Wenn ich so in meine last.fm-Liste schaue, so hat sich in den oberen Rängen nichts getan. Wie heißt es so schön: Die Favoriten blieben die Favoriten und da führt anangefochten Yann Tiersen vor den Pet Shop Boys und Devine Comedy bei den Interpreten. Auch bei den Lieblingssongs gab es, was die ersten drei Plätze angeht, keine Änderungen.

Hinzugekommen sind aber in den letzten Monaten ein paar Interpreten, die ich bisher noch nicht so auf dem Radar hatte, beispielsweise Natalie Merchant. Andere sind wieder aufgetaucht, so als wären sie nie weg gewesen, wie beispielsweise die Soundtracks von Hans Zimmer, dessen Musik zum »Da Vince Code«-Film immer wieder gut zu hören ist. Besser ist allerdings noch der Soundtrack zu »The Thin Red Line«. Ungeschlagen, in meinen Augen, ist auf der Soundtrack-Seite aber der Score zu dem Film »Königreich der Himmel« von Harry Gregson-Williams.

Wen ich ja auch ganz gern hören kann und der uns im letzten Jahr nach einer langen Pause mit einem neuen Album beglückte, ist Damien Rice. Selbigen wollte ich schon im März in Hamburg sehen, zögerte aber so lange mit dem Kartenkauf, in der Annahme, dass da schon nicht so viele hingehen werden, bis das Konzert ausverkauft war. Blöd nur, als es ausverkauft war. Nun für Juli hatte er sich wieder in Hamburg angekündigt, und diesmal zögerte ich keine Sekunde: Ich kaufte Karten.

Das Konzert war letzte Woche und fing recht obskur an. Bevor Rice auf die Bühne trat, stimmten diverse Herrschaften die Instrumente. Das an sich ist noch nicht obskur im eigentlichen Sinne (aber eigentlich schon komisch, denn die haben doch den ganzen Tag für den Aufbau Zeit und wenn nicht den ganzen Tag, so doch den ganzen Nachmittag und fangen zwanzig Minuten, bevor die Vortragenden auf die Bühne treten, mit dem Stimmen der Gerätschaften an und überprüfen irgendwelche Leitungen. Immer wieder beunruhigend.) Aber zurück zum Obskuren: Einer der Herrschaften auf der Bühne, fing an, auf den Bühne Kerzen zu verteilen. »Macht der immer so«, wurde uns mitgeteilt. Ach was. Dann tobte der Bühnenverschönerer nochmals über die Bühne und ich meinte nur: »Da werden jetzt doch nicht Räucherkerzen angebracht.« »Genau.« Und alsbald bekamen wir, die nicht allzuweit von der Bühne entfernt standen, in einen Duft an, der mehr zur Vorweihnachtszeit passt und an Hanfläden erinnert, denn an das Konzert eines eher rockigen Song-Writers.

Wie heißt es so schön: Anywhere. Kurz vor acht Uhr trat ein Mann auf die Bühne, setzte sich ans Klavier und fing an zu singen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass das besonders viele mitbekommen hatten. Aber es war Damien Rice. Zum zweiten und dritten Lied begleitete ihn eine nette Dame am Cello, später kam dann die Band auf die Bühne.

Wie man im Hamburger Abendblatt zu der Auffassung kam, Rice würde hin und wieder mal ein wenig lauter sein, habe ich nicht verstanden. Aber in der Nachbetrachtung, die vielleicht für manche Herrschaften zu spät kamen, wurde dann deutlich, dass Rice wirklich laut und rockig sein kann. Es war hin und wieder laut, er benutzte ein Mikrofon, mit dem er seine Stimme verzerrte und ich sah eine Reihe von Leuten, die ihre Ohren zuhielten und dazu selig wippten.

Genesis in Linz war nett gewesen, besser noch war aber Rice. Der lieferte eine Performance ab und man sah, dass seine Mitstreiter während des ganzen Konzerts viel Spaß hatten. Und eher … ich hatte es nicht geglaubt, aber es ist wahr: Damien Rice ist nicht nur ein guter Musiker sondern hat sehr gute Entertainment-Qualitäten.

Zu recht lief er hier als zwanzigsttausender Song in mein last.fm-Profil ein. (Womit ich ja wieder mal eine elegante Brücke zum Anfang hinbekommen habe.)