Ich kann mich gar nicht mehr entsinnen, wann ich das letzte Mal Fischfilet gegessen habe. Dürfte über zwanzig Jahre her sein und, mit Verlaub, ich habe nichts vermisst, wenn man mal vom Gurkensalat absieht, aber den gab es dann gestern doch nicht. Es würde mich ziemlich überraschen, wenn ich heute nicht irgendetwas mit Kartoffelbrei bekommen würde. Irland und Kartoffeln – das passt wie die Faust aufs Auge.

Die Schule (Atlantic College) hat den Empfang wirklich sehr professionell aufgezogen. Man wird willkommen geheißen, bekommt ein Starter-Package mit den wichtigsten Informationen zu Schule und Galway – es wird auch gesagt, wer was in der Schule tut und an wen man sich wenden kann. Dann gibt es einen einstündigen Test (schriftlich wie mündlich, letzteres aber nur fünf Minuten) und danach erfolgt die Einteilung.

Ich habe das Gefühl, dass ich mal wieder Lotto spielen sollte. Denn irgendwie habe ich zu viele Punkte richtig angestrichen. Wie schon beim letzten Mal, bin ich nicht wirklich glücklich mit meiner Einordnung hier in der Schule. Es kann natürlich ein Prinzip sein, dass man sagt: Der kann das und das, dann wollen wir ihn mal fordern. Aber in eine Klasse zu kommen und das Gefühl zu haben: »Häh, was erzählt der?« und zu hoffen, dass der Lehrer langsamer wird, ist nicht so erfreulich. Klar, dass sich die Hoffnung nicht erfüllt hat, der Lehrer spricht immer noch genauso schnell und hat offenbar das Gefühl, dem Level der Klasse zu entsprechen. Wenn ich mir einige andere so anschaue: Ja. Es wird aber mit der Zeit besser, so mein Gefühl.

Das Prinzip krankt etwas daran, dass man als Neuling in eine Gruppe, die schon am Arbeiten ist. So wird immer wieder auf Elemente der Arbeit der vergangenen Woche Bezug genommen. Hilfreich ist das nicht, aber das war in Südafrika nicht anders.

Den vielen Koranern, Japaner und Chinesen dürfte das egal sein – die sind nicht für zwei Wochen oder einen Monat hier, sondern gehen gleich in die vollen. Manche sind Monate hier und lernen englisch, bis sie es perfekt können. Gerade die Asiaten können einem dabei leid tun, denn sie sind enorm fleißig, aber die Aussprache ist einfach mal nicht nur sehr akzentbetont, wie bei Franzosen, Spaniern und Deutschen – sondern halt ganz anders. Lustig sind sie trotzdem.

BTW: Ich bin immer wieder überrascht, wenn Olivia in der Klasse aufgerufen wird (ich bin ehrlich, ich habe mir nicht alle Namen gemerkt, wir sind zwölf in der Spitze – was viel ist) und ich weiß, dass nicht ich gemeint bin, sondern Olivia aus Süd-Korea. Mir scheint, das ist kein typisch koreanischer Name. Die südkoreanischen Jungen, die mir hier untergekommen sind, haben alle traditionellere Namen.

Apropos Asiaten: Der etwas dümmlich wirkende Chinese, der aber ein ganz heller Kopf ist, hat uns gestern mit der Fragen überrascht: »Was ist ein Casino? Was ist Las Vegas?« Auch hatte sich noch nicht zum ihm herumgesprochen, dass in Macao – ja mittlerweile zu China gehörend – die Casinos der größte Geldbringer sind. Spielen wäre in China verboten, meinte er, und die Gesetze in Macao und Hong-Kong würde er nicht kennen. Aber wie gesagt: Was das Englische angeht, tut er sich zwar nicht leicht, aber er ist mit dabei und gar nicht zurückhaltend.

Das »Sozial Life«, das so gepriesen wird (zu Recht: Die Schule stellt einiges auf die Beine. Zum Beispiel gab es Montag eine Tour durch Galway, dass man Fixpunkte hat und weiß, wo der nächste Pub ist und die nächste Busstation), habe ich noch nicht erlebt, da ich am Abend mit den Hausarbeiten und den unregelmäßigen Verben beschäftigt bin. Das war bei letzten Mal schon ein Stückchen Arbeit, aber diesmal ist noch ein wenig anstrengender, denn mir scheinen, dass etwa 80 dazugekommen sind, deren Bedeutung ich erst einmal nachschlagen musste. Mit denen, die ich schon wieder vergessen hatte, hatte ich also die Bedeutung von hundert Wörtern zu lernen und deren Besonderheiten. Macht etwa 300 Wörter. Und da sind noch die Wörter von den anderen Listen dabei, die mir mit auf den Weg gegeben wurden. Soviel zu dem Thema »Studentenleben in vierzehn Tagen«.

Die meisten hier sind wesentlich jünger, und trotzdem schockte es mich, dass ich als einer der »mature student« zu einem speziellen Abend eingeladen wurde – sprich ein Abend der Volkssolidarität, nur dass ich selber bezahlen muss. Man trifft sich im Pub, trinkt Bier und geht wieder nach Hause. So wird es wohl laufen, wobei ich noch vor der Frage stehe, ob ich nun das Auto nehme oder den Bus. Bus heißt: Es geht mit dem Taxi nach Hause. Auto heißt: Alkoholfrei trinken.

Die Busse hier sind etwas speziell: Entweder sie haben überhaupt gar keine Nummer oder Buchstaben oder sie verschweigen einen Teil davon. Man sollte nicht erwarten, dass an den Busstops irgendwelche Pläne mit den Abfahrtszeiten zu finden sind – es sei denn man hat das Glück, an eine befestigte Bushaltestelle zu gelangen, aber selbst da ist es mehr ein Glück denn so, dass man sich drauf verlassen sollte. Da stellt sich dem unbeleckten Galway-Bus-Passagier natürlich auch die Frage, wie man von A nach B kommt oder wie eine Route verläuft. Die Antwort scheint einfach: Man muss es halt wissen und/oder gesagt bekommen.

Sehr irritierend auch, dass die Busfahrer über Kopfhörer während der Fahrt Musik hören. Vielleicht ist es ja auch das Funkgerät, aber ich sah einem mit so etwas wie einem iPod rumspielen, während er eine Zigarette raucht – insofern nehme ich mal an, dass es Musik ist. Aber ich will ihnen nicht unrecht tun…