Herr M. ist auch im Finanzierungsspiel gewesen und hatte ganz gute Chancen, zu gewinnen, da er einen entscheidenden Vorteil hatte: Er war bei dieser Kette mit dem roten S angestellt und die genoss gewisse Vorschusslorbeeren. Denn Susanns Schwester arbeitet dort. So hieß es anfangs bei uns: »Und wenn wir alle Angebote habe, bekommt zum Schluss immer Schwesterchens Laden die Chance noch mal nachzubessern. Das habe ich versprochen.«

Ich artikulierte hierzu, dass ich das eigentlich nicht einsehe. Denn ich bin bei einer Genossenschaftsbank Mitglied, und wenn die anständige Geschäfte machen, sehe ich das in der Vergütung meiner Anteile. Da ist mir doch meine Brieftasche näher als die meiner Schwägerin. Kann man natürlich so sehen, war die Antwort Susanns. Trotzdem kam die Geschichte mit dem »letzten Blick« noch häufiger auf dem Tisch. Nun ja, Susann wäre ja nicht Ehefrau, wenn sie nicht beharrlich wäre.

Aber letztlich hat sich Herr M. das Geschäft selbst vermasselt, da musste ich gar nicht mehr groß argumentieren. Wir holten, wie schon erwähnt, von allen möglichen Banken und Kreditvermittlern Angebote ein und formulierten unsere Bedingungen. Es gab diverse Herrschaften, die sich an die Vorgaben nicht hielten. Herr J. von den Füchsen war ja auch so einer, der unsere Wünsche nicht so recht beachtete. Aber als wir das Angebot von den S-Leuten sahen, wurde uns schon ein wenig schummerig. Statt fünfzehn Jahren machte er ein Angebot über zehn Jahre. Gut, das habe Verschiedene versucht. Aber keine hatte mit 3% Zinsen nach zehn Jahren weitergerechnet.

Susann fühlte sich, sagen wir es mal gelinde, verarscht. Als alter Genossenschaftler konnte ich nur mit den Schultern zucken und sagen, dass meine Erwartungen ganz und gar erfüllt wurden. Was man so in der Presse lesen konnte, hatten sich die Sparkassen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nur so kamen wir überhaupt auf die Idee, einen Anti-Heuschrecken-Passus in die Forderungsliste mit aufzunehmen, aber das nur am Rande. (Interessant nebenbei: Ja, sagte ein Anbieter, können sie bei uns haben, aber dafür müssen sie eine Versicherung abschließen. Seid ihr närrisch, mochte man da fragen, wir sollen eine Versicherung abschließen, damit ihr die ganze Zeit unser Vertragspartner bleibt? Das Angebot wanderte in den Papierkorb.)

Sie rief also sowohl Schwesterchen wie auch Herr M. an. Herr M. meldete sich dann auch recht bald und rechtfertigte sich, dass er wirklich davon ausgehe, dass die Zinsen in zehn Jahren bei 3% liegen. Was für eine Weitsicht hat der Mann? Das hatte uns so noch keiner gesagt. Die meisten, mit denen wir sprachen, rechneten mit 8% weiter und meinten, die Beiträge könnten darunter oder dadrüber liegen. Aber ein Blick in die Vergangenheit zeigte: Bei 3% lagen die Darlehenszinsen in den letzten zehn Jahren nie. Warum sollten sie in zehn Jahren dort liegen? Und welcher solide rechnender Mensch sollte sich darauf verlassen? Die Annahme lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: unseriös.

Aber Herr M. war noch nicht aus dem Spiel und durfte noch einmal nachlegen. Das tat er auch und bot plötzlich ein Darlehen an, dass fünfzehn Jahre laufen sollte und dies auch noch zu unattraktiven Konditionen. Die Füchse und Weg-Freimacher hätten sich, das war mir klar, ganz schön strecken müssen, um daran zu kommen. Taten sie auch und wir hatten schon eine für die Füchse und Weg-Freimacher eine Vorentscheidung getroffen, wobei nicht nur die Summe eine Rolle spielte, sondern auch das Verhalten von Monsieur M.

Interessanterweise kegelte er dann noch selbst ganz aus dem Spiel. An dem Abend, an dem Susann und ich rechneten, telefonierten wir mit Herrn J., der noch etwas für uns rechnen sollte und der meldete sich später nochmals und vermeldete, dass der Zins noch einmal gesunken sein. Der Sprung war nicht so heftig – 0,05 Prozent, was etwa 3 Euro im Monat bei dem Paket ausmachte. Herr M. rief am nächsten Vormittag bei Susann an und meinte, wir mögen uns bald melden, die Zinsen würden wieder steigen.

Da war es dann aus.