Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Reise. In den Morgenstunden kamen wir aus Lao Cai in Hanoi an. Zu morgendlicher Stunde, fast noch nächtlich, nämlich um 4:30 Uhr, wurden wir vom Bahnhof zum Hotel gebracht, wie der dem »Moonview«, das wir schon mal hatten, und dort waren Zimmer für uns reserviert, so dass wir uns frisch machen konnten, das Gepäck umpackten und – wer wollte – konnte auch noch ein paar Stunden schlafen.

Tuan wollte uns um 10:30 Uhr abholen und noch einen Tempel und eine Pagode zeigen. Nach einem demokratischem Abstimmungsprozess, bei dem der Reiseguide keinerlei Einfluss hatte, wurde Tuan gebeten, uns diese architektonischen Kleinode zu ersparen. So richtig konnte er nicht verstehen, was uns so lustlos machte. Ich auch nicht, aber so bekamen wir noch ein wenig von der Stadt zu sehen – die Oper, den Präsidentenpalast und, und, und …

Man findet in Vietnam allerhand Schilder mit Parolen und Spruchbänder, Ho Chi Minh ist allgegenwärtig und wird von den Vietnamesen wohl wirklich verehrt. Als wir Tuan kennenlernten und vom Flughafen nach Hanoi fuhren, dachte ich noch, dass er eine linientreue Plaudertasche ist – was gewiss kein Kompliement ist. Aber nein, der erste Eindruck ist nicht immer der richtige. Denn abgesehen davon, dass er für ein Vietnamesen fantastisch das R rollen kann, was einem eher im Russischen nützlich im Deutschen (gab es nicht eine Moderatorin vom BR, die das immer so excessiv machte?), stellte sich heraus, dass er vielmehr ein kritischer Patriot war, der auf HCM nichts kommen ließ – aber die Fähigkeit kritisch zu denken, nicht verloren hat.

Er rückte auch einige Sachen im Laufe der Reise gerade: Die Krankenversicherung ist wirklich dürftig. Schulgeld muss auch bezahlt werden, aber Familien, die das Geld nicht haben, können sich beim Standesamt einen »Stempel« für eine Schuldgeldbefreiung holen. Das hört sich nicht mehr so absolut negativ an.

Auf den Straßen, den öffentlichen Gebäuden – einschließlich Schulen – ist also Onkel Ho allgegenwärtig; Politiker aus der gegenwärtigen Generation tauchen zumindestens auf den Plakaten in der Öffentlichkeit mit ihrem Gesicht und Namen nicht auf. Was sie von den Scheichs in Dubai und dem Rest der Arabischen Emirate gehörig unterscheidet.

Bei uns ist man mit dem Begriff »Personenkult« immer recht schnell zur Hand – aber wenn man durch eine Stadt fährt und das Gesicht des Königs und seiner Nachkommenschaft allgegenwärtig ist, dann holt man dieses Schlagwort wohl zu Recht heraus. Vielleicht brauchen ja die Einheimischen dies wohlige Gefühl, ihrem Herrscher ständig ins Gesicht zu blicken und die Möglichkeit zu huldigen (es gab da so ein Gedicht oder besser Huldigung in einem Club in Abu Dhabi – das war schon nach zwei Zeilen peinlich und regte zu globalem Fremdschämen an).

Auf die Sehenswürdigkeit der beiden Städte muss man gar nicht weiter eingehen – ja, die sind fantastisch. Aber seinen wir ehrlich: Diese Gebäude und Attraktionen würden da nicht stehen, wenn man nicht Öl in der Gegend gefunden hätte. Wenn ich mich mal kurz in der Hätte-Übung versuchen darf: Hätte man das Öl in Sudan oder Mali gefunden, ständen da vielleicht die Gebäude jetzt. Wir haben in den zwei Tagen nicht alles sehen können, das ist uns schon klar. Wie im Ticker halte ich mal fest: Dubai, ja, gerne wieder für einen solchen stop over. Wasserspiele vor der Dubai Mall fantastisch und auch der Ausblick von oben auf die Stadt hat sich gelohnt (und einem in der Schwärmerei schnell wieder auf den Boden zurückgeholt, wenn man sieht, dass rund um die Stadt nichts, ja nichts!, ist). Lebhaft war natürlich das Leben um die Malls, aber auch – wie wir gestern gesehen haben – in den Stadtteilen. Aber was wir von Abu Dhabi gesehen haben, war nur der protzige Teil. Vielleicht gibt es ja auch etwas Lebhaftes, Lebendiges – es blieb uns verborgen. So blieb nach dem was wir gesehen haben (größte Moschee der Welt und Palace Hotel, ein Blick auf hinter Mauern liegende königliche Paläste), für mich nur das Gefühl, dass es in Singapur ungeheuer dekadent zugeht; in Abu Dhabi aber nur unanständig geprotzt wird (was auch kein Kompliment ist). Gerne wieder – ach nee, ich weiß nicht…

Beim Essen haben wir uns zweimal ein wenig blamiert: Im libanesischen Restaurant haben wir das mit den Vorspeisen nicht richtig realisiert; die Bedienung beim Inder haben wir indes völlig zur Verzweiflung getrieben. Er hatte vermutlich zwischendurch Zweifel, ob es wirklich zu einer Bestellung kommen würde. Dafür war in beiden Restaurants das Essen hervorragend gewesen.

Wie man es von Dubai erwarten kann – und auch ein wenig für den Preis, den wir zahlten – war das Hotel in Dubai das komfortabelste von allen, die wir auf der Reise hatten.