Katzen haben keine festen Plätze. Punkt. Aber es gibt Ausnahmen: George zum Beispiel kennt nur einen für ihn akzeptablen Platz und das ist sein Sessel. Wir hätten den Sessel schon lange verfolgt, aber er hat den Sessel so gut angenommen und selbst wenn draußen brütende Hitze ist und herrlichstes Wetter ist, hat er sich entschlossen, den Sessel heimsuchen zu wollen, dann kommt er rein und liegt dort. Stundenlang.

Ich habe mal versucht Luna in den Sessel zu setzen. Da wurde sie richtig ärgerlich. Nicht so auf die typische Katzenart: »Ich habe da keine Lust drauf und gehe jetzt mal wieder…«, sondern richtig kratzbürstig. Luna mochte den Sessel wohl auch nicht, weil es der Sessel von George war. Stummel war das auch nichts, ich habe es probiert.

Nun hat George eine Angewohnheit: Kommt jemand in den Raum, so hebt er den Kopf und guckt, wer denn die Sesselruhe stört. Gestern morgen kam ich in den Raum, und der schwarze Körper blieb ruhig. Aha, das ist ja mal was, dachte ich mir und ging näher ran. Ohh, das hat ja eine ganz andere Haarfarbe, und es dämmerte mir, dass es nicht George war, der da saß, sondern Luna lümmelte im Sessel.

George kam auch alsbald und wirkte unzufrieden. Er tänzelte um den Sessel rum und kam protestierende Laute vor sich, die immer mehr an die Klagegesänge erinnerten, die man nach verfehlten Bombenangriffen in Afghanistan von den hinterbliebenen Frauen im Fernsehen vernehmen kann. Luna ficht so etwas aber nicht an, sie hatte die Ruhe weg und beobachte von oben das Geschehen vor dem Sessel. Dort postierte sich dann der Kater, der auch keinen Rat mehr wusste.

Luna sucht sich hin und wieder neue Plätze, auch tagsüber. Aber die letzte Nacht verbrachte sie wieder in Georges Sessel. Und er musste auf dem Fußboden schlafen. Harte Zeiten.