass es weniger in unserer Macht stand, ob man nun dieses oder jenes Tier beobachten kann, sondern wir ganz der Lust und Laune der Tiere ausgelieferte waren – kombiniert mit dem richtigen Zeitpunkt.

Wir versuchten zuerst unser Glück an dem Wasserloch von Halali. Aber da war zu der Vormittagsstunde zwar einiges los – Antilopen, die miteinander rangen, – aber größere Tiere waren nicht zu verzeichnen. Wir waren die meiste Zeit auch allein dort. Dann fuhren wir in Richtung Rhino Drive und dann – ohne es zu wissen – auf den Eland Drive. An Kreuzungen sind hier in Etosha immer Steine aufgestellt, auf denen die verschiedenen Richtungen aufgeführt sind. An der Kreuzung Rhino Drive/Eland Drive stand auch so ein Stein, allerdings fehlten die Beschriftungen oder sie waren nicht mehr zu lesen. Auf Verdacht hin, sind wir dann nach links abgebogen. Ich glaube, dass man den Eland Drive mit einem normalen Fahrzeug besser nicht fahren sollte. Er war schon ziemlich herausfordernd. Wir mussten zwar den Vierrad-Antrieb nicht anstellen, aber man musste schon genau überlegen, wo man lang fährt. Holprig was es in jedem Fall.

Die Herausforderung besteht darin, gleichzeitig zu gucken und zu fahren, wofür ich die Safari-Guides auch bewundere. Denn plötzlich steht halt ein Tier auf der Fahrbahn oder bricht hervor. Oder man sieht aus den Augenwinkeln im letzten Augenblick etwas und steht auf der Bremse. Zu Dolle darf man das auch nicht machen, da die Tiere dadurch verschreckt werden.

Als wir den Krüger-Nationalpark besuchten, hatten sich Giraffen und Zebras recht rar gemacht – sie waren in dem Eck wo wir waren, eine Seltenheit. Das Problem haben wir in Etosha nicht. Sowohl Giraffen wie auch Zebras marschieren bei jeder Gelegenheit über die Wege oder stehen am Rand. Beide betrachten einen immer neugierig, bevor sie eine Entscheidung treffen, ob sie davon gehen oder einfach stehen bleiben.

Der Eland Drive ist vor allem deshalb interessant gewesen, weil er einmal mehr die Vielfältigkeit der Etosha-Landschaft darstellt. Ich hatte geschrieben, dass ich den Etosha-Park als recht karg empfinde. Das war gestern. Was wir heute zu sehen bekamen, faszinierte mich wirklich. Die Wechsel kamen mir auch oft sehr abrupt vor. Gerade noch ein Wald, der kaum zu durchschauen war, hat man hinter der nächsten Kuppe schon eine savannenartige Landschaft mit oder ohne einzelnen Baumbewuchs.

Den Elefanten und Nashörner war das egal, sie zeigten sich so überhaupt nicht. Nachdem wir die 45 Kilometer Rhino Drive und Eland Drive (samt Zubringer) gefahren waren, landeten wir wieder auf einer „Hauptstraße“, die uns in Richtung Namutoni bringen sollte. Erst machten wir aber noch einen Abstecher nach Springbokfontain und – tada! – dort stand in zweihundert Meter Entfernung ein wahrhaftiger Elefant. In aller Ruhe, völlig unbeeindruckt von uns. Die Mission war erfüllt.

So ging die Reise weiter in Richtung Namutoni und bescherte uns als weiteres Highlight noch eine Straußenfamilie mit ihren Jungen. Namutoni tauchte auf und begrüsste uns mit seiner doch sehr deutschen Festungsarchitektur. Von hier – so der Plan – sollten wir nach Onkoshi gebracht werden. Das war aber eine überholte Information, wie mich erst der Voucher lehrte und dann, auf Nachfrage, auch die Namutoni-Rezeption. Also ab ins Auto und auf in Richtung Onkoshi – dem Luxus-Öko-Camp.

Infos zur Lodge
Im Onkoshi Camp waren wir nur, weil man im Reisebüro herausfand, dass Namutoni nicht so schön wäre – also wurde es dieses Öko-Luxus-Camp. Es gab auch Leute, die etwas an diesem Camp zu kritisieren hatten – ist ja immer so -, aber wir fanden nichts. Eine schöne Unterkunft an einem einsamen Platz in traumhafter Landschaft. Mit Abstand die teuerste Unterkunft während der ganzen Fahrt – knapp 100 Euro pro Nacht und pro Nase – aber das hat sich wirklich gelohnt! Was den „Luxus“ angeht – in Berlin oder New York würde man es nicht so empfinden, dafür das man in der Wildnis ist, allerdings schon.

Auf der Fahrt dorthin – wiederum fast fünfzig Kilometer – begegnete uns nur ein anderes Fahrzeug. Zu unserer großen Überraschung und auch Freude stürzte noch ein Elefant auf den Weg. „Stürzen“ im Sinne von hastig. Er brach aus dem Busch hervor, blieb kurz stehen, und lief dann zur anderen Seite. Dort war nun aber keine Buschlandschaft, sondern da liegt die Etosha-Pfanne. Und die muss man sich wie ein Strand vorstellen – nur ohne Wasser. Oder halt mit Wasser ganz weit weg. Ein bisschen so wie die Nordsee bei Ebbe. Man konnte ihn also gut beobachten, wie er (vermutlich war es ein Elefanten-Bulle) rumstampfte.

In Onkoshi wurden wir schon erwartet und der Chef des Ressorts begrüsste uns mit Handschlag und einem kühlen Getränk. Letzteres war besonders willkommen, da es brüllend heiß war. Das Camp besteht aus Zelten auf Pfählen, verbunden durch eine Holzbrücke. Es passt sich gut in die Landschaft ein. Wir kamen in unser Zelt und man hat in dem alles, was man so braucht – Toilette, zwei Duschen, eine Badewanne. An der Decke dreht ein Ventilator seine Runden, ohne dass man eine großartige Wirkung feststellen könne. Viel effektiver ist, dass man die Türen und Fenster öffnen kann, so dass immer ein Lüftchen weht – mal mehr, mal weniger. Eine Klimaanlage und ein Kühlschrank gibt es nicht – das verträgt sich mit dem Öko-Gedanken so gar nicht.

Wir hatten nach der gut fünfstündigen Fahrt nichts mehr weiter vor. Abruhen und Dinner war noch angesagt. Der Wettergott überraschte uns an dem Nachmittag: erst kam Wind auf, was schon erfrischend wirkte, anschließend ließ er ein wenig Regen fallen. Kein Regen, wie man ihn als Norddeutscher wirklich als Regen bezeichnen würde, sondern erfrischend war es trotzdem. Kann mich nicht erinnern, mich jemals so über Regen gefreut zu haben. Danach kam auch aus dem Wasserhahn auch kühles Wasser, was schon eine schöne Bescherung ist.

Das Dinner gab es im hauseigenen Restaurant. Da es die einzige Gaststätte im Umkreis von 50 Kilometern ist und damit ohne Wettbewerb, war klar, dass wir dort essen würden. Es sollte á la carte gegessen werden können. Die Karte war eine Fotokopie von irgendwas und die Vorschläge reichten von Pizza über Steaks bis hin zu anderem Fleisch und zweierlei vom Fisch. Vegetarier möchte ich hier nicht sein.

Heiligabend klang aus, in dem wir auf unserer Terrasse saßen und dem Gewitter auf der anderen Seite von Etosha Pan zusahen. Es blitzte im Himmel, es blitzte zum Boden hin. Man sah es sehr gut und hörte nichts. Es war schon sehr beeindruckend.

Da ich gern alles der Besten aller Ehefrauen nachmache, ist meine Brille jetzt auch bügellos. Allerdings völlig unspektakulär – irgendwann hat sich eine Schraube gelöst und mir ihr der Bügel.

Namibia 2015

Die Kategorie läuft unter dem Namen "Namibia 2015", aber die eigentliche Reise ging von Namibia über Botswana nach Simbabwe.

Eine zusammenfassende Seite finden Sie hier.

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