Vor einer Woche lag ich im Bett. Der Tag war lang und anstrengend. Ich hörte Musik. Aber nicht die, die ich eigentlich hören wollte. Oder besser gesagt: Ich wollte keine Musik hören. Mir war mehr nach schlafen.

Es kam mir komisch vor, dass in diesem Hotel, welches eigentlich dicke Wände haben sollte, so deutlich Musik aus einem Nachbarzimmer zu hören sein sollte. Nun hat das Alter von Gebäuden nicht zwingend etwas mit der Lauschfestigkeit zu tun, wie ich schon Anfang des Jahres in einem kleinen süddeutschen Städtchen feststellen durfte. Da nächtigte ich in einem der ältesten Gebäuden der Stadt und kam trotzdem in den ausführlichen Genuss ein Liebesspiel-Hörspiels, welches Spielfilmlänge hat. Freut man sich beim ersten Mal noch mit, wünscht man sich beim zweiten Mal schon Ohropax herbei. Insgesamt war es kein glücklicher Aufenthalt, denn zuerst hatte ich in dem Hotel mit dem Folterbett zu kämpfen.

Nun bin ich ein wenig vom Thema abgekommen. Die Musik wurde irgendwann leiser und eine halbe Stunde später wieder lauter. »Frechheit!«, dachte ich mir nur und drehte mich im Bett um, um in den Schlaf zu fallen, den ich herbeisehnte. Er kam trotz der Geräusche irgendwann und ich schlief tief und fest.

Am nächsten Morgen sitze ich an meinem Schreibtisch und werke vor mich hin. Irgendwann habe ich das Gefühl, Musik zu hören. Da wurde ich doch ein wenig unruhig. Diese Wände ließen keine Geräusche von oben durch. Von der Straße kam es auch nicht. Die Kollegin im Raum pflegte keine Musik zu hören, während sie arbeitete. Und ich hörte Musik. Da fängt man an, sich Gedanken zu machen. Über sich selbst vor allem.

Dann dachte ich mir aber, dass es vielleicht eine gute Gelegenheit wäre, mal zu überprüfen, was denn die eigene Technik so trieb. Ich griff zum iPod in meiner Tasche und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass das Gerät vor sich hindudelte. Die Quelle des Unbehagens war gefunden und ein erleichtertes Lachen entrang sich meiner Kehle.

Gut, dass ich keine Stimmen – sei es auch nur Musik – höre.