Hin und wieder mal was ausprobieren, das ist unsere Divise. Da kann es schon mal passieren, dass man sich auf den Weg nach Hamburg macht, um ein Restaurant auszuprobieren. Auf diese Art haben wir schon ein Restaurant in unser Stamm-Repertoire aufgenommen, das wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufsuchen. Dieser Ausflug sollte auch die vorgezogene Begehung unseres Hochzeitstages sein, der sich dieser Tage zum 9. Mal jährt.

Ich hätte es besser organisieren können, zum Beispiel mit einer Übernachtung in Hamburg. Habe ich nicht dran gedacht, denn ein gutes Essen kann Wein immer als Begleiter vertragen. So war es so, dass einer Fahren musste und sich bös zurückhalten musste. Zu meinem Glück war ich es diesmal nicht.

Wir waren zeitig da, vielleicht viel zu früh zum Essen. Aber ich hatte mir gedacht, vielleicht gäbe es noch die Gelegenheit danach etwas in Hamburg zu unternehmen. Allerdings bekam ich den Tisch erst zu 18.00 Uhr, da das Restaurant erst dann öffnete. Da ein 4-Gänge-Menü angesagt war, schien es mir riskant, irgendetwas an Veranstaltung zu buchen, was einem beim Essen unter Druck setzen würde. Also war der Plan: nur Essen.

Das hat sich, glücklicherweise, als gute Entscheidung herausgestellt. Das Wetter in Hamburg war warm und freundlich, so dass wir auf der Terrasse sitzen konnten und das Abendessen mit Blick auf den Hafen und die Elbe genießen konnten. Dazu gab es ein wenig Mineralwasser und einen neuseeländischen Sauvignon Blanc, die ich ja schon seit jeher schätze. Interessant ist die Preispolitik des Restaurants. Während ein Glas um die acht, neun Euro kostete, belief sich der Flaschenpreis auf 28 Euro (und ein paar Zerquetschte). Ist mir so jetzt noch nicht untergekommen.

Nach einem charmanten Gruß aus der Küche (Thunfisch-Sushi mit einem hauchdünnen, rohen Spargel-Schnipsel) ging es gleich los: Tatar vom Rind gekrönt von Stockfischmousse. Man kann davon ausgehen, dass es nicht einfach nur ein Rind war, sondern es wird ein besonderes Rind gewesen sein. Mein Erinnerungsvermögen reicht nur nicht so weit. Jemand, der sich für Essen nicht so begeistern kann wie wir, der hätte vielleicht von zweiten Gang nur die besondere Form des Suppentellers erwähnt. Für meinen Teil kann ich nur sagen, dass die Hummersuppe so schmackhaft war, dass man, wenn man die Befürchtung gehabt hätte, es könnte danach bergab gehen, hier mit guten Gewissen hätte gehen können.

Aber nein, es wurde noch besser: Seit einer halben ewig habe ich keine Blutwurst mehr gegessen, der bei uns zu Haus auch unter dem Namen Topfwurst läuft. Eine Krönung war es immer, wenn die Thymian-Komponente an der Topfwurst stimmte. Wie man sich leicht denken kann, wird kein gutes Restaurant auf die Idee kommen, als Hauptgang Topfwurst und Sauerkraut zu servieren, vielleicht noch mit einer ordentlichen Portion Kartoffeln, damit man auch ordentlich quetschen kann. Hier kam man auf die Idee mit kleinen Scheiben Topfwurst das Steinbutt-Filet zu topen. Es ist fast eine Untertreibung, wenn ich sage, dass ich hin und weg war. Um Aufmerksamkeit buhlten auf dem Teller noch kleine Möhrchen und grüner Spargel an der Gemüsefront und als weitere Beilage ein Risotto.

Nun kam noch das Dessert: Schokoladen-Macadamia-Brownies hielten ein Eis im Zaum, so dass ein wenig aussah wie das Waffeleis aus meiner Kindheit (gibt es heute auch noch, ist aber nicht mehr so mein Ding). Wenn es eine Krönung des Menüs gab, dann dieses. Begleitet wurde dies noch von einem Chutney mit Pfeffer. Eine wahnwitzig leckere Kombination. Als der Teller abgeräumt wurde, habe ich gefragt, ob man über einen Nachschlag verhandeln könne. Susann lachte, die Kellnerin lachte auch.

Kurze Zeit später stand sie wieder am Tisch und meinte, eine Portion hätten sie noch in der Küche:
»Nein, das geht nicht. Das wäre Völlerei.«
»Aber Sie können es sich gönnen.«
»Nein, das lass ich mal wieder. Das kann ich nicht machen.«
»Warum nicht?«

Dagegen gab es nun kein Gegenargument. Warum denn nicht? Ich habe in einem Restaurant noch nie ein zweites Dessert geordert. Warum eigentlich nicht, wenn es doch gut ist und geschmeckt hat. »Darum« wäre die einzige mögliche Antwort gewesen, denn an einem solchen Abend an einem solchen Ort nach so einem Menü gab es kein vernünftiges Argument, es sich nicht zu gönnen.

So sollte es sein und ich habe es nicht bereut.

Kritik? Da Restaurant ist französisch angehaucht und betont diesen Charme auch durch die Größe der Tische. Während an dem Menü überhaupt nichts auszusetzen ist und wir das »Au Quai« in unsere watch list mit aufgenommen haben, ging es mir ein wenig zu schnell. Die Pausen zwischen den einzelnen Gängen hätten ruhig ein wenig länger sein können. Das hätte das Besondere noch mehr betont.

Adresse: Au Quai, Große Elbstraße 145, 22767 Hamburg