»Ah, Du bist also der Neue.« Ja, der bin ich. Nach 14 Stunden bin ich hier in Kapstadt gelandet und bedaure gleich mehrere Sachen: Zum Einen wäre es wohl klug gewesen, sich vorher mit kurzen Hosen einzudecken. Zum Anderen hätte ich mich gleich am Flughafen mit Getränken versorgen sollen. Es ist verdammt warm hier.

Die angeheiterten Russen in London sollten übrigens eine harmlose Vorhut sein. Sie konnten sich zwar nicht in der Schlange anstellen, aber das machte ja nichts, schließlich hatte ich den typischen Geruch des Hochprozentigem nur im Bus. Ich hatte sogar das mordsmäßige Glück, dass in einer Vierer-Reihe außen sitzend, die beiden Sitze in der Mitte freiblieben. So musste ich meine Beine nicht unbedingt in den Gang ausstrecken. Glück ist aber relativ. Ich wurde schon recht skeptisch, nachdem ich mitbekam, dass mein Sitzreihen-Nachbar, auch wenn zwei Sitze zwischen uns frei waren, ein sehr entspanntes Verhältnis zum Alkohol pflegte. Cola und Hochprozentiges, das war angesagt. So richtig skeptisch wurde ich, als er das Essen (was für eine Fluggesellschaft nicht wirklich schlecht war, das habe ich schon viel schlimmer erlebt) rundweg ablehnte und sich auf das Tinken konzentrierte.

Irgendwann in der Nacht lag er über zwei Sitzplätze, noch später über drei Sitzplätze ausgedehnt und dürfte damit mehr Platz gehabt haben als die Passagiere in der Business Class. Unangenehm war natürlich der Duft, der ihm entströmte und der es allein mit der Gruppe von Russen aufnehmen hätte können.

Die Einreise in Südafrika verlief unproblematisch. Man musste eine Zollerklärung ausfüllen, in der man hätte angegeben können, was man wollte, denn kontrolliert wurde es nicht. Da wurde mehr Terz um das Umtauschen von Geld gemacht, was mich sehr verwundert, denn an südafrikanische Rands komme ich am Geldautomaten ohne jegliches Formular.

Der Fahrer wartete auf mich, war sehr nett und hatte jede Menge Lesestoff für mich. Die Tour führte naturgemäß vom Flughafen in die Innenstadt. Unterwegs waren auch ein paar Townships zu sehen. Untergebracht bin ich in einem Haus, dass an einem Hang liegt (zum Tafelberg hin behaupte ich mal), mit Blick auf die Bucht vor Kapstadt. Von hier oben aus, könnte es auch Nizza oder Cannes sein, obwohl hier die kastenförmige Bauweise sehr in Mode ist und nicht unbedingt schick anzusehen ist. Die Nachbarn haben alles Pools, Gary allerdings nicht. Das kann sich als Wettbewerbsnachteil herausstellen.

Von den Mitbewohnern wird gesagt, dass es manchmal etwas komisch ist, aber die Unterkunft besser wäre, als das was andere Mitschüler bekommen hätten. Klimatisiert ist nichts, dafür muss man halt ins Hotel gehen. Eindeutig ist es so, dass hier nicht das Flair einer Gastfamilie gepflegt wird: Vielmehr hat es den Charme eines Studentenwohnheims. Man kann es schon als Ironie bezeichnen, dass es jemand wie meine Wenigkeit, der den Komfort von Hotels durchaus zu schätzen weiß, in eine solche Umgebung verschlagen hat.

Das Prospekt von Cape Studies beinhaltet diverse Sicherheitstipps: Man soll halt keine Uhren und keinen Schmuck tragen und sich so südafrikanisch wie möglich geben. Dann würde einem auch nichts passieren. Wenn man dann hört, das manche von den Jungs hier schon ein halbes Jahr vor Ort sind, dann kann man wohl ganz entspannt an den Aufenthalt hier ran gehen.

Hier war auch zu hören, dass es empfehlenswert ist, sich ein Mietwagen zu holen. Mich schreckt das noch ein wenig, da ich nicht weiß, wie das ist, so auf der falschen Seite zu fahren. Aber die Preise sind recht günstig hier.

Eben bin ich mit einem Mitbewohner, ein Schweizer, nach unten marschiert. Oha! Schön, dass es Läden gibt, an denen man auch am Sonntag nachmittag kühle Getränke kaufen kann. Nicht so schön, war der Rückweg. Es ging bergauf, steil und die wohltuende Frische, die ich vorhin nach dem Duschen verspürte, ist wieder dahin. Ich schwitze wie nichts und freue mich, kühlen südafrikanischen Apfelsaft trinken zu können. Nun werde ich mir auch abschminken können, mit einem T-Shirt zwei Tage auskommen zu können. Alsbald werde ich mit einem großen T-Shirt-Berg in der Wäscherei stehen. Vorher habe ich mir aber noch kurze Hosen gekauft.