Es gibt magische Orte: In Paris der Montmartre, in Brügge die Gassen, die Wälder im Elsaß und halt auch Nyhavn Kopenhagen. An letzterem war ich in den Neunzigern zuletzt und wir haben in den letzten Jahren immer mal wieder probiert, nach Kopenhagen zu fahren – privat mal, nicht dienstlich, wie zuvor immer -, so dass es schon ein running gag war, wenn von der Stadt die Rede war. Diese Fahrt mit Susann jedoch war ihr Weihnachtsgeschenk an mich und das hat diesmal geklappt. So standen wir heute Morgen dort, und heute Abend noch mal und es hat an seinem Reiz gar nichts verloren

Gestern wollten wir um 14.00 Uhr losfahren. So wie das bei uns üblich ist, kamen wir eine halbe Stunde später los und waren aber immer noch im Zeitplan. Kaum waren wir auf der Autobahn, fing es schon an zu regnen. Keine gute Aussichten. Der Wetterbericht für Kopenhagen hatte uns ein wenig ratlos zurück gelassen und es wurde Regen angekündigt, gefolgt von Sonne – dann wieder umgekehrt. Es schien so, dass der April auch Kopenhagen voll im Griff hatte, und wir uns überraschen lassen mussten.

Die Dänen beharren ja noch auf ihren Kronen, installieren aber in ihren Autobahn-Raststätten keine Geldautomaten. Unser Navi hatte uns darauf hingewiesen, dass die Strecke mautpflichtig wäre und da hätten wir schon ein paar Kronen in unseren Taschen gehabt. Ein wenig ruhiger waren wir dann schon, als wir an einer Tankstelle den Süsskrams mit der Kreditkarte bezahlen konnten, das ließ uns für die Storebæltsbroen hoffen. Aus unserer Sicht war es so, dass wir bezahlen mussten, nachdem wir die Brücke überquert hatten. Mustergültig sortiert nach Zahlarten kam dann die Mautstelle, zahlbar mit Kreditkarte.

Selbst die Parkgebühren in Kopenhagen ließen sich am Automaten mit Kreditkarte bezahlen. Dieser Vorgang jedoch ließ in mir den Wunsch gedeihen, wir wären mit der Bahn gefahren. Für zwei Tage 70 Euro zu bezahlen und das Auto dafür noch nicht einmal in einem Parkhaus stehen zu haben, was soll man denn davon halten…

Das Hotel hatten wir so ausgesucht, dass es zentral liegt. In einer Seitenstraße liegt es, das Wasser ist nicht fern – so ist der Name Maritime auch gerechtfertigt. Die Zimmer sind sauber, das Bad riesig, das Frühstück völlig ausreichend. Wir hätten es sicher besser treffen können, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut und wir verbringen unsere Zeit ja nicht im Hotel.

Den ersten Abend haben wir beim Pakistaner ums Eck verbracht. Ich hätte gesagt, es wäre indisches Essen, aber es hingen überall Plakate von Pakistan und Susann fand ihn später auch als Empfehlung in einem unserer Reiseführer. Es war super-lecker gewesen und im Nachhinein bin ich froh, dass es kein Inder war, sonst könnte man schon sagen, wir würden im Ausland immer zu Indern gehen – das wäre ja fast schon langweilig. Wir sind auch nicht ganz so viel Geld losgeworden, wie wir befürchtet haben.

Heute Morgen stellten wir anhand der Karte fest, dass wir gar nicht soweit von Nyhavn waren. Vier Minuten zu Fuß. Die schon erwähnte Magie konnten wir um 9 Uhr morgens auch für uns allein haben. Durchatmen und weitermarschieren. Es folgte das Schloss mit den lustigen Wachmännchen davor. Bei einem Angriff durch Terroristen wären dies nur Schießbuden-Figuren. (Im Unterschied zum Schloss Rosenborg, vor dem die Bewacher ein wenig ernsthafter bewaffnet wirkten – vielleicht aufgrund der Schatzkammer?) Dann ging es runter zum Wasser und mir marschierten zur Festung. Die kannte ich nun noch gar nicht, obwohl ich schon ein paar mal in Kopenhagen gewesen war. Wie wir später feststellten, war ums Eck die Kleine Meerjungfrau (manchmal mit Kopf, manchmal ohne), wir haben sie aber aus Unwissenheit links liegen lassen. Wir uns dass wohl passieren konnte.

Noch hatten wir Sonnenschein und sind bei diesem zum schicken Schloss Rosenborg geschlendert. Unterwegs fanden wir auch – endlich – einen Geldautomaten, um uns mit Kleingeld zu versorgen. Ein Akt der Befreiung, der vor allem Susann Ruhe und Zufriedenheit gibt. Man wird auch in Kopenhagen nicht überall mit Kreditkarte bezahlen können. Zumal wir feststellen mussten, dass bei solchen Transaktionen immer noch eine Gebühr oben draufgeschlagen wird. Am Kaffeestand im Botanischen Garten war Kartenzahlung kurze Zeit später überhaupt gar kein Thema gewesen.

Der Eintritt in den Botanischen Garten und auch in die zugänglichen Gebäude kostet nichts. Als wir das Palmenhaus betraten, fühlte ich mich an Langkawi erinnert. Die Brillengläser beschlugen im nu und auch an Fotografieren war nicht zu denken. Wir schlenderten in dem tropischen Klima durch die Gebäude, sahen sogar noch eine Kröte und ein paar Schmetterlinge und sehnten uns dann wieder nach dem kühlen Kopenhagener Klima.

Der Folketing, meinte Susann, wäre ja nicht sonderlich spektakulär. Dafür sind die Plätze daneben und dahinter recht angenehme Orte, beispielsweise bei der Nationalbibliothek. Im Sommer, wenn es richtig heiß ist – hier war für uns ein wenig Fantasie gefragt – sind dies sicher lauschige Plätzchen.

Durch die Stadt marschierten wir im Anschluss zum Tivoli. Sollten wir rein oder raus. Susann hatte erklärt, die Fahrgeschäfte meiden zu wollen. Ich meinte dazu, warum ins Tivoli (wofür man auch Eintritt zahlen sollte), wenn man die Fahrgeschäfte nicht nutzte. Wir entschlossen uns, erst einmal im Hardrock Café die Blasen zu entleeren und uns weiter zu beratschlagen. Die Cola kostet fast sechs Euro, nachgefüllt wurde umsonst. Ich hätte dies also zur billigsten Cola von Kopenhagen machen können, aber einmal Nachfüllen reichte und damit war ich dem normalen Softgetränke-Restaurantpreis in Deutschland gar nicht mehr so fern, was mich zufrieden stimmte.

Dann also doch ins Tivoli und wir bekamen blaue Bänzel verpasst. Wir fuhren zuerst eine Märchenbahn, aber nur, weil ich sie mit einer Achterbahn verwechselt hatte. Susann vermutete hinter jeder Kurve eine Falle, aber es war absolut harmlos und man konnte nebenbei auf irgendwas schießen. Wir wussten nur nicht auf was, und warum. Unser Score war sicherlich total mies. Dann doch noch die Achterbahn und meiner geliebten Frau ging es danach nicht mehr so gut. Dabei war es noch nicht einmal eine richtige Achterbahn gewesen. Ich machte dann noch ein Fahrt mit einer anderen, mehr an ein Karussell erinnernden Bahn mit, und stellte fest: Allein macht so was kein Spaß und wenn der Zweite zuschaut, ist man immer noch allein.

Der Regen rettete uns vor weiteren Diskussionen.

Wir marschierten wieder in die Einkaufsstraße, um uns ein wenig vor dem Regen zu schützen. Da es aber nur Klamotten- und Schuhläden gab, sahen wir kein Grund, uns dort schützend unterzustellen. Irgendwann gab es ein Laden, an dem was von Handelskompanie stand, und ich dachte mir, vielleicht ja der. Drinnen waren wir trocken untergebracht, aber ich war noch nie in einem solchen Krims-Krams-Laden gewesen. Er gemahnte an einen Ein-Euro-Laden (oder um genauer zu sein: so wie ich mir einen Ein-Euro-Laden vorstelle), nur waren die Preise nicht im Euro-Bereich. Soviel nutzloses Zeugs auf einen Haufen, habe ich noch nie gesehen. Aber ich hatte am Ende einen Regenschirm für umgerechnet vier Euro und es konnte weiter gehen.

Der Abend brachte uns wieder zum Nyhavn und diesmal zu seinen Restaurants. Wir fanden ein ganz Nettes mit dänischer und französischer Küche. Das Französische war wohl, dass sie die Tische so hingestellt hatten, wie man es aus französischen Bistros kannte.

Finalisiert wurde dieser Tag durch ein Eis: Meins war lecker und unspektakulär. Susann hatte Lakritz-Eis und war absolut begeistert.