Mir fehlt was. Ja, ehrlich! Mir fehlt jeglicher Patriotismus. Ich glaube sogar, im nächsten Leben – wenn es sowas geben würde – käme ich als Franzose auf die Welt. Ich kann natürlich auch Pech haben, komme als Fliege auf die Welt. Lande dann irgendwann gemütlich an einem schönen Balken, wo ich mich ausruhen kann, und werde dann von einem großen runden Ding getroffen, dass ein Italiener abgeschossen hat, als er versuchte das Eckige von Deutschland zu treffen.

Bisher hat’s mich ja nicht besonders arg getroffen. In meiner Familie wird es mir verziehen, dass ich nicht für Deutschland jubel(te). Meine Schwiegermutter ist vermutlich nicht ganz so begeistert, aber da ich einer von ihren 3 Lieblingsschwiegersöhnen bin (von insgesamt dreien), wird sie es mir wohl auch verzeihen. Meine Frau hält sich aus meinem Dilemma übrigens fein heraus und freut sich für alle und ärgert sich für alle. Für Deutschland vielleicht ein wenig mehr, aber in der Not weint sie auch um Frankreich. Na, weil die auch so leckeren Wein machen und Essen… Ich kann’s nicht erklären.

Gut war aber auf jeden Fall die Werbung, die ich in Berlin sah und die die WM betraf, die hier ja eigentlich gar nicht erwähnt werden sollte. Ob das auszuhalten ist, wo doch Frankreich wieder Erwarten soweit gekommen ist? Frankreich nach 1998 wieder Weltmeister, ich wüsste gar nicht, wo ich so schnell meine Fähnchen herbekommen sollte. Wein wäre ja hier! Ich schweife ab. Die Werbung ist auf jeden Fall Klasse, auch wenn man sie bei der nächsten WM in Deutschland so nicht wieder verwenden kann. Sie ist einfach witzig und prägnant. So wie Werbung sein muss.

(Es ist übrigens absoluter Zufall, dass ich heute abend Coca-Cola getrunken habe. Aber da fällt mir noch eines ein: Eine gute Freundin hat uns neulich völlig überraschend besucht. Diese gute Freundin ist einem guten Tropfen Wein nicht abgeneigt. Wenn es darum geht, eine Flasche Chardonay für 12 Euro zu nehmen oder eine Flasche Sancerre für 24 Euro, wird sie auf alle Fälle sich der richtigen Entscheidung – dem Sancerre – anschließen und begeistert sein. Wie erfreut war sie gewesen, als wir ihr, die mit dem Auto hier war, mitteilten, dass wir ihr Cola anbieten könnten. Da war sie ganz aus dem Häuschen. Nun ja: Und da wir ein Haushalt mit sage und schreibe 24 Sorten Ketchup und Salatsoßen sind, war es wenig verwunderlich, dass meine Frau auch zahlreiche Sorten Cola anbieten konnte. Nur Dr. Peppers fehlte noch.)