Erschreckend, dass ich den Satz »Früher war das besser.« recht häufig denke und dabei noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen bekomme. Beispielsweise heute, als ich im Sophienhof in Kiel war und dann noch ein bisschen durch die Passage schlenderte, um mal bei Fabulus vorbei zu schauen.

Da war ich mal Stammkunde. Auf dem Weg durch die Stadt, den ich früher mit dem Bus absolvierte, war die Buchhandlung ein beliebter Zwischenstopp. Die meisten Maigrets habe ich aus diesem Laden. Später sind wir dort gern in der Mittagspause hingeschlendert – nahmen vorher ein Stück Pizza an dem Lädchen gegenüber und hüpften dann in die Buchhandlung, um zu gucken und kaufen.

Heute bin ich durch den Sophienhof gegangen. Das nicht mehr alles so war, wie ich es kannte, merkte ich schon unterwegs (»Ach was, hier ist jetzt ein C&A!«) und als ich Fabulus betrat, dachte ich mir so, irgendwie sieht das hier auch immer beliebiger aus. Und: Wo sind eigentlich die Bücher hin? Nun, das letzte war eine Übertreibung, aber wenn man die Bücherdichte pro Quadratmeter mit der früherer Jahre vergleicht, so ist das, was heute angeboten wird, schon dürftig.

Mir fiel ein Autor in die Augen und da ich das Gefühl hatte, es wäre schlecht, wenn man mit dem dritten Teil einer Reihe anfängt, kam ich auf die Idee, in der Taschenbuch-Abteilung nach ihm zu suchen.  Beschreibt man diese als »nicht mehr da«, trifft man es ziemlich genau. Es gab etwa vier, fünf Regale in denen Taschenbücher nach Autoren standen. Davor Frauenbücher, dahinter irgendwas. Irgendwas stimmt hier nicht, dachte ich mir so, und hatte eine Idee: Gewiss haben sie die Taschenbuchabteilung in das obere Stockwerk verlagert, um ihnen mehr Platz zu verschaffen. Dort hatte ich noch nicht vor allzu vielen Jahren, Bücher über Reisen und Computer gekauft, man fand dort auch Literatur über Geschichte, Politik und andere Geisteswissenschaften. Platz war da genug, also vielleicht hat man, so mein Gedanke, einfach umsortiert. Ich bin dann hochgefahren und glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Ich war in einer Ramschbuchhandlung! Von den Geisteswissenschaften war keine Spur mehr zu finden. Ich ergriff die Flucht.

An der Kasse sah ich den Grund: Es gab Karstadt-Tüten. Die Mitarbeiter trugen Karstadt-Schildchen. Ahhh ja.

Ich glaube mich zu erinnern, dass Fabulus früher auch zu Karstadt gehörte, aber selbständig war und auch so auftrat. Das hat sich wohl geändert und wird sich weiter ändern. Karstadt braucht nicht so große Buchabteilungen, das ist nicht deren Geschäft und ich glaube auch nicht, dass sie Kompetenz haben, Bücher zu verkaufen (was nicht auf die Mitarbeiter, die da noch arbeiten, gemünzt ist). Aber bei Fabulus in Kiel wird mittlerweile alles so gemacht, dass es Bücherwürmer wie mich abschreckt. Fehlt nur noch, dass sie demnächst Kochtopf-Aktions-Flächen neben den neuesten Biolek stellen.