Man ist ja hilfsbereit: Da war heute das Pärchen, dass schon in Flugzeug in der Reihe vor mir wie wild turtelte und die ich dann am Gare du Nord wieder traf, wo sie darüber sinnierten, wie sie denn jetzt zu der U-Bahn kommen würden. So richtig helfen konnte ich auch nicht, schließlich kenne ich nicht jede Metro-Station in Paris, aber ich konnte ihn schon mit auf dem Weg geben, dass sie sich nach den M-Zeichen richten müssten und nicht nach den RER-Zeichen.

Die beiden Jungs fragten noch, ob es denn Mehr-Tages-Tickets geben würde und wie die heißen würden. Ich konnte ihnen nur sagen, dass es auch Tickets für fünf Tage gäbe, das sicher auch eine gute Idee sei, aber ich nicht wüsste, wie denn die Karten heißen würden. Sie werden es schon rausfinden.

Apropos Karten: Eine neue Masche, die ich noch gar nicht aus den Zügen in Paris kannte. Jemand kommt vorbei – in diesem Fall war es einmal ein Mann und später eine Frau – legt einem einen Zettel hin, auf dem sowas steht, wie: Bin alleinstehende Mutter mit zwei Kindern und habe kein Geld. Bitte spenden Sie!, und kommt dann nach kurzer Zeit wieder und sammelt das Geld ein oder halt nur die Zettel, denn die darf man nicht behalten.

Ich kannte diese Masche bisher nur aus Restaurants, wo einem irgend ein Schnickschnack auf den Tisch gelegt wird – im besten Fall noch Ansichtskarten – und ein kleiner Begleitbrief, dass man blind, taub oder Michael-Jackson-Fan wäre und auf das Geld angewiesen wäre. Wenn da Michael Jackson selbst stehen würde, tät ich das vielleicht glauben, schließlich werden gerade seine Besitztümer versteigert, was schon ein trauriges Schicksal ist – aber sicher nicht an dem zu messen ist, was die Herrschaften in den Bahnen mit den Zetteln durchmachen. Ich habe jedesmal ein schlechtes Gewissen, aber man kann wirklich nicht jedem etwas geben – schließlich stehen vor den Bahnhöfen schon die Bettler bereit, und möchten auch ihren Lebensunterhalt verdienen.

Viel Freude hat man übrigens auf den Pariser Bahnhöfen: Irgendjemand muss den Bahnhofs-Managern gesagt haben, dass Reisende keine Sitzgelegenheiten mögen. Wenn ich den Spaßvogel erwische…