Wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich noch nie so schnell, so viele Schweizer kennengelernt. Es gibt, nüchtern betrachtet, keinen besseren Platz um die deutsche Sprache zu lernen, als Kapstadt. Wo man geht und steht hört man deutsche Töne, und es wäre ja nicht so, dass ich hier nur von Garys Studentenwohnheim rede.

Hier ist gestern übrigens eine Koreanerin angekommen, die für die wildesten Gerüchte sorgte. Sie haette sich, so hiess es, nur kurz vorgestellt und waere dann in ihr Zimmer verschwunden. Dann hatte man von ihr nichts mehr gesehen. Ich glaube, die Leute sind mittlerweile sogar schon beunruhigt.

Mit T. und T. (im Folgenden TT genannt) war ich an einer Strandbar gewesen. Bei ersten T. hatte ich mich einigermaßen getäuscht. Ich hatte ihn auf einen Anfangszwanziger geschätzt und nun erzählte er mir heute nachmittag, er würde in drei Tagen seinen dreißigsten Geburtstag feiern. Da kann man das Folgende sicher als Kompliment bezeichnen: Wir fuhren zu einer Strandbar namens La mer, um unter anderem auch den Sonnenuntergang zu betrachten. Von meinen TTs wollte der Tuersteher die Ausweise sehen, um zu kontrollieren, ob sie denn schon 21 wären. Ich bin ja mittlerweile in einem Alter, in dem ich mich über so eine Aufforderung auch schon freuen würde. Stattdessen muss ich mich mit Ansprachen im Zug á la »Junger Mann, könnten Sie mir bitte…« zufrieden geben, die jede achtzigjährige Dame für unter Fünfundsiebzigjährige übrigt hat.

Man zahlte dann noch 20 Rand eintritt und bekam einen Stempel auf den Arm. Wenn man an diesem Ort nicht den Sonnenuntergang genießt, dann trinkt man und zwar reichlich. Mein Konsum hat mich nicht betrunken gemacht, es reicht aber auf alle Fälle, um gleich einen guten Schlaf zu haben.

Die TTs, die schon länger hier sind und Praktika absolvieren, kennen schon Gott und die Welt. Vor allem Deutsche und Schweizer. Und einen Russen, der auf den Namen Pavel hört und ungeheuer gesellig ist. Er wollte, gerade nachdem er Chicken Wings verspeist hatte, der Runde auch noch eine Pizza spendieren, was nicht klappte, da die Küche schon zugemacht hatte. Sehr amüsant, wie er keine große Mühe hatte, sich auch ohne die Großzügigkeit durch seine Liebenswürdigkeit die Welt zum Freund zu machen. Eine große Umarmungsaktion, die ich nie zustande bringen könnte.

Heute nachmittag habe ich über dem Einstufungstest gebrütet. Ich werde den Herrschaften wohl beibringen müssen, dass ich ihn nicht weiter ausgefüllt habe, weil ich nicht hochgestuft werden wollte, nur weil ich eine glückliche Hand beim Raten hatte. Wer aus dem Kasino in der Regel mit Gewinnen herausgeht, sollte sich auf so etwas nicht einlassen. Sonst vergeude ich meine Zeit.

Ansolcher ist es jetzt, die Äuglein zu schließen und die Hitze der Nacht zu überleben. Letzte Woche hatten sie hier, wie übereinstimmend berichtet wurde, an die 40 Grad. Ich kann mir Schöneres vorstellen…