Die Fahrt von Hua Lu zur Halong Bay war schon langweilig, so konnte die Fahrt von Halong Bay nach Hanoi auch nicht viel interessanter sein. Ein Höhepunkt war der Zwischenstop in einem Skulpturen-Verkaufs-Gebäude, in dem es Toiletten und Kaffee gab – worauf bestimmte Personen in der Reisegruppe immer anspringen – und die Kleinigkeit, dass dadurch die Frau Mama verschütt ging und sie gesucht werden musste.

Erfrischend auch die Erkenntnis, dass so aufregend der Verkehr auf der Strecke auch sein mag, die Rückkehr nach Hanoi in einem das Gefühl hervorbringt, der Verkehr bisher sei eintönig gewesen. Es war ein wenig, wie wenn man nach Hause zurückkommt. Das Hupen und Gequitsche hat man als warmen Willkommensgruß entgegengenommen. Es war keine Hektik, nein, es war einfach nur mal wieder richtig was los!

Der Aufenthalt war wirklich nur eine Zwischenstation. Im Hotel nahmen wir unsere Sachen in Empfang und packten das kleine Gepäck für die Meeresreise aus und machten daraus das kleine Gepäck für die Bergreise.

Dann marschierten wir noch ein wenig durch die Straßen. Geschäftstüchtig, daran kann kein Zweifel bestehen, sind die Vietnamesen schon. Hier kam ich zum ersten Mal in den Genuss einer Bemerkung, die schon fast westlich gewesen war. Wir standen vor einem Geschäft und diskutierten unser weiteres Vorgehen (weiter laufen, im Hotel essen, Taxi nehmen). So etwas zieht sich bei uns immer ein wenig. Gern drehen wir uns ein wenig im Kreis und versuchen alle sieben Meinungen unter einen Hut zu bekommen. (Sieben? Na klar, sieben – schließlich kann man seine Meinung zwischendurch ja noch ändern. Die Anzahl der Meinungen hat mit der Anzahl der stimmberechtigten Gruppenmitglieder nichts zu tun.) Ob sie uns helfen konnte, fragte die Ladenbesitzerin schließlich? Nein, antwortete ich (ehrlich). Dan könnten wir ja auch gehen und den Platz frei machen. Da war ich doch überrascht, konnte aber höflich bejahen und mich entschuldigen, da die Gruppe sich schon in Marsch gesetzte hatte. Mit unbekannten Ziel in Richtung Hotel.

Schließlich landeten für das Abendbrot bei einem Chinesen. Den hatte der Herr Papa entdeckt, denn in der Auslage waren leckere Enten zu sehen. Wir gingen ins Hotel, bekamen einen schönen großen Tisch und Speisekarten, die gewiss jeden Lebensmittelfotografen hätten Hochachtung äußern lassen – die allerdings nur in vietnamesischer und chinesischer Sprache verfasst ware. Das ließ – selbst in Anbetracht der Fotografien – Interpretationsspielraum zu. Fünf der Gruppe ließen sich für geräucherte Entenbrust (ohne was zu) begeistern, Frau Mama entschied sich für Beef. Eine Entscheidung die sie kurze Zeit später bereute, denn eigentlich hatte sie auch Ente – halt nur anders als die unsrige – erwartet und nicht Rindfleisch, das nicht nach ihrem Geschmack war. Passiert, meinten wir. Hab sowieso keinen großen Hunger, meinte die Frau Mama.

Um zwanzig Uhr wurden wir dann zum Bahnhof gefahren, warteten in einem Hotel-Warteraum am Bahnhof. (Anmerkung: Es lief der Fernseher und es lief so etwas wie »Vietnam hat Talent«, so eine Super-Star-Show. In dem Raum saßen auch einige Bedienerinnen und nahmen gerade ihr Abendbrot ein. Wenn einer der Kandidaten sang und es wirklich schlecht war, saßen sie mit offenen Mündern – wohl irgendwie – fassungslos da, sagten nichts, aßen nichts. Die Mahlzeit konnte sich hinziehen.)

Die Gruppe bestand nun immer noch aus sechs Personen. Im Zug gab es nur Vierer-Abteile. Es war nicht zu erwarten, dass zwei Leutchen ein Abteil für sich allein haben würden, sondern dass man mit Fremden übernachten müsse. Der Gedanke behagte keinem, aber Susann und ich beschlossen, uns mit Aliens ein Abteil zu teilen. Vielleicht würde ja niemand kommen. Das war ein Trugschluss. Eine vietnamesische Dame, die die ganze Nacht nicht ihre Sonnenbrille abnahm, nahm die untere Liege in Anspruch, ein junger Mann die obere.

Dieser versuchte auch mit mir ins Gespräch zu kommen. Dies scheiterte allerdings daran, dass er weder der deutschen Sprache mächtig war noch in englischer Sprache wirklich kommunzieren konnte. Schade, aber nett war es trotzdem irgendwie.

Susann machte die Nacht durch, ich schlief einigermaßen. Frau Mama macht ihr Abteil um 4:00 Uhr schon mal ein wenig kirre, in dem sie aufstand und ihre Kojen-Genossen zu wecken suchte. Frau Schwiegermama war aber auf Zack und meinte, es wäre ja noch Zeit. Warum? Ja, weil erst um 5:30 Uhr mit einer Ankunft zu rechnen sei.

Ziemlich pünktlich kamen wir in Lao Cai an und stellten fest … es ist kalt.