Phil Collins steht nicht am Flughafen und wartet auf ein Taxi. Gestern, so war zu lesen, landete er mit seinen Kollegen in Linz und wurde mit einer Eskorte zum Konzert-Ort gebracht. Als ich in Linz landete, musste ich auf ein Taxi über zehn Minuten warten und das ist wirklich mal eine Premiere, denn das habe ich noch an keinem Flughafen erlebt.

Hinter mir hatte sich schon eine Schlange gebildet und es sah nicht so aus, als würden gleich andere Taxen kommen. Lustigerweise hat man eine Reihe von Linzer Taxis am Flughafen gesehen, aber die haben nur Fahrgäste abgesetzt und sind dann wieder von dannen gefahren. Mein Taxifahrer erklärte mir, dass dies damit zusammenhänge, dass die Stadtfahrer am Flughafen nur dann Fahrgäste aufnehmen dürften, wenn sich diese vor den Wagen werfen würden. Ein interessantes Geschäftsmodell: Eine Route besetzt fahren, die andere garantiert leer. Ist sicher auch unter Umweltaspekten eine sehr clevere Lösung.

Nun waren es aber nicht nur die Taxifahrer, die mich in den letzten zehn Tagen in Erstaunen versetzte. Da wäre zum Beispiel die Bahn, die irgendwo in ihren Beförderungsbedingungen einen Passung drin haben muss, dass dem Fahrgast maximale Spannung versprochen wird.

Phil Collins muss sicher nicht in einem Regionalexpress zehn Minuten auf Anschlussreisende warten, um dann eine geschlagene Stunde auf die Information zu warten, ob man denn den Anschlusszug bekommt. Ich dachte letzten Montag schon, ich hätte mich verhört oder der Zugchef hätte sich vertan, als er meinte der IC 78 würde erst in Hamburg eingesetzt werden (statt in Kiel), und deshalb würden alle Fahrgäste die in Richtung Frankfurt wollen, den Zug noch erreichen. IC? Ich hatte doch ICE gebucht.

Kurze Zeit später fuhr dann ein IC ein, der sich als Ersatzzug herausstellte. Dessen Zugchef meinte, der Zug würde sich nach dem Fahrplan des ICEs fahren. Er hatte es noch nicht ausgesprochen, da fragte ich mich, wie sie das denn in Gottes Namen schaffen wollen. Mit der Lok? Mit den Waggons? Aber er schränkte das dann ein wenig ein und meinte, bis Hannover. Danach würde man das nicht mehr schaffen. Aha. Wir kamen in Frankfurt mit 45 Minuten Verspätung an und von einer Erstattung des ICE-Anteils war überhaupt keine Rede.

Da der irgendwo versprochene Spannungsbogen aber immer ein anderer sein soll, hat man sich für die Rückfahrt bei der Bahn etwas Anderes ausgedacht: Der Zugchef des ICEs erklärte kurz hinter Hannover in Richtung Hamburg, dass man am heutigen Tage auch in Uelzen und Lüneburg halten würde, um Fahrgäste aufzunehmen. Nach dem Motto: Egal, wie haben ja sowieso schon Verspätung. Vielleicht war auch ein wenig Überraschung für die dortigen Fahrgäste geplant, denn sonst hält da ja nie ein ICE, die rauschen immer nur vorbei. Wäre ja auch nicht so schlimm gewesen, wenn man nicht dadurch eine Viertelstunde Verspätung eingefahren hätte, die dann wiederum meinen Anschluss in Neumünster gefährden ließ. Aber was rede ich? Gefährden, pah: Der ICE, der eine Viertelstunde Verspätung hatte, sprich um 18:39 Uhr in Neumünster eintrudelte, war so unwichtig, dass ein Zug, der um 18:35 Uhr eher regional in Richtung Flensburg verkehrt, nicht warten kann. Wenn einem dann als Fahrgast ein unziemliches »Arschlöcher!« entfährt, kann man dafür schon Verständnis haben. Aber in den Beförderungsbedingungen der Bahn steht sicher auch irgendwo ein Passus, dass der Fahrgast nicht verstehen muss, was die Transportleitung gerade bewegt.

Man könnte alternativ, nur so als Vorschlag, die Züge natürlich auch pünktlich fahren lassen.

Montag morgen bin ich dann zum Flughafen aufgebrochen, und mit den Kollegen hatte ich eine Woche zuvor auch unerfreuliche Erfahrungen gesammelt. Unter letztes Gepäckstück trudelte erst eine Woche später ein, aber immerhin: es kam. Mein Koffer, ganz nebenbei, übrigens auch noch kaputt. Da muss ich mich auch noch drum kümmern. Jedenfalls war die morgendliche Zeitplanung etwas verquer, so dass ich wirklich auf dem letzten Drücker eintraf und sofort an den Automaten hetzte, um ein Quick Check-In vor zunehmen. Der gute Automat nahm das zur Kenntnis, um mir dann abschließend mitzuteilen, er könne mich nicht einchecken. Huch! Ich hatte noch fünf Minuten, bis der Check-In geschlossen werden sollte.

Also nahm ich mir einen Automaten, der in direkter Nähe zu einer Mitarbeiterin stand und wiederholte die Prozedur. Das Ergebnis war das Selbe, aber ich konnte die freundliche Lufthansa-Mitarbeiterin um Hilfe bitte, gegebenenfalls auch um unkomplizierte. Die half mir auf Anhieb, in dem sie mir sagte, mein Flug sei annuliert worden, ich möge mich doch bitte zum Ticketschalter begeben, wo man mir weiterhelfen werde. Das klappte gut, ich durfte über Frankfurt fliegen und kam nur mit anderthalb Stunden Verspätung in Linz an. Wo ich dann keinen Taxifahrer antraf.

Was, wie erwähnt, Phil Collins nicht passiert wäre. Aber der hätte auch keine Probleme mit der Annulierung eines Fluges gehabt, da er privat einflog. Um dann gestern Abend in Linz ein Konzert zusammen mit seinen Genesis-Kollegin aber ohne Peter Gabriel zu geben. Da ich nun schon mal da war, konnte ich genauso gut meinen Abend mit Genesis und 30.000 anderen Leuten verbringen. Das Wetter war bestens und Genesis gaben ein wirklich hervorragendes, im besten Sinne unvergessliches Konzert. Mir geht es ja ein wenig wie Phil Collins, der die Fragen nach Peter Gabriel nicht mehr hören kann. Liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass ich Genesis immer nur mit Phil Collins gekannt habe. Die Peter-Gabriel-Zeit habe ich nicht erlebt, vermisse sie deshalb auch nicht und denke mir, lass Genesis Genesis sein und wenn man Peter Gabriel hören will, dann geht man in eines seiner Konzerte. Da liegen Welten zwischen, die aber beide ganz und gar nicht schlecht sind. Das sind so die kleinen Highlights bei Dienstreisen. (Obwohl, wenn man ein Körnchen finden will, dann findet man eines: Warum lassen sich die Kosten von Konzertkarten, die man während einer Dienstreise besucht, eigentlich nicht als Spesen abschreiben?)