Wir waren ja noch gar nicht in Chinatown gewesen. Das haben wir heute festgestellt. Ein Blick auf die Karte und wir entdeckten Chinatown ganz woanders. Das, was wir gesehen haben, war wohl ein Sub-Chinatown gewesen. Aber nicht das »Echte«.

Gestern war das Frühstück mit einem Bagel mit Frischkäse etwas dürftig gewesen, so legten wir heute ein wenig oben dräu. Steffi nahm ein French Toast, ich Salmon on Holiday – beides sehr schmackhaft und stärkend für den Tag.

Erster Anlaufpunkt war das Riesenrad. Die Tour war Bestandteil unseres Standrundfahrt-Pakets. Die Aussicht war aus zwei Gründen vielleicht nicht so spektakulär, wie wir es uns erwartet hatten: Das Wetter war recht dunstig und wir waren schon auf der Aussichtsplattform Marina Bay Sands am Vortag gewesen. Die richtige Reihenfolge ist wohl wichtig – erst Riesenrand, dann Aussichtsplattform. Dann ist man wohl angemessen beeindruckt. Schön war’s natürlich trotzdem.

Wir tauchten in die Mall ein, schon allein von dem heftigen Wunsch nach Abkühlung beseelt. Von oben sahen wir kurz den Versuchen junger Singapurer zu, Eis zu laufen, bevor wir uns der Spielsucht ergaben. Ja, wieder mal ein Casino. Gewonnen haben wir nichts, außer ein paar Stunden in einer gekühlten, leicht verrauchten und lauten Umgebung zu verbringen. Ein wenig scheint es so, dass die Singapurer, so sie es erst einmal hinein geschafft haben, hier laut sein und auch noch Rauchen dürfen. Ersteres wird durch die Gerätschaften verborgen, die genügend Lärm machen, und dazu laute Musik. Zweiteres macht eine gute Klima-Anlage wett, so dass man von dem Rauch selten belästigt wird, es sei denn, man wird direkt angeblasen. Wir hatten unseren Spass, der nur durch dadurch getrübt wurde, dass Steffi danach nicht das Geld hatte, die Handtaschen von den Nobelgeschäften zu kaufen, die gleich um die Ecke lagen.

Mir marschierten dann durch das Geschäftsviertel in Richtung Chinatown. Jeder kam auf seine Kosten – ich sah eine braun-bunte Katze – die erste Mieze in Singapur, die mir untergekommen war. Es war eine mitteilungsbedürftige Katze und nachdem wir ausgelotet hatten, wir wir zu einander stehen, kam sie auch, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Ihr war wohl mehr danach, dass ich ihr die Türe öffne, vor der sie lag, aber damit konnte ihr nicht dienen. Tür eines Eingangs öffnen, und dem verdutzten Chinesen auf chinesisch erklären, dass ich nur die Katze hereinlassen wollte? Auf Chinesisch vielleicht? Ist ja sowieso schön, dass eine Katze in Chinatown überlebt hat – wahrscheinlich leben dort keine Chinesen aus Guangdong.

Es gab einen nobleren Teil in diesem China-Town, der sich gleich dem Business-Distrikt anschloss, und einen weniger noblen Teil, der sich in der typischen Restaurant- und Geschäftsmeile darstellte. Hier sah ich mein erstes Amazon-Geschäft außerhalb des Internets und das kleinste iPad 2, das Apple je gebaut hat. Ansonsten war ich froh, als wir durch waren.

Auf dem Weg zurück in Richtung Hotel-Viertel sahen wir Franzosen, die sich nach Hause bewegten (die hatten ihre Flagge ins Gesicht gemalt, ein typisches Zeichen) und das sie nicht jubelten, hatten wohl die Anderen gewonnen. Das war in diesem Fall Neuseeland und von denen gab es reichlich an der Restaurant-Meile des Singapur River, die fröhlich und laut feierten.

Weniger fröhlich, vermutlich noch weniger fröhlich als die wenigen Franzosen, waren die Fische und das Krebsgetier, das den Neuseeländern beim Feiern zusah – für sie war nicht sehr gewiss, ob sie in ihren Becken schwimmend (liegend und/oder wartend), die Schlagzeilen der Zeitungen am nächsten Tag noch erblicken würden.

Wir beschlossen die Tour, die uns am Arts House vorbeiführte (dem alten Parlament), bei dem anvisieren Thai-Germanen, wo ich mal ein Hefe-Weizen trank (sehr lecker und sehr deutsch), während Steffi einen Wassermelonen-Juice hatte (der dann doch eher exotisch war). Zum Essen verabschiedeten wir uns aber aus dem Restaurant, da nicht ganz gewiss war, ob es uns dort schmecken würde. Die einzige Verbeugung in Richtung deutsche Küche war übrigens eine Portion Würstchen. Andererseits hatten wir in den letzten Tagen genügend thai-inspirierte Küche genossen.

Morgen um sechs Uhr stehen wir auf und damit wird dieses Abenteuer beendet sein. Um halb zehn Uhr geht der Flug. Ich für meinen Teil werde um acht Uhr abends deutschen Boden betreten, Steffi eine Stunde später.

Zusammenfassend: Dort zu arbeiten war spannend, und ich werde mir nicht aussuchen können, ob ich es noch einmal machend darf oder nicht – das wird sich ergeben. K.L. sollte man bei einem Asien-Trip nicht übergehen – das Moderne mit seinen islamischen Referenzen ist sehr interessant und in den nächsten Jahren wird sich in dieser Stadt noch sehr viel tun. Leider hatte ich nicht die Zeit, mir all das genau anzuschauen. Langkawi war sehr schön, drei Tage dort reichen aber aus und man wird das Interessanteste gesehen haben. Wer mehr Tage dort verbringen möchte, kann diese für Erholung am Strand und/oder sportliche Aktivitäten nutzen. Ich würde vermutlich weiter reisen. Singapur ist eine faszinierende Stadt für die Menschen, die sich Einkaufszentren, Vergnügungen und Wolkenkrazter-Architektur interessieren. Zwei Tage genügen, um einen Eindruck zu bekommen, aber ich vermute, dass man sich mit ein paar mehr Tagen hier auch nicht langweilen würde. Mit AirAsia kann man von den beiden erwähnten Städten, günstig viele andere Orte in Asien bereisen.

An vielen Orten der Welt habe ich gedacht, hier könnte man gut leben: Südafrika war so ein Land. Neuengland fände ich auch reizvoll, würde man mich fragen. Frankreich ganz gewiss. Malaysia und Singapur, so interessant und schön es ist, würde ich für mich aber ausschließen können – das Klima ist auf Dauer nichts für mich. Susann wird es gewiss gern hören…