Irren ist menschlich, vergessen auch. Ich bin der Letzte, der von sich behaupten würde, unfehlbar zu sein. Was ich nicht so alles vergesse. Das geht schon damit los, dass ich mir fest vornehme, eine bestimmte Sache einzupacken und garantiert diese vergesse. Insofern bin ich dem Product Sales Consultant von Macrovision gar nicht so böse, dass er das Angebot, dass ich einholen sollte vergaß. Was davor und danach passierte stimmt mich aber sehr nachdenklich. Das ging in Richtung Verarsche.

Episode 1: Die Geschäftsführung hatte sich entschlossen, dass es ein InstallShield sein sollte. Die 11.5 war auf dem Markt und kostet mal so um die 3000 Euro. Dafür kaufen sich andere Autos für. Das so eine Entscheidung nichts übers Knie gebrochen wird, klar. Dass ein Servicevertrag, der im Jahr etwas über 1000 Euro kosten soll, nicht mal so schnell mitbestellt wird, sollte auch klar sein. Jeder Kaufmann, der das nicht hinterfragt, gehört entlassen. Aber das war selbst mir zuviel. Ich bekomme also von dem Product Sales Consultant die Zahlen durchgesagt und unter der Hand verrät er mir, dass wenn ich den Service-Vertrag mit abschließe, die folgende Version inklusive habe. Wir sprachen an einem Donnerstag, die neue Version sollte am darauffolgenden Montag veröffentlicht werden. Dumme Frage, die ich ihm auch stellte: Wenn ich mir den Service-Vertrag spare und erst am Montag kaufe, bekäme ich doch auch die neue Version, oder? Die Antwort: Hmm, ja, so wäre es. Und der Preis, würde sich der Preis ändern? Nein, soweit er weiß, würde sich der Preis nicht ändern. Gut. Ich sagte ihm, er möge mir das Angebot zusenden, kaufen würden wir erst in der darauffolgenden Woche. Er solle sich aber bitte beeilen, ich würde am Freitag in den Urlaub gehen.

Episode 2: Das Angebot traf nicht ein. Ich übergab die Angelegenheit einem Kollegen.

Episode 3: Da war es in ruhigen Händen, denn der hatte soviel zu tun, dass er sich nicht kümmern konnte. So fand ich kein Paket vor, als ich am Montag wieder in der Firma aufschlug. Drei Wochen waren vergangen, manchmal dauert es aber halt. Am Dienst war ich dann über den Stand informiert und stieg wieder in das »Ich kümmere mich«-Geschäft ein. Der Product Sales Consultant von Macrovision wurde angemailt und befragt, ob er sich denn vorstellen könne, mir noch mal ein Angebot zusenden. Schließlich war sein Angebot bei uns nicht eingegangen. Er meldete sich quasi umgehend und entschuldigte sich, er hätte mich völlig vergessen. Das ist zwar schlecht für das Ego, aber wie gesagt menschlich. Er sendete mir ein Angebot zu und erwähnte, dass bis zum 30. Juni eine Aktion laufen würde, bei der es 10% Rabatt geben würde. Bei einem stolzen Preis von 3000 Euro eine nicht zu vernachlässigender Betrag – von dem Rabatt fährt so mancher in den Urlaub, allein zwar, aber er fährt! Das Angebot wurde von mir weitergeleitet, am Mittwoch war’s wohl. Donnerstag war ich noch bei einem Kunden eingespannt und das Angebot wurde zur Kenntnis genommen, aber von einer Bestellung erfuhr ich nichts. Nun ist es so: Die Leute haben ja auch anderes zu tun, nicht wahr? Und auch Entscheider können im Urlaub sein, krank oder auf Dienstreise. Es gibt also viele Gründe, dass eine solche Angelegenheit nicht innerhalb von zwei Tagen entschieden wird.

Episode 4: Die am Freitag eingeschlagene Mail des Product Sales Consultants fand ich dann aber doch ein wenig, sagen wir, unfreundlich:

Ich habe bisher nichts von Ihnen gehoert und gehe davon aus, dass Sie keinen Bedarf an unserer Sorftware haben. ich werde das Angebot stornieren, da der Rabat tab Montag nicht mehr gueltig ist, doch sollten Sie dennoch Lizenzen bestellen muessen, kann ich Ihnen diese zu normalen Listpreisen gerne anbieten.

Das aus zwei Gründen: Wenn ich schon etwas vergessen habe und meinen Kunden dadurch vergrätzt habe, dann sollte ich mich vielleicht nicht auftrumpfend verhalten und ein wenig Entgegenkommen zeigen. Ich sollte auf alle Fälle nicht so tun, als würde ich einen 5er BMW fahren und mich auf der linken Fahrbahn einer deutschen Autobahn befinden. Zum Anderen würde ich mir die Mail, bevor ich sie abschicke, noch einmal anschauen, und das »t« zum Rabatt bringen, vielleicht lieber Programme anbieten statt obsukure Sorftware und ein klein wenig auf Groß-/Kleinschreibung achten.

Ich wollte ja sowieso nicht, aber auf mich hört ja keiner. Wir werden wohl trotzdem bei diesem Macrovision Product Sales Consultant kaufen.

(Erlaubtes Nachtreten: Erste Aktion der Demo-Software (InstallShield 11.x) war übrigens ein Absturz. Das ist mit meinem favorisierten Freeware-Programm nicht passiert.

Übrigens geht es auch nicht um die Servicewüste Deutschland, denn soweit ich das sehen kann, betreibt Macrovision sein Geschäft vom Ausland aus. Ist auch supertoll, wenn man dort anruft. Wie das mit Support ist, darüber möchte ich gar nicht nachdenken.)